auch Sie als Ökonomin müssen doch eingestehen, dass Menschen und Gesellschaften nicht nur am Erfolg ihrer Wirtschaft messbar sind. In Sachsen-Anhalt aber wurde im Zuge des koalitionspolitischen Geschachers die Zuständigkeit für die Hochschulen vom Kultus- ins Wirtschaftsministerium geschoben, das Sie leiten. Dadurch gerät die Unabhängigkeit von Studium
und Lehre in Gefahr – bis hin zur Veräußerung für (kurzfristige) Firmeninteressen! Bildung im Allgemeinen und insbesondere Geisteswissenschaften sind essenziell für mündige Bürger, auch wenn sie keinen direkt messbaren Wirtschaftsfaktor
darstellen. Menschen sind eben nicht bloß Humankapital! Bitte korrigieren Sie diese Politik! Jan Renner, Magdeburg
Die Freude meiner Großeltern über Noemi, ihre erste Urenkeltochter. Und die Lebensweisheiten meines über 80-jährigen Großvaters am Ende eines jeden unserer vielen Telefonate.
Der Tag begann wie verhext: Mein Mann knurrte, die Kinder waren ungeduldig und übermütig, und auch ich benahm mich zunehmend unausstehlich. Aber dann stand unser Nachbar, der junge Feuerwehrmann, vor mir, strahlte mich an und überreichte mir ein Pflänzchen mit zarten orange-rosa Blüten. Ein Flammendes Käthchen. Ein kleiner verspäteter Gruß zum Geburtstag. Ich war verblüfft, nahm das Pflänzchen, fing sein Strahlen auf, freute mich zusammen mit meinen Kindern. Der Tag war gerettet.
Zahlreiche Einsendungen von jungen ZEIT-Lesern hatten das Hamburger Pressehaus seit Ende letzten Jahres erreicht. Darunter auch der Wunsch von Siri aus Stuttgart: Sie lud Susanne Gaschke in ihre Klasse 5d des Geschwister-Scholl-Gymnasiums ein, um mit der KinderZEIT-Reporterin über Kinder- und Jugendliteratur zu diskutieren. Susanne Gaschke reiste gern in den Süden und erzählte von ihrem Lebenslauf, ihrer Arbeit als Redakteurin, lauschte den eigens für diesen Tag vorbereiteten Buchpräsentationen, und stellte sich den zahlreichen Fragen.
Schülerin Mara berichtet im Anschluss: „Ich finde, Sie haben es ganz toll gemacht, weil: Sie konnten alle Fragen beantworten und es war toll, dass Sie auch uns Fragen gestellt haben. Ebenfalls war es toll, dass Sie uns über DIE ZEIT und das neue Kindermagazin erzählt haben. Ich war ganz glücklich danach.“
Auch Siri war glücklich: „Wir haben zusammen viel Spaß gehabt. Ich persönlich habe mich sehr stolz gefühlt, dass ich ausgewählt wurde. Vielen Dank! Es war eine unvergessliche ZEIT.“ Klassenlehrerin Elena Jenssen sagte: „In unserem Mikrokosmos Schule gelingt eine solch authentische Begeisterung für das Lesen selten.“
Nur wenige Tage nach dem Besuch, einem mehrstündigen Gespräch und anschließendem Mittagessen in der Schulkantine, erreichte ein Stapel handgeschriebener und teils bunt bemalter Briefe die ZEIT-Redaktion.
Ich weiß, dass »Die ZEIT der Leser« nicht der Ort für Kleinanzeigen ist, und es ist auch nicht mein Wagen, der da zum Verkauf angeboten wird. Aber ich fand das Schild, das ich vor einiger Zeit in Berlin-Neukölln hinter dem Seitenfenster eines Autos sah, einfach prima. Ich musste es fotografieren, obwohl ich gerade in Eile war. Es war eines dieser Schilder, bei denen man erst beim zweiten Hinschauen bemerkt, dass irgendwas nicht ganz stimmt. Dabei ist ja eigentlich alles recht klar und das ganze Schild ein Beweis dafür, dass nicht alles perfekt sein muss, um sich (auch auf Deutsch) verständlich zu machen. Ich habe nur nicht rausbekommen, was »Schtik« heißen soll (hinter 4). Vielleicht steht es »eingedeutscht«für stick, bedeutet also Knüppelschaltung?
Auf der Terrasse sitzen und den Paragleitern über dem Hochblauen zuschauen, die grasenden Kühe und Schafe am Hang gegenüber beobachten, dazu eine Flasche Markgräfler Gutedel genießen. Später überm Wald den Mond aufsteigen sehen und die Sterne zählen, nach einem heißen Tag Blitze am Horizont wahrnehmen … Das ist ein Sommerabend in Lipburg, an dem man jeden Alltagsstress vergessen kann.
Wenn die Kinder freiwillig iPad und Nintendo liegen lassen und in die Küche kommen, um mir beim Kochen zu helfen. Wenn sie unermüdlich Karotten schälen und erstaunt fragen, warum ich Zucker an die Tomatensoße mache. Wenn sie dann fachmännisch die Soße probieren und mit konzentrierten Gesichtern zum abschließenden Urteil kommen: Es schmeckt!
Letztes Jahr hatte die Leserin Elisabeth Wolf in der ZEIT eine Grafik von Jan-Martin Wiarda über Deutschlands Bildungslandschaft entdeckt: über die unterschiedlichen Schulsysteme der einzelnen Bundesländer und geplante Reformen. Ihr war aufgefallen, dass dort das Symbol für die „Sonderbildungseinrichtungen“ fehlte. Aus diesem Grund hatte sie sich den Besuch des Chancen-Redakteurs in der Montessori Schule Biberkor am Starnberger See gewünscht – eine Schule, in der hochbegabte, nicht behinderte und behinderte Schüler zusammenarbeiten.
In der Montessori Schule Biberkor wird Inklusion bis ins Kollegium realisiert: Tobias Wolf, ein junger Mann mit Down Syndrom, arbeitet dort als English Teacher Asssistant. Er stellt Schülern englische Kinderlieder vor und erarbeitet mit ihnen die Texte. Der 31-Jährige zeigte Jan-Martin Wiarda, dass das Konzept „Inklusion“ Realität sein kann: Schüler mit unterschiedlichem Förderbedarf lernen hier tagtäglich zusammen. Denn obwohl Deutschland sich per UN-Konvention zur Inklusion verpflichtet hat, ist die Umsetzung oft schwierig: zu große Klassen, zu wenig Lehrer, Angst vor dem Anderssein, kein Geld bzw. Streit darüber, aus welchem Topf gezahlt werden soll.
Der Besuch von Jan-Martin Wiarda begeisterte Tobias Wolf:„Danke, Herr Wiarda, dass Sie gekommen sind und dass Sie zugeschaut haben bei dem Song ‚Five Little Monkeys’ und Danke fürs Mitspielen beim Memory.“
Dieses »Werk« war das Ergebnis einer einwöchigen Dauer-Unterrichts-Kritzelei. Ich finde es wichtig, dass man auch während des Zuhörens seinen Gedanken freien Lauf lassen kann. Viele Elemente auf dem Bild wurden durch Filme beeinflusst, die ich gesehen habe, etwa das Pentagramm und die Rose durch Die Neun Pforten. Außerdem wollte ich das Händemalen üben, deshalb die vielen herrenlosen Körperteile. Leider hat die Mehrzahl der Lehrer nicht viel Verständnis dafür, dass diese Kritzeleien meine Konzentration stärken. Mir hilft es aber enorm.
Sonntag, acht Uhr. Ich fahre vom Bäcker heim und sehe einen Kinderwagen am Straßenrand stehen. Als ich mich gerade wundern will, kommt ein alter Herr aus der Blumenwiese, stapft mit einem großen Wiesenblumenstrauß in der Hand auf den Kinderwagen zu, legt den Strauß unten in den Wagen und schiebt seinen Enkel weiter spazieren. Bringt er die Blumen seiner Frau? Für den Sonntagsfrühstückstisch? Der Gedanke macht mich einfach nur glücklich.