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Zahltag

(nach Rainer Maria Rilke »Herbsttag«)

Chef: Es ist Zeit. Die Arbeit war sehr hart.
Leg ein paar Euro drauf, wir werden’s brauchen,
und auf den Fluren lass uns wieder rauchen.

Erlaub uns, in der Arbeit frei zu sein,
gib uns drei zusätzliche Urlaubstage,
dränge die Konkurrenz hinaus, und jage
die Leiharbeiter schnell aus unsern Reihen.

Wer jetzt ’nen Job sucht, findet keinen mehr.
Wer jetzt auf krank macht, kann zu Hause bleiben,
wird Fernseh’n gucken und Hartz-IV-Anträge schreiben
und wird vor dem Jobcenter hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

Anja Friedrich, Berchtesgaden, Bayern

 

Was mein Leben reicher macht

Freitagmittag, telefonische Nachricht: Mein Neffe Johannes ist gesund zur Welt gekommen. Meine Frau und ich aktivieren per Mail und Facebook Freunde und Kollegen in aller Welt und bitten jeweils um eine lokale Tageszeitung. Die aus Griechenland und Polen sind bereits angekommen und zwei aus Ungarn unterwegs. Weitere aus Rumänien, Kasachstan, Indien, den USA, Südafrika, dem Libanon, Slowenien, Singapur, England und Spanien folgen. Unser Geschenk für seinen 18. Geburtstag!

Tom Kühlthau, Frankfurt am Main

 

Zitronen

Sehr geehrte Frau Breede,

Ihr auf der Leserseite der ZEIT (49/2013) veröffentlichtes Rezept für Salzzitronen machte mich sehr neugierig. Inzwischen habe ich es mehrfach selbst erprobt. Ich liebe Zitronen, befinde mich ja im Land, »wo die Zitronen blüh’n«, und schöpfe daher aus dem Vollen (anbei ein Foto meiner diesjährigen Ernte im Garten von Freunden). Nun schreibe ich Ihnen, weil ich folgendes Risotto-Rezept für Ihre Salzzitronen erfunden habe, mit dem ich auch bei italienischen Gästen schon großen Erfolg hatte. Vielleicht macht es Ihnen ja auch Freude:
Eine Zwiebel fein gewürfelt in Olivenöl andünsten, eine halbe oder auch ganze Salzzitrone fein gehackt dazugeben. Eine Tasse Reis dazu, alles noch weiterdünsten und dann nach und nach Brühe zugießen (darf ein Würfel sein), bis es ein schönes, sämiges Risotto wird. Am Schluss noch geriebenen Parmesankäse einrühren und eventuell frisch gehackte Petersilie darüberstreuen.

Buon appetito!
Sehr herzliche Grüße aus dem Süden

Hannelore Ciofi Iannitelli,
Cerveteri/Italien

 

Im Salz liegen: Mein Wort-Schatz

Neulich sagte eine frühere Schulkollegin zu mir: »Du hast bei mir noch etwas im Salz liegen.« Im Rheinland wurde dieser Ausdruck früher oft verwendet, wenn unausgesprochene Dinge zu klären waren oder wenn jemand noch eine alte Rechnung zu begleichen hatte. Ich hatte den Satz nun aber schon ewig nicht mehr gehört, weshalb er mich sofort an meine Jugendzeit erinnerte.

Irene Wiel, Wesseling

 

Was mein Leben reicher macht

Nils! Zusammen kletterten wir den kleinen Berg zur Kapelle hoch, um von dort die Sonne im Meer untergehen zu sehen. Zu früh. Eine Stunde lang genieße ich den Ausblick, während mein Freund Flora und Fauna erkundet. Pünktlich zum Sonnenuntergang ist er zurück – und hält mit einem liebevoll gebundenen Blumenring um meine Hand an. Glücklich kann ich ihn nun meinen Verlobten nennen.

Jana Schütte, derzeit Tribunj, Kroatien

 

Was mein Leben reicher macht

Unsere fünfjährige Tochter, abends vor dem Einschlafen: »Heute bete ich mein eigenes Gebet: Lieber Gott, behüte und beschütze mich und lass mich in Frieden.«

Ralf Blaha, Heidenheim

 

Zeitsprung: Apfelbäumchen

Meine Sucht sind nicht Schokolade oder Nikotin, sondern Äpfel. Also warum nicht einen eigenen Apfelbaum anpflanzen? Endlich, nach über einem Jahr des Probierens keimte am 28. April ein kleiner Apfelkern, und in den folgenden Wochen konnte ich ihm förmlich beim Wachsen zusehen.
Ich bin unglaublich stolz. So muss sich Mutterschaft anfühlen. Spätestens wenn mein Bäumchen Früchte trägt, sollte ich aus meiner kleinen Berliner Altbauwohnung in die Uckermark ziehen.

Evelin Valentin, Berlin

 

Was mein Leben reicher macht

Samstag auf dem Sofa. ZEIT lesen. Ganz zum Schluss: »Mein Wortschatz«. Der KINDERFEIND von Monika Zeiler aus Nürtingen springt mich geradezu an – oohh jaa, diesen allzu gründlichen Teigschaber kenn ich gut. Was mein Leben reicher machen würde? Einmal eine ganz volle Teigschüssel … nicht zum Backen, nur zum Ausschlecken! Bauchweh? Egal!

Ulrich Boeyng, Kuhardt, Rheinland-Pfalz

 

Was mein Leben reicher macht

Wogende Ähren. Und nun nach der Ernte: Stoppelfelder mit großen Strohballen vor blauem Himmel. Deutschland wird einfach unterschätzt!

Felicitas Kählitz, Lübeck

 

Was mein Leben reicher macht

Meine Herzkatheteruntersuchung verschoben zu haben, um beim Klassik-Open- Air in Nürnberg mit meinem Chor und der sensationellen Sopranistin Simone Kermes auf der Bühne zu stehen und Tausende von »Sternlasspeier« (hochdeutsch: Wunderkerzen) aufleuchten zu sehen.

Willi Mößel, Nürnberg