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Berlin Festival 2011

 

(c) Andreas Janetschko

(c) Universal Music

Als der Rapper Casper in diesem Sommer seine Platte „XOXO“ veröffentlicht hat, ist ein Fall eingetreten, der Seltenheitswert im deutschen Pop hat. Einerseits entwickelte sich das Album zum Massenhit und erreichte Platz eins der deutschen Charts, andererseits wurde „XOXO“ auch noch von diversen Kritikern in den Feuilletons gelobt. Nun kann man Casper und seinen cineastischen Larger-than-life-Rap am Samstag, 10. September im Konzert erleben, er spielt dann um 20 Uhr beim Berlin Festival auf dem stillgelegten Tempelhofer Flughafen.
Für uns hat Casper vor kurzem geträumt, und zwar im ZEITmagazin 32/11, es ging dabei neben seiner Kindheit in der ostwestfälischen Provinz auch um seine Verlustängste. In einem Albtraum, der ihn immer wieder heimholt, sieht er diese symbolisch eingewoben. Casper erzählte uns: „Bis heute kann ich mir nicht erklären, warum ich so oft davon träume, dass mir die Zähne ausfallen. Ich wache dann morgens auf und muss in meinem Mund fühlen, ob da nicht doch eine Lücke ist. Am plausibelsten erscheint mir, dass diese Art von Träumen etwas mit Verlustängsten zu tun haben. Das würde bei mir passen.“
Dass Casper so freimütig seine Befindlichkeiten preisgibt, ist auch ein typisches Merkmal seiner autobiografischen Songs. Er rappt über zerbrochene Freundschaften, über die Wunden seiner Kindheit und über die Monotonie des  Alltags. Schön daran ist, dass er trotz aller Melancholie immer dem Leben zugewandt, immer optimistisch bleibt. Casper ist ein Mutmacher, und deshalb darf man sich auf seinen Auftritt auf dem Berlin Festival zurecht freuen.
Dabei ist sein Konzert nicht der einzige Höhepunkt des Open-Airs, das am 9. und 10. September stattfindet. Mit Suede und Primal Scream geben gleich zwei Britpop-Legenden der 90er Jahre mit Spannung erwartete Comeback-Konzerte. Die Beginner um Jan Delay wollen beweisen, dass HipHop aus Hamburg immer noch mitreißen kann. Public Enemy hingegen müssen gar nichts mehr beweisen – sie sind als Gralshüter des amerikanischen Rap ohnehin über alle Zweifel erhaben. Wenn die Eastcoast-Rapper in der Nacht von Samstag auf Sonntag die Bühne betreten, wird mit Sicherheit auch Casper im Publikum stehen.
Philipp Wurm