Berlin-Karlshorst, es regnet. Der Bus der Linie 296 ist gerade abgefahren. Eine ältere Frau kommt angelaufen. Der Bus hält noch einmal, die Frau steigt ein und bedankt sich beim Fahrer. Darauf dieser: »Sie haben aber auch Glück, dass Sie an mich geraten sind. Ich bin ja so etwas wie die Mutter Teresa des Ostens.«
es war Ihre Musik, wegen der ich von früher Jugend an immer Klavier spielen wollte. Vor eineinhalb Jahren – inzwischen war ich vierzig – habe ich mir diesen Traum erfüllt, ein Klavier gekauft und von da an Unterricht genommen. Seitdem weiß ich, wie es sich anfühlt, wenn man sich beim Klavierspielen so verliert, dass man Zeit und Raum vergisst, wie
sich Finger den Raum im Kopf freiklimpern und so die Alltagssorgen beiseite schieben, wie es sich anfühlt, wieder Schüler zu sein und üben zu »müssen«, und welche kindliche Freude man noch empfinden kann, wenn man eine Melodie gefunden hat. Dafür danke ich Ihnen!
Videotelefonieren übers Internet: Einmal die Woche extra früh aufstehen, damit ich mit meinem Liebsten in San Francisco sprechen kann. Und ihn sehen. Das macht die Sehnsucht nicht kleiner, aber leichter.
Wir waren beide sehr aufgeregt in unserer ersten Klavierstunde vor mehr als 30 Jahren: ich als junge Lehrerin und Florian, mein sechsjähriger Schüler, dem die Stunde so wichtig war, dass er im Sonntagsanzug kam. Seine kleine fünftaktige Komposition hat bei aller Einfachheit Witz und Originalität: Sie schaukelt sich zu einer Bewegung hoch, kommt dann zur Ruhe und erreicht scheinbar ihren Schluss, bevor der fünfte Takt seinen Vorgängern und der konventionellen Form eine lange Nase dreht. Florian ist inzwischen Professor an einer Musikhochschule. Monika Twelsiek, Köln
Ein Foto aus dem Zeitsprung einer alten ZEIT-Ausgabe auszuschneiden und es als kreative Aufgabe in das Heft meines argentinischen Nachhilfeschülers zu kleben. Es zeigt eine Mutter am Meer mit Baby im Arm. Mit Krakelschrift schreibt Ramiro darunter: »Mi mamá me ama!« – meine Mutter liebt mich. Ein Lichtblick in einem Elendsviertel voller zerworfener Familien und Gewalt.
Jeden Morgen um sechs gehe ich in meinen Garten hier in Tirol und sammle einen Teil meiner Schnecken ein, damit sie nicht überhand nehmen. Dabei bin ich barfuß, damit ich die Erdung nicht verliere. Ich höre, wie unser Dorf erwacht und den Tag einziehen lässt. So funktioniert hier das Zusammenspiel von Mensch und Tier.
Vor einiger Zeit war ich auf einem Seminar für Zivildienstleistende in Kiel. Und immer, wenn ich mich nicht mehr auf das behandelte Thema konzentrieren konnte, begann ich, auf der Mappe mit den Seminarunterlagen herumzukritzeln. Das kam dabei heraus.
Einen Teil der Sommerferien verbringt mein Sohn bei seinen Großeltern in Bayern. Bei einem Anruf erfahre ich von der Oma, dass sie ihm gerade Rommé beibringt und dass sie viel Spaß dabei haben. »Jetzt leg endlich auf, ich will weiterspielen! « ertönt da die Stimme des 10-Jährigen aus dem Hintergrund. Wir beenden das Gespräch. Ich will ja nicht stören. Was mein Leben zurzeit etwas ärmer macht, bereichert das der Oma.
»Soja is nich besser wie Fleisch.« Man könnte auch schreiben: »Prenzlauer Berg is nich besser wie Neukölln.« Jedenfalls haben die Freunde der Bioläden noch nicht jeden Berliner Kiez fest im Griff … Gesehen auf einem Spaziergang durch Neukölln.
Der »Kaffeefreund«, der mit seinem Fahrradcafé bei jedem Wetter auf dem Kirchplatz der Josefskirche in Münster steht und den besten Kaffee der Stadt braut. Beim »Kaffeefreund « treffen sich die Menschen des Viertels, es werden Kontakte geknüpft und gepflegt, oder man genießt (neben dem Kaffee) einfach nur die Atmosphäre. Ein Seelenstreichler der ganz besonderen Art!