ich war nie ein Fan des deutschen Schlagers, und Hits wie Ich will ’nen Cowboy als Mann waren mir ein Graus. Und trotzdem hast Du mir immer gefallen: Deine positive Ausstrahlung, Dein fröhliches Lachen, Dein dänischer Akzent. An einem Tag im Frühling sah ich Dich wieder. Diesmal ganz persönlich, irgendwo in der bayerischen Provinz, in einer 800 Jahre alten Mühle. Und das helle Lachen war immer noch da! Berndt Schramm, Ramerberg/Oberbayern
Es wird in Deutschland zurzeit viel über Griechenland gesprochen, es wird über die griechische Kultur geurteilt, aber stets aus dem Blick ökonomischer Leistungen. Als Literaturwissenschaftlerin bin ich im Rahmen meiner Doktorarbeit zur visuellen Poesie im griechischen Kulturraum auf folgendes Figurengedicht gestoßen, ein Pyramidengedicht von Ntinos Siotis, in Athen am 22. Juli 1996 geschrieben, 1999 in seiner Gedichtsammlung Mouseion Aeros veröffentlicht und hier zum ersten Mal übersetzt:
Wie uns die Fremden sehen
Wie sehen uns die Fremden?
Sehen uns die Fremden?
Sehen die Fremden?
Die Fremden?
Fremde?
Die Zeilen nehmen jeweils um ein Wort ab, jeder Vers bekommt hierdurch seine eigene Betonung und Bedeutung. „Wie sehen uns die Fremden?“ – nicht nur ein Anstoß zum Nachdenken über das „Wie“, sondern auch ein Nachdenken über den Begriff des „Fremden“ in der so schön als „Europäische Union“ bezeichneten Gemeinschaft.
Zweimal Ho Chi Minh City, das ehemalige Saigon. Zweimal chaotischer Verkehr, beherrscht von Motorrollern, die dicht an dicht kreuz und quer fahren – und meistens im Stau stehen. Zwei fast identische Straßenszenen also, aufgenommen im Abstand von fünf Jahren. Das erste Bild hat mein damaliger Reisebegleiter Ben Davies gemacht, das zweite stammt aus meiner eigenen Kamera.
Und irgendetwas auf den Bildern ist anders. Bloß was? Richtig: Vietnam hat die Helmpflicht eingeführt!
Fünf Worte bereicherten mein Leben: „Du hast mein Herz berührt.“ Sie wurden mir ins Ohr geflüstert. Trotzdem klangen sie in diesem Moment hoffnungsvoll und ehrlich. Und noch lange nicht so abgenutzt wie so manches dahingeheuchelte: „Ich liebe dich.“ Wozu braucht frau teure Geschenke, wenn sie sich an fünf Worten die Seele wärmen kann?
London. U-Bahn-Haltestelle Westminster. Ein altes Ehepaar betritt das Abteil. Beide mindestens 90, sie gebückt und am Stock gehend, er zitternd und mit Hut. Sie halten sich an den Händen. Wie auf Kommando erheben sich alle Leute von ihren Plätzen. Die Alten nicken dankend und setzen sich mühsam. Er nimmt den Hut ab. Schaut versonnen lächelnd in die Runde.
Dann beugt er sich zu seiner Frau, küsst sie auf die Wange und sagt seufzend: „Ich glaube, wir sehen ziemlich alt aus, my dear.“
„Pfandflaschenrücknahmeautomat“. Wahrscheinlich brauche ich gar nicht mehr zu sagen und alle wissen Bescheid. Der Getränkemarktmitarbeiter ist wegrationalisiert, jetzt steht da ein flaschenschluckender Roboter.
Es ist jedes Mal wieder ein mittelschweres Drama, wenn man vor diesem stinkenden Ungetüm (gärende Flüssigkeiten aller Art) steht und Befehle entgegennehmen muss, die einen an sich selbst zweifeln lassen. „Flasche zu schnell eingeschoben!“ – „Automat akzeptiert Flasche nicht!“ – „Flasche nicht erkannt!“ Der Wutausbruch kommt, wenn der Automat selbst beim dritten Versuch noch sagt: „Flaschenboden zuerst!“ Obwohl man es natürlich schon dreimal korrekt versucht hat.
Jetzt hat der Getränkemarkt in meiner Nachbarschaft auch noch den zweiten Automaten wegrationalisiert. Vielleicht spart das ja Strom. Ärger auf jeden Fall nicht. Die Schlange am verbliebenen Gerät flucht sich in Rage. Nur der Automat bleibt noch ruhig. Leider zu ruhig …
Das neue Album des Hamburger Hip-Hop-Künstlers Dendemann: Vom Vintage Verweht! Großartige, intelligente und humorvolle Texte, Musik, die eher an Rock als an klassische Hip-Hop-Beats erinnert. Und das Beste: Endlich kann ich mal zusammen mit meiner Freundin, die den Hip-Hop nicht so mag, Musik genießen. Und an ihrem Geburtstag sogar ein Dendemann-Konzert besuchen.
Benjamin Wolf, Münster Vom Vintage Verweht ist bei Sony Music Entertainment erschienen
Gumminis können ein, drei oder sogar vier Leben haben. Und das steht unter ihrem Fuß. Wie praktisch. Aufgeklärt hat mich Luan, acht Jahre, mit dem ich als Lesepatin in seiner Grundschule jede Woche lesen übe. Guck mal einer an, dachte ich da. Was es nicht alles gibt. Kaum zwei Sätze weiter erklärt Luan mir, dass sie in Albanien Minen auf der Spielwiese mit einem Besenstiel zum Explodieren gebracht haben. Und nahtlos weiter, dass seine Schwester Spielzeug für 13 Euro gekriegt hat – und er nur die Gumminis für sechs. Voll gemein!, wie er meint. Die Welt mit acht in kaum zehn Minuten. Irre.