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Drehumdiebolzeningenieur: Mein Wort-Schatz

Eines der Lieblingswörter unserer Familie ist Astrid Lindgrens Drehumdiebolzeningenieur, von dem Lasse sagt, man müsse Pappscheiben an Lichtschaltern anbringen können, wenn man so etwas Feines werden wolle. Unsere Kinder waren vom Kindergartenalter an davon begeistert, zumal ihr Papa Ingenieur ist und ihr Interesse am Basteln früh geweckt hat. Auch heute noch, kurz vor dem Abitur, fällt dieses Wort von Zeit zu Zeit. Ob es wohl die Studienwahl beeinflusst?

Rosemarie Horcher-Metzger, Rodenbach

 

Mein Bild des jahres


Mein Foto des Jahres habe ich am 11. März in Bamberg aufgenommen. Es handelt sich um die an exponierter Stelle angebrachte, in diesem Fall wohl seitens der Stadt verhüllte, zuvor von Neonazis beschmierte Gedenktafel für Graf Stauffenberg – laut Inschrift ein »Symbol des deutschen Widerstandes für seine Tat am 20. Juli 1944«. Ich finde dies ein Armutszeugnis, bezeichnend für den hilflosen Umgang mit den Nazi-Schmierereien. Quasi durch einen Müllsack wird das Gedenken aus der Öffentlichkeit entfernt.

Egbert Daum, Verl

 

Was mein Leben reicher macht

An der Kasse des Lebensmittelmarktes. Ein etwa Fünfjähriger: »Papa, darf ich den Wagen wegbringen?« Vater: »Ich bitte sogar darum.« Ein Lächeln für den ganzen Tag.
Joachim Schroeder, Wiesbaden

 

Mein Foto des Jahres


Mein Foto des Jahres habe ich im Sommer in Mindelo, Kapverden, aufgenommen. Eine Stunde zuvor hatte sich mein Freund am Telefon von mir getrennt. Ich ging auf die Straße und fand, dass ich jetzt wirklich ein Zeichen für den Sinn dieses verflixten Lebens brauchte. Da sah ich das Auto. Ich machte ein Foto und dachte: »Okay! Das wird mein Motto für den Rest des Jahres.«

Susanne Niemeyer, Hamburg

 

Was mein Leben reicher macht

Seit drei Wochen bin ich krank zu Hause, so langsam fällt mir die Decke auf den Kopf. Da klingelt es an der Tür. Es ist der Postbote – mit einem Päckchen von meiner Mutter. Ich bin total erstaunt. Und auf meine Frage »Aber heute ist doch Sonntag? « erhalte ich die freundliche Antwort: »Das ist vor Weihnachten immer so!« Ich hatte tatsächlich den Eindruck, dass er sich an der Freude der Empfänger freut.

Christine Brandstätter, Dortmund

 

Mein Wort-Schatz

In einem Hotel fiel mein Blick auf den gerahmten Nachdruck eines alten Zeitschriften-Titelblattes von Le Monde Illustré. Dabei erinnerte ich mich an das wunderbare Adjektiv illuster, das meine 83-jährige Mutter gerne mit leicht ironischem Unterton verwendet: »Ich hatte heute illustre Gäste!« Aus meinem Sprachgebrauch ist es schon fast verschwunden. Schade eigentlich

Werner Motyka, München

 

Was mein Leben reicher macht

Ich habe meine Freundin besucht, in ihrem Wochenendhaus mitten im Wald. Es ist spät geworden. Wir treten vor die Tür und erblicken einen funkelnden, unwahrscheinlich voll gesprenkelten Sternenhimmel. Ein Stern leuchtet besonders hell und nah. Die Venus? Alle möglichen Sternenbildernamen fallen mir wieder ein: Andromeda, Kassiopeia, Pegasus. Und Ingeborg Bachmanns Zeile »Hilf nicht dem großen Wagen weiter«. Wir fühlen uns sehr klein unter diesem unendlichen Kosmos. Später lese ich, dass es der Jupiter ist, der gerade so hell leuchtet. Und dass vor 2000 Jahren möglicherweise eine besondere Konstellation zwischen Jupiter und Venus als der geheimnisvolle Weihnachtsstern gedeutet wurde.

Hilla Lubig-Kraft, Bonn

 

Zeitsprung

1981

2011

Unser größtes Glück heißt Jakob. Gerne akzeptieren meine Frau und ich dafür unseren durcheinandergebrachten Tagesablauf, die durchwachten Nächte und den nie kleiner werdenden Wäscheberg. Als wir vor Kurzem ein altes Fotoalbum durchblätterten, fiel uns ein Foto in die Hände, das mich als Baby in einem Strampler im Achtziger-Jahre-Stil zeigt. Da erinnerten wir uns, dass uns dieser Strampler kurz zuvor erst begegnet war, als wir alles für Jakobs Ankunft vorbereitet hatten. Meine Mutter hatte uns einen großen Karton voller Klamotten  geschenkt, und tatsächlich: Darunter befand sich ebenjener Strampler von damals. Nun passt er Jakob wie angegossen, und wir mussten sofort ein Foto schießen. Wir werden sehen, ob dieser Strampler noch eine weitere Generation (oder sogar noch mehr) durchhält. Schön wäre es! In vielen Familien ist es Tradition, Schmuckstücke wie Uhren von Generation zu Generation weiterzugeben. Wir fangen erst einmal ganz bescheiden mit einem Strampler an …

Andreas Berlin, Erlangen