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Hier ist Afrika (7)

Stundenlang warten und probieren, doch immer wieder die Meldung: „Diese Seite kann nicht aufgerufen werden. Bitte versuchen Sie es später … später … später.“ Wann auch immer. Und trotzdem ist das Internet auch aus Kamerun nicht mehr wegzudenken. Es ist Informationsquelle, Kommunikationsmittel und ebenso – Einnahmequelle für diverse Techniker. Zum Beispiel: Das Netz funktioniert nicht. Wir gehen zum Provider. „Habt ihr bezahlt?“, fragt die Mitarbeiterin. Und ob! Ja, dann sei es ein allgemeines Problem, versucht sie uns zu trösten. „Warum klappt’s dann beim Nachbarn?“ – „Okay, ich schicke jemanden vorbei.“ Dieser Jemand sagt dann den Termin ab, weil es regnet oder sein Auto kaputt ist. Oder er kommt gar nicht, bis man wieder anruft. Als er endlich da ist, tritt überraschend der Vorführeffekt ein. Falls nicht, schaut er mich – die einzige Weiße im Büro – an: „Madame, du (wer sonst?) musst einen neuen Router kaufen!“

©ZEIT Grafik

Der Router ist zwar brandneu, gerade drei Monate alt. Doch Garantie ist eine europäische Erfindung. Was bleibt mir übrig? Stromschwankungen, Viren, Gewitter, schlechte Qualitätsware – irgendwas scheint die Lebensdauer dieser Geräte drastisch zu verkürzen. Also spendiere ich wieder einmal umgerechnet gut 100 Euro. (Immerhin können wir einen der zahlreichen Computerzubehörverkäufer glücklich machen.) Am nächsten Tag findet unser Experte heraus, dass die Netzwerkkarte nicht funktioniert. Die tauscht dann ein anderer Kollege aus. Vorübergehend ist damit das Problem gelöst. Doch schon am nächsten Montag, siehe da, große Überraschung: „Diese Seite…“

Seit fast zwei Jahren lebt Tabea Müller, 37, im Nordwesten Kameruns. Als Sozialmanagerin berät sie Frauen, unterstützt ein Alphabetisierungsprogramm und andere Projekte. Hier erzählt sie jede Woche über den Alltag im Inneren Afrikas.

 

Alte junge Liebe

Am Strand in Stubbenfelde, Usedom. Ein älteres Paar, beide ergraut, steht sich gegenüber. Sie hat sich, um den Größenunterschied auszugleichen, auf einen Pfahl einer Buhne gestellt. Er umarmt sie. Zärtlich hält sie sein Gesicht in ihren Händen, beide verweilen, sich liebevoll anblickend und dann in Küssen versinkend. Welch schöner, berührender Moment, an dem ich teilhaben konnte.

Agnes Wronski-Keizers, Berlin

 

Quiekende Erholung

Der Kopf ist dicht. Der Nacken schmerzt. Zu viel Arbeit. Zu wenig Zeit. Ich öffne die Tür nach Hause und streife Schuhe und Jacke ab. Ich gehe durch den Flur und in den nächsten Raum. Es quiekt, hüpft und wuselt vor meinen Augen. Große Augen blicken durch dichtes Fell. Ich setze mich vor dem Stall auf den Boden. Mein Mann kommt dazu und setzt sich neben mich. Fünf Fellknäule watscheln auf uns zu. Die Meerschweinchennasen schnüffeln nach uns und hoffen auf Futter. War heute ein stressiger Tag? Ich weiß es nicht mehr! Ich lächle, denn ich bin zu Hause!

Claudia Frick, Bad Kreuznach

 

Wer mein Leben reicher macht

Werner! Mein zauberhafter, schwuler Zehn-Hausnummern-weiter-Nachbar! Mit einer witzigen SMS, in der er mir einen schönen Tag wünscht, einem Spaziergang, seinem Lachen, seiner ganzen wundervollen Art. Schön, dass ich das Glück habe, ihn zu kennen!

Frau Ratsch & Latsch (Meinen richtigen Namen bitte nicht veröffentlichen, da wir in einem kleinen Dorf wohnen und jeder gleich wüsste, wer gemeint ist. Und Werner kann sich nicht outen!)

 

Entschleunigung

Ich hatte an diesem Tag bereits mehrere dienstliche Termine hinter mir und war in Gedanken bereits bei meiner nächsten Besprechung, die in einem Seniorenpflegeheim stattfinden sollte. Da ich etwas spät dran war, betrat ich in eiligen Schritten die Einrichtung. Auf dem Weg durch das Haus begegnete ich einem älteren Herrn, den ich im Vorbeieilen begrüßte. Er erwiderte meinen Gruß, indem er versuchte mir zu winken, was ihm sichtlich schwer fiel, und mit einem Strahlen im Gesicht, das meinen Schritt augenblicklich verlangsamte. Mit einem Mal war meine Eile vergessen und nur noch das Hier und Jetzt wichtig. Mit einem breiten Lächeln erreichte ich den Besprechungsraum. Dieses Lächeln gab mir Kraft für den ganzen Tag und auch Tage später denke ich noch gern an diesen kurzen Augenblick zurück. Einen großen Dank dafür.

René Biela, Chemnitz

 

Wiedergefunden: Der DKW Junior

Als „Kriegskind“, das seinerzeit alles verloren hat, habe ich auch heute noch einen Sammeltick. Und deshalb ist es nicht verwunderlich, dass sich in meinen Unterlagen eine Rechnung gefunden hat, die mich und bestimmt auch Ihre Leser in Staunen versetzt:
Damals, anno 1961, kaufte ich mir mein erstes Auto, einen DKW-Junior, mit dem damals üblichen Drum und Dran (2-Takt-Motor 750ccm, Heizung, Klimaanlage, Kfz-Brief, Überführung, Frostschutz, Zweifarbenlackierung und Fußmatten) für 5500 Mark. Das wären heute zirka 2750 Euro). Und was kostet ein Audi A4, der irgendwie der Nachfolger des DKW Junior ist, heute? Als 1,8-Liter-Benziner mit 120 PS und 6-Gang-Schaltung ist er nicht unter 27 000 Euro zu kriegen. Das wären 54 000 Mark!

Rainer Senkbeil, Zell an der Mosel

 

Kraniche unterwegs

Freitag nachmittag, sonnig und klar, ich putze bei laufendender Musik. Plötzlich höre ich etwas und gehe auf meinen Balkon. Hunderte von Kranichen ziehen in den nächsten Stunden über mein Haus, ihre Ankunft mit Schreien ankündigend. Vor dem Haus steht ein Mann mit seinem Enkel, der sich gar nicht beruhigen kann.“Opa, da sind noch viele, Millionen!“ Man kann sogar die Federzeichnung sehen. Jedes Jahr der gleiche Weg, sie wechseln sich an der Spitze ab. Was für ein Glück, dass ich zu Hause war und der Himmel so blau strahlt. Dieses Naturschauspiel lässt mich den Rest des Tages lächeln. Jedes Jahr erwarte ich die Kraniche und bewundere ihre Formationen, verfolge sie mit meinem Blick als untrügliches Zeichen des Winters. Und freue mich auf den Frühling.

Tina Eichhöfer, Limburg

 

Espresso?

Jeden Morgen die Frage meines Chefs: „Möchten Sie auch einen Espresso?“ Ja, ich möchte. Mein Chef kocht für mich mit und serviert mir den Espresso mit zwei kleinen Pralinés…

Barbara Frisch, Bad Neuenahr-Ahrweiler

 

Ich lebe!

Ich laufe im Wald und nehme die Natur mit allen Sinnen wahr. Schlagartig wird mir wieder mal bewusst: Ich lebe und es geht mir gut. Die Welt ist so schön. Tiefes Glück und Dankbarkeit durchströmen mich. Diese neue Einstellung zum Leben habe ich meiner Krebserkrankung vor zwei Jahren zu verdanken.

Heidi Gögelein, Alzenau

 

Ungesagtes

Diese Kritzeleien entstehen bei mir aus nicht abgeschickten Briefen und nicht ausgesprochenen Gedanken.

Christa Frontzeck, Berlin