Lesezeichen
 

Was mein Leben reicher macht

Seit 1996 bemühen wir uns mit dem Verein „Zukunft für Kinder – Aldea Laura e. V.“ darum, Mayakindern in Guatemala Schulbildung zu ermöglichen. Ich bin stolz, dass wir mittlerweile immerhin 220 Kindern Schul- und Ausbildung ermöglichen können. Kürzlich erreichte mich aus heiterem Himmel der Anruf einer Grundschul-Direktorin: „Wir haben von ihrem Guatemala-Schul-Projekt gehört und mit unseren Kindern einen Sponsorenlauf durchgeführt. 6000 Euro sind zusammengekommen.“ Ich kann mein Glück kaum fassen: So helfen Kinder Kindern.

Eberhard Nusch, Nürnberg

 

Straßenbild

Ein herzförmiger Zettel hinter dem Scheibenwischer eines schönen alten R4 in Köln-Ehrenfeld fiel mir ins Auge. Eine Liebesbotschaft? Kitsch? Meine Neugier ließ sich nicht mehr zügeln. Ich ging hin, las, stutzte, las noch einmal – und schoss
die beiden Handyfotos. Wäre ich der Besitzer, ich würde mein Auto zu keinem noch so guten Preis an diesen »Interessenten« verkaufen. Und ich dachte, man wüsste überall auf der Welt, wie ein Käfer aussieht …

Klaus Gieraths, Köln

 

65 Jahre DIE ZEIT

Isny im Allgäu hat einen ambitionierten Plan. Die Stadt möchte eine Lücke im historischen Stadtbild entlang der mittelalterlichen Mauer mit einem modernen Tor schließen. Der weltbekannte Schweizer Architekt Peter Zumthor machte den Entwurf für das Neue Stadttor: ein Turm aus Glas, gekrönt von einer  Kugel aus Holz. Die Kugel bietet Raum für ein Café und eine kulturelle Nutzung. Nun gilt es, ein Nutzungskonzept zu entwickeln. Es muss zu Isny passen und zu diesem einzigartigen Turm, für dessen Bau die Stadt nach Sponsoren und Mäzenen sucht. Rat holen sich die Isnyer von Experten und hatten sich daher den Besuch des Architektur-Spezialisten der ZEIT, Hanno Rauterberg, gewünscht: „Ich bin gekommen, weil ich das Projekt interessant finde und Peter Zumthor schätze.“

Hanno Rauterberg (rechts) beim Stadtrundgang in Isny

Das Treffen mit dem Feuilleton-Redakteur der ZEIT folgte einem Tischgespräch mit dem Konzeptkünstler Timm Ulrichs, Annalisa Zumthor, der Frau des Architekten, der Kulturmanagement-Professorin Karen van den Berg von der Zeppelin-Universität in Friedrichshafen, der Intendantin des Theaters in Chur, Ute Haferburg, und den Interventionsforschern Professor Peter Heintel und Larissa Krainer von der Universität Klagenfurt. Allen imponierten Mut und Willen der Isnyer zur Umsetzung des Projekts.

Hanno Rauterberg (rechts) im Gespräch über das Stadttor-Projekt

„Wir sind bestätigt worden, in dem, was wir bislang gemacht haben“, sagte Karin Hoser, die Leiterin des Isnyer Kulturbüros, „und wir haben in intensiven Gesprächen viele Anregungen erhalten.“ Das Kulturprogramm im Neuen Stadttor muss etwa Neues bieten, das so nur in diesem außergewöhnlichen Gebäude stattfinden kann und es muss integrieren, was die Stadt schon jetzt an Kultur zu bieten hat. „Hanno Rauterberg hat uns ermutigt, mit unserem Projekt die Identität der Stadt zu stärken und, aus unseren Traditionen heraus, die Zukunft zu gestalten“, resümiert Bürgermeister Rainer Magenreuter.

 

Was mein Leben reicher macht

Ich betrete am frühen Morgen den Balkon und blicke auf das noch unbebaute Feld bis zu den nicht weit entfernten Anhöhen. Die Sonne wandert gemächlich die Kuppe des Bergs entlang und wirft vereinzelt Strahlen auf das hohe taubedeckte Gras. Während ich angesichts dieser einzigartigen Kulisse an die wundervollen Momente denke, die mir die Frau an meiner Seite schon geschenkt hat, bemerke ich, dass Felix, unser Kater, wach wird und gemütlich zu mir geschlendert kommt. Wie ich ihn darum beneide, dass er diese Freiheit der Natur in vollen Zügen genießen kann!

Marc Hild, Schweich

 

Straßenbild

Bei mir um die Ecke befindet sich eine Kieferorthopädische Praxis, an deren Schild ich regelmäßig vorbeilaufe, die ich aber zum Glück noch nie von innen gesehen habe. Vor einiger Zeit fiel mir zu meinem Vergnügen auf, dass sich plötzlich etwas verändert hatte. Das Schild sah nicht mehr so aus, wie vom Arzt in Auftrag gegeben. Der „Täter“ hat sich einige Mühe gegeben seine Änderungen vorzunehmen, denn das Schild befindet sich in c.a. 2m Höhe . Vielleicht war es ein rachsüchtiger Patient!?

Wolfgang Groehl, Dortmund

 

Was mein Leben reicher macht

Ich arbeite bei der Tafel in einem Nachbarort. Bei meinem letzten Einsatz bedankte sich eine junge Kundin – offensichtlich russischer Herkunft – mit den mühevoll formulierten Worten: „Ganz wenig Dank“! Auf mein wahrscheinlich verdutztes Gesicht hin verbessert Sie sich: „Ganz vielen Dank!“

Sonja Köhler, Friedrichshafen

 

Was mein Leben reicher macht

Meine Familie! Wenn meine große Tochter (4 Jahre) sich mit dem Jauchzer „Mein Liebling!“ auf die Kleine (7 Monate) stürzt und sie mit einem strahlenden Lächeln antwortet. Mein Mann, der trotz seines anstrengenden Berufs sofort bei uns ist, sobald er die Haustür öffnet. Und meine Eltern, die sich liebevoll jeden Tag um ihre Enkeltöchter kümmern und dafür von diesen heiß und innig geliebt werden.

Judith Sopp, Lahnstein

 

Wiedergefunden: Drei Stunden Glück

März 1950. Das vierte Schuljahr an der Ardeyschule, einer Volksschule in Essen-Rellinghausen, geht zu Ende. Der Klassenverband wird sich auflösen, weil einige Schüler auf andere Schulen wechseln. Zum Abschied soll ein bunter Nachmittag zusammen mit den Eltern stattfinden. Dafür haben die Kinder Lieder, Gedichte und ein kleines Theaterstück eingeübt. Natürlich sollen die Eltern auch hübsche Programmzettel bekommen. In Schönschrift schreibt jedes Kind die Programmfolge mit Tinte und Feder von der Tafel ab und verziert das Blatt mit kleinen Zeichnungen. Der Lehrer sammelt die Zettel ein, mischt sie und verteilt sie neu. Als ich das Programm jetzt wiederfand, lief ein Film vor meinem inneren Auge ab. Ich sah und hörte, wie eine Mitschülerin das Gedicht von dem Dackel mit den krummen Beinen vortrug. Wir gehörten damals zu den ersten Kindern, die nach dem Krieg regulär eingeschult worden waren. Es war für alle ein wunderschöner Nachmittag in einer Zeit, in der nicht vieles schön war.

Ralf Steinsträßer, Darmstadt

 

Was mein Leben reicher macht

Seit einem Jahr habe ich dank Eurer Seite wieder Kontakt zu meinem früheren Ewig-nicht-gesehen-Freund Christian, der im März 2010 einen Beitrag von mir auf der ZEIT-der-Leser-Seite entdeckt hatte. Daraufhin schrieb er mir, wir trafen uns wieder – und der Funke sprang über, als hätten wir uns gestern gesehen! Danke für die schönen Treffen seitdem.

Jörg Gugel, Höchstadt a. d. Aisch

 

Mach’s gut, Matt!

Der Junge, von dem ich erzählen möchte, heißt Matt. Seinen Nachnamen habe ich vergessen. Er war schon drei Monate in der Klinik, als ich kam. Davor war er in einer anderen. Matt war höflich und nett zu jedem. Er entschuldigte sich für jede Kleinigkeit und war immer sehr ernst. Ich mochte ihn und habe ihm ein Armband geschenkt. Ein Lederband mit Holzperlen, das ich selbst gemacht hatte. Nach einer Weile wurde sein ständiges Entschuldigen etwas lästig. Außerdem sagte er oft, dass er dumm sei, was aber keineswegs stimmte. Ich verstand das nicht. Ein Mädchen hatte mir erzählt, dass er sehr gut sang und Gitarre spielte. Und ich sah auch viele positive Seiten an ihm. Einmal erzählte er uns von dem Tag, an dem er in die Klinik gekommen war. Er hatte eine Überdosis Medikamente genommen, und als er nach einer halben Stunde noch lebte, hatte er sich die Pulsader aufgeschnitten. Aber er starb nicht. Als er das erzählte, grinste ich und sagte: »Du bist unsterblich, Matt!« Jetzt denke ich, dass das ziemlich taktlos war. Er schaute auf seine Schuhe und sagte, dass er froh sei, dass man das Blut aus ihnen herauswaschen konnte, seine Oma mochte die Schuhe so gern. Als ich ihn fragte, ob er mir etwas auf der Gitarre vorspielen würde, sagte er, er könne nicht spielen und möge es nicht, wenn man ihm zuhört. Damals war ich beleidigt. Eines Tages wurde beschlossen, dass Matt entlassen werden sollte. Ich war erstaunt, denn er entschuldigte sich immer noch für alles und sagte immer noch, wie dumm er sei. Ich hatte Angst, er würde sich »draußen« wieder etwas antun. Kurz bevor er ging, setzte er sich in den Aufenthaltsraum, seine Gitarre hatte er in der Hand. Ich ging mit – und er begann zu spielen. Während das Liedes kamen viele und setzten sich zu uns. Er spielte Nowhere man, und als am Ende alle applaudierten, lächelte er und bedankte sich. Dann ging er. Als ich in mein Zimmer kam, lag etwas auf meinem Bett. Ein Lederarmband mit Holzperlen. Jetzt weiß ich, dass es Glück bringt.

Johanna Kunze, 15 Jahre (auf Wunsch ohne Ort)