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SMS aus Wroclaw

Wir, das Otto-Hahn-Gymnasium Nagold, haben seit fünf Jahren eine Partnerschaft mit dem Liceum IV in Wroclaw (Breslau)/Polen. Alljährlich besuchen wir die Polen im Frühjahr und die Polen uns im Herbst. Nach der Rückreise unserer Gäste vergangenen Oktober erhielt ich von meiner Schülerin Katja folgende SMS: „Danke für einen insgesamt gelungenen Polenaustausch! Hin- und Rückaustausch waren beide super und eine gute Erfahrung. Es waren sehr, sehr lustige Tage mit einigen unvergesslichen Momenten. Danke! Liebe Grüße, Katja J.“– Einfach schön, nicht wahr!

Werner Lösch, Nagold

 

Lieber Herr Schmidt,

© Marcus Brandt/dpa

als Sie Kanzler wurden, habe ich schon lange nicht mehr in Deutschland gewohnt und gewählt. Trotzdem waren Sie mir nahe, Sie und Loki. Sie waren mein Kanzler in meinem Deutschland. Jetzt werden Sie sicher Wochen oder Monate brauchen, um all die Post zu lesen von den Menschen, die zusammen mit Ihnen von Loki Abschied genommen haben. Ich habe die Trauerfreier im Fernsehen miterlebt und es tat mir gut. Ich habe mich in Gedanken vorgedrängelt und saß mit Ihnen und Ihrer Familie in der ersten Reihe. Am Freitag erscheint hier in Bergamo die ZEIT, aber diesmal war sie schon vergriffen, als ich kam. Die ZEIT-Leser von Bergamo hatten sie wohl alle schon gekauft: unsere ohnmächtige Art, mit Ihnen zu trauern.

Marianne Broszio, Bergamo, Italien

 

Mehr Glück geht nicht

Wir sitzen im Trauzimmer eines besonderen Standesamtes. Wir – dazu gehören außer Freunden und Verwandten unsere beiden Töchter und Schwiegerkinder, unsere kleine Enkeltochter, die über den Boden krabbelt. Vor dem „Altar“ stehen unser Sohn und unsere zukünftige Schwiegertochter, beide strahlend vor Glück. Unsere Gedanken wandern 30 Jahre zurück, als unser Sohn im Alter von 15 Monaten aus Indien zu uns kam, halb verhungert, krank, schwer hörbehindert, mit riesigen traurigen Augen, unfähig zu lächeln. Heute ist er – trotz seiner Behinderung – ein äußerst erfolgreicher junger Mann. Und jetzt steht er da und gibt seiner schönen jungen Frau das Ja-Wort. Mein Mann und ich sind uns einig: Mehr Glück geht nicht!

Ulrike Willecke, Düsseldorf

 

Entdecker

Freitagnachmittag 15 Uhr. Ich hole meinen „Adoptivenkel“ Kian aus dem Kindergarten ab. Zur Begrüßung schlingt er die Arme um mich und lacht mich durch seine kleine Brille an. Dann entdecken wir jede Woche gemeinsam die Stadt. Welch ein wunderbarer wechselseitiger Lernprozess.

Klaus Schüler Nürnberg

 

Dienstreise

Nach einigen Monaten Elternzeit bin ich wieder zurück im Beruf und heute auf meiner ersten Dienstreise. Ich sitze im Hotelzimmer, Hunderte von Kilometern von zu Hause entfernt, ich denke an meine beiden Lieben. Ich bin dankbar, dass sich Familie und Beruf vereinbaren lassen, und lächle, weil ich mir so gut vorstellen kann, wie die beiden die Zeit genießen.

Katrin Tännler, Brüssel

 

Gruselhörspiel, online und offline

CC-BY-Ch. Histel

Die Idee zu unserem Gruselhörspiel entstand an einem Sommerabend im Biergarten. Als Grundlagen sollte der Groschenroman dienen, den ein Freund im Rahmen einer Wette geschrieben und seitdem auf der Festplatte liegen hatte: Die Geschichte des Parapsychologen Moe Hackett. Schnell waren der Roman zum Hörspielskript umgeschrieben und via Twitter, Facebook und E-Mail die SprecherInnen gefunden. Die Beiträge wurden gesammelt und dann von einem befreundeten Tontechniker im Studio gemixt. Das fertige Hörspiel steht kostenlos zum Download bereit.

Doch ein wenig mehr wollten wir dann doch auf die Beine stellen: Eine Hörspielpremiere sollte es geben, nämlich im „Burgtheater“, einem stillgelegten Kino aus den Fünfziger Jahren, das der Besitzer, ein netter älterer Herr, für Veranstaltungen vermietet. Passend zum Geisterjägerplot wurde der 31.10. als Termin angesetzt – Halloween. Doch wenn interessiert schon die Premiere eines Amateurhörspiels, dachten wir und rechneten mit nicht mehr als 20 Gästen. Trotzdem legten wir uns ins Zeug, mit Deko und Tombola, und fanden sogar Sponsoren für Lospreise, einen Teil der Getränke und Gruselmuffins. Nachdem wir in Lokalpresse und über das Web 2.0 kräftig getrommelt hatten, erschienen uns um die 50 Besucher realistisch. Doch wir hatten uns wohl unterschätzt: Das Foyer füllte sich und schon bevor die Premiere um 20 Uhr begann war klar, dass die 80 Plätze des Kinosaals besetzt sein würden. Wir gaben schließlich eine zweite Vorstellung und zählten insgesamt 120 Gäste. Nicht nur die Saalmiete konnten wir am Ende decken, wir nahmen zusätzlich noch über 200 Euro ein, die wir zur Unterstützung von Creative-Commons spenden werden, unter deren Lizenz das Hörspiel läuft und die Veranstaltungen wie unsere Hörspielpremiere überhaupt erst möglich macht.

Judith Rachel, Friedrichsthal

 

„Werden Sie alt, junge Frau!“

Gestern, in meinem Minisupermarkt um die Ecke, habe ich eine kleine, gepflegt aussehende, alte Frau gefragt, ob ich ihr helfen könne. Sie stand mit ihrem Einkaufswagen suchend an den Brötchenschubfächern, aus denen du die Brötchen mit der Zange herausfischen musst, und fand die Tüten nicht. Ich gab ihr eine, und sie sagte: „In meinem Alter, wissen Sie, da ist es eben nicht mehr so gut mit den Augen.“ – „Ach, das geht auch jüngeren so mit all dem Vielen…“ hab ich gesagt. – „Nun“, sagte sie, „aber ich werde bald 100.“ – „Was!?“ hab ich gefragt. – „Ja, am 29. Dezember 1910 bin ich geboren.“ – Ich konnte es nicht fassen! – Wir haben am selben Tag Geburtstag, und gegenüber dieser bald Hundertjährigen kam ich, 1951 geboren, mir plötzlich vor, als sei ich gerade mal aus der Pubertät heraus. – Aufrecht stand sie; mit klaren Augen schaute sie mich an; weder Stöcke noch Rollator hatte sie dabei. Und auch der Abschiedsgruß hat mir gefallen: „Werden Sie alt, junge Frau, und gesund!“

Christa Frontzeck, Berlin

 

Kritzelei: Kafkas Tiere

Diese Kritzelei ist am Vorabend meiner mündlichen Magisterprüfung im Fach Germanistik entstanden. „Kafkas Tiere“ war eines der Literaturthemen. Durch das Zeichnen konnte ich mir etwas Ablenkung verschaffen und meine wirren Gedanken zu Papier bringen. Und das Schönste war, dass die Prüfung sehr erfolgreich verlaufen ist!

Christiane Schultz, Hamburg

 

Auf der Jagd nach den Munros

Das lange Warten auf die anstrengendsten zehn Tage des Jahres und schließlich: sich abzurackern, bei Wind und Wetter; den Akku ganz leer zu machen, damit er sich wieder füllen kann. Mein Freund Cord und ich sind sogenannte Munrobagger – Munro-Sammler. Munros sind Berge in Schottland, die höher als 3000 Fuß (914 Meter) sind und noch ein paar andere Kriterien erfüllen müssen. Es gibt derzeit 283 Munros, das ändert sich aber von Zeit zu Zeit, je nachdem, wie die aktuellen Messungen ausfallen. Etwas mehr als hundert Munros liegen noch vor mir. Kein leichtes Unterfangen von Deutschland aus, aber eines, das sich lohnt.

Frank Müller, Mechernich

 

Spannender Sonntagmorgen

7.30 Uhr Sonntagmorgen, schnell ein Brötchen und nen Kaffee reingepfiffen…nur unter Zwang, du willst wieder nichts essen.

7.45 Uhr sitzen wir im Auto und fahren still durch unsere Heimat.

7.55 Uhr die Sonne blitzt frisch und munter hinter dem Keulenberg vor…andere Leute gehen hier wandern, um solch ein Schauspiel zu erleben.

8.15 Du nimmst deine riesige Tasche schweigend aus dem Auto und gehst.

8.35 Ihr macht euch warm, 11 + 5 Jungen in Rot–Weiß.

9.00 Uhr Anstoß…ihr kämpft und spielt und fallt und schiebt…ein Tor, ein Gegentor, ein Tor. Wir schreien, halten uns die Augen zu.

9.35 Uhr Pause, wir loben euch, klatschen euch ab, diskutieren.

9.45 Uhr Anpfiff, 2. Halbzeit – es läuft gut ! Wir jubeln. Jetzt nur durchhalten…wir schreien. Der Schiedsrichter hat auch wieder keine Augen…wir rufen und drücken alle „Elterndaumen“ dieser Welt.

10.20 Uhr Schluss! Sieg! Ihr jubelt und verneigt euch wie die Großen vor eurem Publikum. 9 Eltern vom Gegner und 8 Eltern von uns.

10.45 Uhr Singende Jungs unter der Dusche, nur zu Hören. Zu sehen schon lange nicht mehr. (Ihr seid schließlich fast Männer)

11.00 Uhr du kommst glücklich und stolz mit deiner riesigen Tasche und fragst: „Was gibt’s denn jetzt zu essen?“

Wie lange darf ich solch schöne Sonntagmorgen noch miterleben?

Conny Ruß Hempel, Mutter eines Sohnes, Landkreis Bautzen