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Proust-Fragebogen für Blogger (17)

(c) Philipp Kyeck

Was im 19. Jahrhundert Salons waren, sind heute Blogs. In diesem Sinne lassen wir die Tradition des legendären Fragebogens von Marcel Proust für unsere Lieblingsblogger wieder aufleben. Dieses mal geht er an Catrin Linderkamp (30), die seit zwei Jahren das Blog maikitten betreibt. Das Design des Blogs ist Programm: Bei maikitten geht es nicht nur um kreative Läden und Lokale in Berlin, sondern vor allem ums Nähen, Stricken und – ganz allgemein – das Selbermachen. Besonders begeistert uns: maikitten gibt es auch als iPhone-App, unter anderem mit einem ständig wachsenden «Kreativstadtplan» von Berlin.

Was ist für Sie das vollkommene Blog? Jedes Blog ist anders und spiegelt ein Stück weit die Persönlichkeit des Schreibenden wieder. Ein vollkommenes Blog habe ich bisher noch nicht entdeckt.

Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten? Mit all den anderen Bloggern, die sich trotz Zeitmangel die Zeit zum Bloggen nehmen und die Freude daran bewahren.

Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung? Meinen Google reader nach neuen Blogartikeln durchforsten, schöne und einmalige Dinge entdecken, Musikvideos anschauen.

Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung? Neue Lieblingslieder in der Dauerschleife hören, mit dem Kajak paddeln gehen, auf Flohmärkten nach Schnäppchen schauen und vorgenommene DIY-Projekte in die Tat umsetzen.

Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit? Sind leichte Übertreibungen schon Unwahrheiten?

Ihr Lieblingsheld im Netz? Der deutsche Illustrator Christoph Niemann, der für das „The New York Times Magazine“ den Blog „Abstract Sunday“ schreibt bzw. zeichnet. Seine Illustrationen und Einfälle zaubern mir immer wieder ein breites Grinsen ins Gesicht.

Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit? Meine Eltern, die nach Jahrzehnten gemeinsamer Zeit und eines anstrengenden geteilten Arbeitslebens immer noch viel zusammen lachen.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie im Netz begegnen? Kreativität und Engagement.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen? Humor, Engagement, Offenheit und Hilfsbereitschaft.

Was mögen Sie im Netz am wenigsten? Spam-Kommentare und unübersichtliche Seiten, auf denen man ewig nach der Adresse, den Öffnungszeiten oder anderen grundlegenden Infos suchen muss.

Was stört Sie an Bloggern am meisten? Wenn mich persönlich ein Blog nicht anspricht, verfolge ich ihn auch nicht weiter und so kommt es meist gar nicht erst dazu, dass mich etwas stört.

Was stört Sie an sich selbst am meisten? Mein schlechtes Zeitmanagement und dass ich mir Kritik zu sehr zu Herzen nehme.

Ihr glücklichster Moment als Blogger? Es ist immer wieder schön, wenn ich in meinem E-Mail-Postfach einen neuen Kommentar zu einem meiner Blogposts entdecke oder anderen Bloggern im echten Leben begegne. Und als ich nach einem Gastbeitrag auf einer kommerziellen Plattform gefragt wurde, ob ich nicht Lust hätte, regelmäßig für die Seite zu schreiben und dabei auch zu verdienen – das war ein glücklicher Moment.

Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger? Dass es mir möglich ist, über meinen Blog andere Leute zu erreichen und ihnen mit meinen Webfundstücken, Ideen und Tipps eine Freude zu bereiten.

Über welches Talent würden Sie gern verfügen? Aktuell würde ich gerne Gitarre spielen können. Und die passende Singstimme dazu wäre ebenfalls ganz nett.

Als welcher Blogger möchten Sie gern wiedergeboren werden? Im nächsten Leben würde ich zur Abwechslung gerne etwas völlig anderes machen wie z. B. Geigenbauen oder ein anderes Handwerk, bei dem man nichts mit Computern zu tun hat.

Ihre größte Extravaganz? Von meinem ersten Gehalt habe ich mir ein iPhone geleistet.

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung? Grüblerisch

Ihr Motto? Wat mutt, dat mutt.

Bislang haben unseren Proust-Bloggerfragebogen Cosima Bucarelli und Johanna MoersJill AdamsSiems LuckwaldtKatja HentschelKatya MoormanJulia StelznerKatharina CharpianThomas KnüwerMarlene Sørensen und James CastleMary ScherpeJuliane Duft und Anna Katharina BenderRichard GutjahrAnna dello RussoPeter GlaserFrederik Frede und Jessica Weiß ausgefüllt


 

Proust-Fragebogen für Blogger (16)

(c) privat

Was im 19. Jahrhundert Salons waren, sind heute Blogs. In diesem Sinne lassen wir die Tradition des legendären Fragebogens von Marcel Proust für unsere Lieblingsblogger wieder aufleben. Seit drei Jahren hält uns das Blog # Horst und Edeltraut mit einer bunten Mischung aus Kurzreportagen, Betrachtungen und Fotoberichten aus Kunst und Kultur sowie Mode und Reisen auf dem Laufenden. Das knackige Design machen es nicht weiter verwunderlich, dass das junge Online-Magazin schon mehrere Preise abräumte. Cosima Bucarelli (21) und Johanna Moers (28) zählen inzwischen eine Entourage von begeisterten Lesern aus London, New York, Berlin, Rom
oder Mailand zu ihren Fans.

Was ist für Sie das vollkommene Blog?
Cosima: Ein Blog kann nicht vollkommen sein, das ist nicht Sinn der Sache.
Johanna: Gibt’s nicht.

Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten?
Cosima: Ehrlich gesagt, kenne ich mich mit Bloggern nicht wirklich aus… Vielleicht mit Anna Dello Russo oder style-wise.
Johanna: Schwierig, da gibt es keinen. Wir sind ja eigentlich keine Blogger. # Horst und Edeltraut ist ein Printmagazin, das dann irgendwann online gegangen ist.

Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung?
Cosima: Glotzen (am liebsten „Californication“ oder „Shameless“), Zeitung lesen und Flüge buchen.
Johanna: Offline gehen.

Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung?
Cosima: Unter anderem Tanzen, Fotografieren, Reisen, Wodka und Soda, Kunst.
Johanna: Mein Hund Luniz, Reisen, Espresso. Außerdem Fahrradfahren, mehrmals täglich Sommerrollen mit Tofu essen, Ausstellungen im Hamburger Bahnhof besuchen, Schlafen…Cosi schummelt übrigens – Knutschen ist ihre eigentliche Lieblingsbeschäftigung.

Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit?
Cosima: Was ist schon die Wahrheit?
Johanna: Nie. Es ist ja immer eine Frage, wie man Wahrheit für sich auslegt. Ich bin da recht flexibel.

Ihr Lieblingsheld im Netz?
Cosima: Hennesy Youngman.
Johanna: Keine Ahnung, habe ich nicht. Würden Hank Moody oder Homer Simpson einen Blog schreiben, würde ich den wahrscheinlich mögen.

Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit?
Cosima: I’m a daddy’s girl.
Johanna: Papa.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie im Netz begegnen?
Cosima: Ich begegne Menschen lieber in der Wirklichkeit.
Johanna: Glücklicherweise „begegne“ ich keinen Menschen im Netz. Ich treffe sie eher im Café.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen?
Cosima: Humor und Offenheit. Disziplin und Intelligenz.
Johanna: Humorvolle Menschen, die sich nicht zu ernst nehmen, finde ich gut.

Was mögen Sie im Netz am wenigsten?
Cosima: Das Abstrakte. Ich habe manchmal das Gefühl, dass die heutige Internet-Obsession wenig Platz für Fantasie lässt. Außerdem nerven langsame Verbindungen und Seiten, die nicht laden.
Johanna: Facebook-Chat, Chat im Allgemeinen, komische Anfragen von Leuten, die ich nicht kenne, zu viele unbearbeitete Mails im # Horst und Edeltraut Account.

Was stört Sie an Bloggern am meisten?
C
osima: Blogger, die sich viel zu ernst nehmen, das stört mich eigentlich generell an Menschen.
Johanna: Mich stört da gar nichts. Ich wohne in Berlin und hier ist fast jeder Blogger. Würde mich da etwas stören, hätte ich definitiv eine weniger gute Zeit.

Was stört Sie an sich selbst am meisten?
Cosima: Unentschlossenheit.
Johanna: Dies, das und jenes und oft auch gar nichts.

Ihr glücklichster Moment als Blogger?
Cosima: Als ich Johanna überredet habe weiter zu machen, obwohl uns alle ausgelacht haben wegen des Namens unseres Magazins. Außerdem war der Tag toll, an dem unsere zweite Ausgabe ins Büro geliefert wurde.
Johanna: Ich würde sagen, es macht mich glücklich, nach einem produktiven Arbeitstag mit Cosi auf der Büroterrasse „Frozen Yogurt“ zu essen. Vor allem wenn sie dann mal fünf Minuten nichts von mir will.

Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger?
Cosima: Errungenschaft? Dieses Wort ist mir nicht bekannt… Just kidding. Der ständige Lernprozess!
Johanna: Mit # Horst und Edeltraut Gold beim Mercury Excellence Award in New York gewonnen zu haben.

Über welches Talent würden Sie gern verfügen?
Cosima: Alle!
Johanna: Zaubern wäre schon super. Ansonsten kochen und Cosima deutsch beibringen.

Als welcher Blogger möchten Sie gern wiedergeboren werden?
Cosima: Wenn es unbedingt ein Blogger sein muss, dann Facehunter bitte! Reisen und attraktive, stylische Leute zu fotografieren macht mir Spaß.
Johanna: Als Nicht-Bloggerin Johanna mit dem Online-Magazin.

Ihre größte Extravaganz?
Cosima: # Horst und Edeltraut mit Johanna! Über den Namen bin ich immer noch skeptisch, Jo find ich mittlerweile ein bisschen weniger blöd.
Johanna: Mein Desinteresse für Klamotten und mein Faible für Neon-Orange.

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?
Cosima: Frustriert (Studium). Motiviert (Arbeit). Frei (Leben).
Johanna: Entspannt.

Ihr Motto?
Cosima: The difference between try and triumph is a little ‘umph’.
Johanna: Entspannt bleiben.

Bislang haben unseren Proust-Bloggerfragebogen Jill AdamsSiems LuckwaldtKatja HentschelKatya MoormanJulia StelznerKatharina CharpianThomas KnüwerMarlene Sørensen und James CastleMary ScherpeJuliane Duft und Anna Katharina BenderRichard GutjahrAnna dello RussoPeter GlaserFrederik Frede und Jessica Weiß ausgefüllt

 

Proust-Fragebogen für Blogger (15)

(c) J. C. Adams

Was im 19. Jahrhundert Salons waren, sind heute Blogs. In diesem Sinne lassen wir die Tradition des legendären Fragebogens von Marcel Proust für unsere Lieblingsblogger wieder aufleben. Jill Adams, 44, ist eine Fotografin, die immer und überall ihre Kamera dabei hat, um gegebenen-falls jemanden spontan für ihren Street-Style Blog zu verhaften. Fotos macht sie von Passanten, Freunden, Models, Events, Essen, der Natur, was auch immer ihr gerade gefällt. Dazu erzählt sie jedes Mal eine kleine Geschichte.

Was ist für Sie das vollkommene Blog? Das vollkommenen Blog gibt es nicht. Wie jedes andere natürliche Geschehen ist bloggen ein Prozess.

Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten? Mit zweien: Sabine von Psynopsis und Stephanie von Style Odyssey. Beide sind inzwischen auch im Alltag Freunde geworden.

Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung? Durch die Posts meiner Blogger-Freunde zu hüpfen. Ich liebe die Gemeinschaft, das Kommentieren und Chatten. Ich liebe die Zufallsfunde, auf die ich online immer wieder stoße: Kleinigkeiten wie zum Beispiel, dass wir diese Woche plötzlich alle in die Farbe Gelb verliebt.

Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung? Im warmen, türkisfarbenen Wasser schwimmen.

Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit? In letzter Zeit habe ich über mein Alter gelogen, aber nur in der Blogsphäre. Diese halte ich nämlich leider für altenfeindlich. Vielleicht lüge ich sogar in diesem Fragebogen!

Ihr Lieblingsheld im Netz? Der PhotoDiarist aus New York. Ich habe sie nie getroffen und ich kenne ihren Namen nicht – wir haben uns noch nicht mal gemailt. Sie bleibt völlig anonym in ihrer Arbeit. Die Erklärung meines Mannes ist, dass sie berühmt sei. Ihre Schwarz-Weiß Aufnahmen sind super: Dokumentationen, ab und an Street-Style oder auch Fashion, aber meistens sind es einfach Schnappschüsse, wie zum Beispiel eine Aufnahme von einer Band am Strassenrand.

Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit? Präsident Obama, mein Mann und meine Mutter. Die Reihenfolge hat übrigens nichts zu bedeuten. Immer und Ewig: Mein Vater Art Carin.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie im Netz begegnen? Bescheidenheit, kombiniert mit einer Großzügigkeit des Geistes.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen? Bescheidenheit, kombiniert mit einer Großzügigkeit des Geistes. Man erkennt diesen Spirit in den Augen und im Lachen.

Was mögen Sie im Netz am wenigsten? Die vielen PR-Typen, die auf uns niederprasseln wie die Aasgeier, uns zumailen mit Riesen- Anhängen und dabei versuchen, ihre Kunden umsonst über uns zu promoten.

Was stört Sie an Bloggern am meisten? Wenn man auf meinem Blog Kommentare hinterlässt, nur um sich selbst zu promoten.

Was stört Sie an sich selbst am meisten? Schlechtes Zeitmanagement ist mein Problem: Ich kann Tage im Netz vertun, sogar im Urlaub.

Ihr glücklichster Moment als Blogger? Am Boden sitzend, in Gängen oder natürlich in der ersten Reihe während einer Modenschau, umgeben von der Musik, dem Moment und der Bewegung am Laufsteg. Manchmal passt alles einfach zusammen. Dann bleibt die Zeit stehen und ich denke genau das hier ist Mode.

Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger? Als ich gerade mal ein paar Monate bloggte, traf ich eine Schwedin und fragte sie, ob ich sie fotografieren dürfe. Durch mein Objektiv verwandelte sich dieser streberhafte Teenie in etwas Übermenschliches: einen Star. Ihr Name war Frida Gustavvson und kurze Zeit später wurde sie zum neuen Gesicht der Modeszene. Generell aber sehe ich echte Freundschaften, die während meiner Arbeit als Fotografin, oder auch durch die Blog-Community entstanden sind, als meine größte Errungenschaft.

Über welches Talent würden Sie gern verfügen? Ich würde gern mit durchsichtigen und abnehmbaren Flügeln fliegen können.

Als welcher Blogger möchten Sie gern wiedergeboren werden? Haha, gute Frage! Als Tavi oder als meine Freundin Roz (Clothes, Camera and Coffee.) Beides sind noch Teenager und ich würde mir so viele Lebensjahre kaufen.

Ihre größte Extravaganz? Kurz nachdem mein Mann und ich geheiratet hatten, hatte er Geburtstag und war schlecht drauf. Ich leerte mein Konto, lud ihn zum Essen ein und schenkte ihm einen blauen Kashmere-Pulli, eine Cartier Tank-Uhr und Karten zu Tosca im Royal Opera House am gleichen Abend. Wie saßen ganz allein in der Royal Box. Der Ausdruck auf seinem Gesicht war mir jeden Cent wert.

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung? Angenehm überrascht.

Ihr Motto? Wenn du den Kopf behältst, wenn alle anderen um dich herum ihn verlieren, dann verstehst du die Situation einfach nicht.

Bislang haben unseren Proust-Bloggerfragebogen Siems LuckwaldtKatja HentschelKatya MoormanJulia StelznerKatharina CharpianThomas KnüwerMarlene Sørensen und James CastleMary ScherpeJuliane Duft und Anna Katharina BenderRichard GutjahrAnna dello RussoPeter GlaserFrederik Frede und Jessica Weiß ausgefüllt

 

Proust-Fragebogen für Blogger (14)

(c) PR

Was im 19. Jahrhundert Salons waren, sind heute Blogs. In diesem Sinne lassen wir die Tradition des legendären Fragebogens von Marcel Proust für unsere Lieblingsblogger wieder aufleben. Im Gegensatz zu vielen Style-Blogs ist Nahtlos! nicht nur eine Plattform für Trends, sondern hält uns außerdem mit aktuellen Ausstellungen, Musik,  Beauty-Tipps und ein bisschen Society auf dem Laufenden. Ein Klick also und der stilbewusste Mensch ist informiert. Siems Luckwaldt, 33, ist eine Hälfte des Nahtlos-Duos.

Was ist für Sie das vollkommene Blog? Jedes Blog, für dessen Macher die Themen die Stars sind – und nicht sie selbst. Bescheidene excellence, die richtige Portion weirdness und immer mal ein Augenzwinkern – das inspiriert mich. P.S.: Eitelkeit ist eben NICHT the New Black.

Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten? Mit der Eigensinnigkeit von Margaret Cho. Mit dem Fleiß und der Energie von Jessica Weiß von Les Mads. Mit dem Engagement von Lady Bunny. Mit der Weisheit von Paul Krugman. Mit der stilvollen Entspannung von Freunde von Freunden.

Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung? Lernen. Experimentieren. Lesen. Kommunizieren. Entdecken. Nach YouTube-Schätzen graben.

Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung? Lernen. Experimentieren. Lesen. Kommunizieren. Entdecken. Singen. Gute US-Serien „studieren”.

Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit? Aus Höflichkeit und immer dann, wenn es einfach zu einfach wäre, eine (wahre) Gemeinheit zu formulieren und billig nachzutreten.

Ihr Lieblingsheld im Netz? Jeff Jarvis. Und Dr. Horrible von Dr Horrible’s Sing Along Blog.

Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit? Meine Mutter und alle Entrepreneure, die sich nicht unterkriegen lassen. Vor allem in Deutschland. Hmm … da wären auch noch Comedienne Kathy Griffin, Diane von Fürstenberg und Cher. Ja, ich glaube das sind die Wichtigsten.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie im Netz begegnen? Nahbarkeit, Humor, Ehrlichkeit (klingt paradox, I know), Interessen-Vielfalt, schlüpfrige Profilfotos auf Facebook.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen? Nahbarkeit, Humor, Ehrlichkeit (klingt das jetzt weniger paradox?), Interessenvielfalt, einen Mode-Stil, der sagt „I like it, no matter what you think“.

Was mögen Sie im Netz am wenigsten? Seinen Sog.

Was stört Sie an Bloggern am meisten? Dass immer noch viele denken, das Wort „Blogger” wäre eine Berufsbezeichnung, wo es eigentlich nur ein Medienformat mit gewissen Ausdrucks-Eigenheiten beschreibt. Und, dass (leider) immer mehr Leute hoffen, Blogger seien Germany‘s Next Superstars. If you‘re in it for the fame, well, good luck to you …

Was stört Sie an sich selbst am meisten? Dass ich auf diese Frage beinahe „Meine Ungeduld” geantwortet hätte. Wie ungefähr zehn Millionen Fragebogen-Ausfüller vor mir. Dabei sind mein Tatendrang und ich längst gute Freunde. Ab und an kommt mein Leben bloß nicht hinterher …

Ihr glücklichster Moment als Blogger? Wenn ich faszinierende Persönlichkeiten treffen oder gar mit ihnen zusammenarbeiten darf. Und: Wenn eine Geschichte, wenn ein Blogpost richtig schön „rund“ ist.

Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger? Dass ich seit über 13 Jahren journalistisch arbeiten kann – und sich daran auch mit Nahtlos! nichts geändert hat.

Über welches Talent würden Sie gern verfügen? Ich würde gern malen können. Oder wenigstens etwas zeichnen. O.k., wenn ich das Haus vom Nikolaus weniger krakelig hinbekommen würde, das wäre toll.

Als welcher Blogger möchten Sie gern wiedergeboren werden? Als Leo Babauta von ZenHabits.

Ihre größte Extravaganz? Bestmögliches technisches Equipment. Und meine Fantasie.

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung? Übermüdet vom nächtlichen Fragebogen-Ausfüllen.

Ihr Motto? „Be who you are and say what you feel, because those who mind don’t matter and those who matter don’t mind.” (Dr. Seuss)

Bislang haben unseren Proust-Bloggerfragebogen Katja HentschelKatya MoormanJulia StelznerKatharina CharpianThomas KnüwerMarlene Sørensen und James CastleMary ScherpeJuliane Duft und Anna Katharina BenderRichard GutjahrAnna dello RussoPeter GlaserFrederik Frede und Jessica Weiß ausgefüllt

 

Proust-Fragebogen für Blogger (13)

(c) Anthony Munoz

Was im 19. Jahrhundert Salons waren, sind heute Blogs. In diesem Sinne lassen wir die Tradition des legendären Fragebogens von Marcel Proust für unsere Lieblingsblogger wieder aufleben. Auf Glamcanyon findet man gestochen scharfe Bilder, die bezeugen, dass die Photographin/Bloggerin Katja Hentschel, 29, sowohl von aktuellen Runway- Trends etwas versteht, als auch ein Auge für individuelles Styling besitzt. Auf ihrer Seite sieht man junge Menschen auf Berliner Strassen stehen, aber auch in anderen Ecken der Welt knipst sie fleißig. Schließlich sagt Katja, Reisen sei gleich nach der Fotografie ihre zweite große Passion. Übrigens ist deshalb auch ihr zweites Blog-Baby, Travelettes, genauso sehenswert.

Was ist für Sie das vollkommene Blog? Ein Blog, das durch Vielseitigkeit, Qualität, Regelmäßigkeit und ein gesundes Maß an Subjektivität besticht, ist schon mal ein guter Anfang.

Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten? Mit denen, die den Erfolg ihres Blogs nutzen, um auch auf verschiedenen anderen Gebieten tätig zu werden.

Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung? Wenn ich könnte, würde ich den Tag damit verbringen, meinen Google Reader nach Design-, Wohnungs-, Koch- und Fotoblogs abzugrasen.

Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung? Reisen und Fotografieren.

Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit? Ich lüge nie, aber es kam schon einmal vor, dass ich aus Notwendigkeit die Wahrheit etwas verschönert habe, damit keine Egos verletzt werden.

Ihr Lieblingsheld im Netz? Die Fotografin Nirrimi Joy Hakanson von weliveyoung.blogspot.com. Gerade mal 18, aber unglaublich talentiert und weise für ihr Alter.

Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit? Ich habe tiefste Bewunderung für alle, die es schaffen, trotz grober Hindernisse und Schwierigkeiten immer positiv zu denken.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie im Netz begegnen? Menschen, die mir im Internet auffallen, sind in meinen Augen oft clever, ambitioniert und selbst-motiviert, alles bemerkenswerte Charakterzüge.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen? Toll ist, wenn jemand aktiv daran arbeitet, glücklich zu sein. Viele wissen zwar, was sie glücklich machen würde, verbringen aber mehr Zeit damit, darüber zu reden, als es umzusetzen.

Was mögen Sie im Netz am wenigsten? Die Abhängigkeit. Ich kann mir ein Leben ohne Internet kaum vorstellen, und das ist schon irgendwie beängstigend.

Was stört Sie an Bloggern am meisten? Aufgrund der Vielzahl von Bloggern könnte die Frage auch lauten: Was stört sie an Internet-Nutzern am meisten?

Was stört Sie an sich selbst am meisten? Mich stört, dass ich mich nicht zweiteilen kann. Das würde so einiges leichter machen.

Ihr glücklichster Moment als Blogger? Es gab nie den einen Moment, der alle anderen an Glückseligkeit überstrahlt hätte, aber ich freue mich immer sehr, wenn mir jemand persönlich sagt, dass er glamcanyon oder travelettes gerne liest.

Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger? Durch Glamcanyon konnte ich eine gutgehende Fotografenlaufbahn einschlagen, der Traumberuf für mich schlechthin. Durch Travelettes wird nun auch meine 2. Leidenschaft – Reisen – langsam zum Nebenjob.

Über welches Talent würden Sie gern verfügen? Ich bewundere es, wenn jemand auch unter Druck völlig entspannt arbeiten kann und immer einen kühlen Kopf behält. Das gelingt mir leider nicht immer.

Ihre größte Extravaganz? Reisen. Oft. Weit. Am liebsten allein.

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung? Dankbar.

Ihr Motto? Just do it.

Bislang haben unseren Proust-Bloggerfragebogen Katya MoormanJulia StelznerKatharina CharpianThomas KnüwerMarlene Sørensen und James CastleMary ScherpeJuliane Duft und Anna Katharina BenderRichard GutjahrAnna dello RussoPeter GlaserFrederik Frede und Jessica Weiß ausgefüllt

 

Der letzte Mad Man

(c) Privat

Jerry della Femina 74, eine Ikone der Werbebranche, leitet seit den frühen 60er Jahren eine erfolgreiche Agentur in New York City. 1970 plauderte er in seinem Buch, „From Those Wonderful Folks Who Gave You Pearl Harbor“, erstmals über das freizügiges Leben in der Werbewelt, zwischen Sex, Martinis und teuren Restaurants. Später inspirierten diese Erzählungen die Schöpfer der Kult-Serie Mad Men. Kürzlich erschien das Buch unter dem Titel „Der Letzte Mad Man“ erneut und ist jetzt auch in Deutschland erhältlich. Della Femina leitet seine Agentur Della Femina Rothschild Jeary and Partners nach wie vor aus Manhatten.

ZEITmagazin: Herr Della Femina, Ihr Buch „Der Letzte Mad Men“ ist gerade in Deutschland erschienen. Wovon handelt es?
Jerry della Femina: Was ich beschreibe, ist für Eure Generation ein Märchen. Ich erzähle aus unserem Leben in der Werbebranche in den 60er Jahren. Es war eine paradiesische Zeit. Wir waren frei und ungezähmt. Schauen Sie sich „Mad Men“ an. Genau so sahen wir damals aus. Ich war ein junger Don Draper. Bloß ein Scherz. Aber im ernst, wir trugen tolle Anzüge, konnten uns kreativ ausleben, saßen stundenlang mit Kunden in den teuersten Restaurants, tranken unzählige Martini und hatten dauernd Sex. Es war einfach alles möglich. Das klingt doch aus heutiger Perspektive wie frei erfunden.

ZEITmagazin: Allerdings. Jetzt verstehe ich auch, warum Sie ihr Buch nochmal veröffentlicht haben. Es erschien ja bereits in den 70ern unter dem Titel „From Those Wonderful Folks Who Gave You Pearl Harbor“. Damals war es wahrscheinlich nicht ganz so erfolgreich, oder?
Della Femina: Nein. Damals erschien es nur auf dem englischsprachigen Markt. Heute wurde es auch ins Italienische und Deutsche übersetzt und verkauft sich gut. Weitere Übersetzungen sind geplant.

ZEITmagazin: Ist es nicht merkwürdig für Sie zu sehen, wie erfolgreich Mad Men nach wie vor ist? Im Grunde erzählt ja diese Sendung ihr Leben.
Della Femina: Ja, es ist unglaublich. Jeder liebt diese Serie. Klar, dass deshalb auch das Buch gut ankommt.

ZEITmagazin: Haben Sie an den Drehbüchern der Serie eigentlich mitgearbeitet? Verdienen Sie Geld damit?
Della Femina: Nein, ich habe die Produzenten zwar beraten und mir wurde die Serie vorab gezeigt, aber mehr nicht.

ZEITmagazin: Warum ist sie so erfolgreich?
Della Femina: Die Serie geht zurück in eine Zeit, in der die Werbewelt freizügig und lustig war. In einer Zeit, in der Männer und Frauen miteinander sprechen und ausgehen und schlafen konnten, ohne dass sie Angst vor einem Prozess haben mussten. Heute kannst du in einem amerikanischen Büro einer Frau ja nicht mal mehr sagen, dass dir ihr Kleid gefällt. Die 60er waren noch nicht „politisch korrekt“. Viele, die bei mir in der Agentur arbeiteten, lernten ihre Partner dort kennen. Unser Büro war eine grosse Liebesbörse!

ZEITmagazin: Haben Sie dort Ihre Frau auch kennengelernt?
Della Femina: Nein, ganz im Gegenteil, ich habe mich damals scheiden lassen. Ich habe meine Frau kennengelernt, als sie für ein Interview bei mir vorbeikam.

ZEITmagazin: Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass bei den alljährlichen Sex-Wettbewerben, die Sie in der Agentur veranstalteten, viele dieser Beziehungen sehr langlebig waren.
Della Femina: Das stimmt. Keine der Ehen hielt, aber das Büro war wie eine Bar, wo du ständig jemanden kennenlernen konntest. Es war herrlich. Einmal im Jahr durften alle anonym bestimmen, mit welchem ihrer Kollegen sie am liebsten Sex haben wollten. Die beiden Gewinner wurden auf Kosten der Firma für ein Wochenende ins Plaza Hotel eingeladen.

ZEITmagazin: Wenn man „Mad Men“ schaut, hat man wirklich das Gefühl, Sie hätten nicht nur Spaß gehabt, sondern es hätte auch eine Art Gemeinschaft gegeben.
Della Femina: Wir waren einfach völlig frei. In meiner Agentur habe ich nie darauf geachtet, wann meine Leute kamen und gingen. Schauen Sie sich Don Draper an. Auch er macht doch ständig, was er möchte. Genau so waren wir. Obwohl, ich muss sagen, Draper sieht immer ein bisschen leidend aus, wenn er über die Stränge schlägt. Er ist ein professioneller Leider, wir dagegen haben nie gelitten. Wir haben Spaß gehabt, und unsere Kunden waren zufrieden. Unsere Ausschweifungen waren ihnen egal, solange unsere Arbeit gut war. Im Gegenteil, ich glaube sie mochten meine Agentur, gerade wegen der Freizügigkeit und Lebenslust, die dort herrschten. Aber natürlich haben wir ihnen auch nicht alles erzählt. Von den internen Sex-Wettbewerben wussten sie zum Beispiel nichts.

ZEITmagazin: Wie lange geht so ein Leben gut, vor allem mit diesem Alkohol-Konsum? Leben Ihre Kollegen überhaupt noch?
Della Femina: Da haben Sie Recht. Ich bin der Letzte dieser Generation. Die anderen sind zwar nicht tot, aber ihre Lebern sind am Ende. Ich trinke immer noch viel, aber ich habe aufgehört zu rauchen. Ich habe früher 4 Päckchen geraucht.

ZEITmagazin: Ist der Grund, warum wir „Mad Men“ so verschlingen, diese Freiheit, diese Maßlosigkeit, die Sie beschreiben?
Della Femina: Na klar. Heute sind wir durch das Mobiltelefon und den Computer ständig an einer Leine. Wenn wir in den Aufzug steigen, spricht niemand mehr mit uns, weil alle auf ihre Handys starren. Wenn ich Mittagessen gehe, bekomme ich währenddessen unzählige Emails und Anrufe.

ZEITmagazin: Vermissen Sie das alte Leben?
Della Femina: Ja, natürlich, aber die Gegenwart hat auch ihre Vorteile. Mobiltelefon und Computer bedeuten, dass wir in wenigen Tagen, manchmal auch Stunden, hier im Büro eine Kampagne kreieren können, für die ich früher Monate gebraucht hätte. Die Arbeit ist einfacher geworden, der Spaß seltener. Mein Buch handelt von der Zeit, bevor Anwälte und Banker die Welt dominierten und jeder noch sagen und tun konnte, was er wollte.

ZEITmagazin: Die Faszination von „Mad Men“ speist sich also aus der Tatsache, dass wir in einer Welt von Langweilern leben?
Della Femina: Wenn ich mich in meinem Büro umschaue, sehe ich alle nur noch arbeiten. Die kommen teilweise um 6 Uhr früh ins Büro und gehen spät abends noch ins Fitnessstudio. Die Kids bei mir im Büro leben sich durch ihre Tattoos aus. Ich glaube, dass ist Ausdruck dieser Generation. Die sitzen den ganzen Tag an ihrem Schreibtisch und mittags holen sie sich einen Salat und arbeiten weiter.

ZEITmagazin: Sie sind nach wie vor in der Werbebranche erfolgreich. Ist diese Welt heute, nach so vielen wilden Jahren, überhaupt noch erträglich für Sie?
Della Femina: Ja, auf jeden Fall. Ich liebe meinen Job. Ich sage am Ende meines Buches, dass man in der Werbebranche den größten Spaß hat, den man angezogen nur haben kann.

Die Fragen stellte Elisabeth von Thurn und Taxis

 

Proust-Fragebogen für Blogger (12)

(c) Karen L. Dunn

Was im 19. Jahrhundert Salons waren, sind heute Blogs. In diesem Sinne lassen wir die Tradition des legendären Fragebogens von Marcel Proust für unsere Lieblingsblogger wieder aufleben. Die Wahl-New Yorkerin, Bloggerin und Photographin Katya Moorman, 34, zeigt in ihrem Blog Styledefined eine Mischung aus  Streetstyle, Nachtleben und Trendbeobachtungen von den Straßen New Yorks. Inzwischen hat sowohl die Bloggerin als auch ihr Blog dort quasi Kultstatus, der von der Französischen Vogue sogar zu einem der besten Style-Blogs gekürt wurde.

Was ist für Sie das vollkommene Blog? Eins das nicht langweilt, denn nur weil JEDER bloggen kann, heißt das nicht, dass es jeder sollte. Wenn du schon die Welt mit deiner Meinung und „Kunst“ belästigst, dann sollte diese zumindest was wert sein. Zeige mir was Neues und poste niemals Mode-Kampagnen mit banalen Kommentaren…damit prostituierst du dich nur und zwar umsonst.

Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten? Mit mir selbst.

Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung? Fragen von ausländischen Publikationen beantworten und anderer Leute Tagebücher lesen, während ich Gin Tonic trinke.

Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung? Fragen von ausländischen Publikationen beantworten und anderer Leute Tagebücher lesen, während ich Gin Tonic trinke.

Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit? Siehe obige Antwort.

Ihr Lieblingsheld im Netz? Kann ich nicht sagen, deshalb formuliere ich die Frage einfach um: Wer ist mein Lieblingsheld, den ich nicht persönlich kenne: Tom Ford. Ich fand ihn als Designer schon toll, aber sein Film „A Single Man“ hat mich umgehauen. Es ist der schönste Film, den ich je gesehen habe. Ich bewundere seine Arbeitsmoral, Kreativität, Mut und seine smarte PR-Strategie.

Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit? Meine wirklichen Helden sind die Transen, mit denen ich Sonntagnachts im Vandam feiere. Dragqueens sind schon in einer Zeit, in der es sehr gefährlich für sie war, sich selbst darzustellen, an die Grenzen vorgedrungen. Heute tun sie es weiterhin und diesmal in einer Zeit, in der es zwar nicht mehr gefährlich für sie ist, dafür aber als passé bzw. lächerlich gilt. Ich habe große Bewunderung für Leute, die gegen den Zeitgeist schwimmen, mit Humor und verrücktem Stil.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie im Netz begegnen? Ich lerne einfach gerne Menschen kennen. Twitter ist super dafür…aber am Ende sind mir echte Beziehungen im wahren Leben oder in Nachtclubs….auch nicht wirklich das wahre Leben… doch viel lieber….

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen? Ich treffe Menschen im wahren Leben viel lieber, weil man die einfacher beim Lügen ertappen kann, spätestens nachdem jemand ein paar Cocktails intus hat. In der Welt des Online-Alter-Egos gibt es wenig Klarheit.

Was mögen Sie im Netz am wenigsten? Die verschwendete Zeit. Ich könnte einen ganzen Tag lang zwischen Facebook, Twitter, online shoppen und emails verbringen.

Was stört Sie an Bloggern am meisten? Viele Mode-Blogger sind langweilig und narzisstisch. Aber am schlimmsten finde ich, wenn Blogger ganz auf Rechtschreibung und Grammatik verzichten.

Was stört Sie an sich selbst am meisten? In dieser selbstkreierten Hölle zu Leben. Dieses Business ist schnelllebig und hart. Wenn man mal nicht auf der richtigen Party gewesen ist, kann man die tollste Fotogelegenheit verpasst haben.

Ihr glücklichster Moment als Blogger? Ich weiss nicht, ob es mein glücklichster war, aber als ich von der Französischen Vogue zu einem der besten Blogs gekürt wurde und dabei der einzige New Yorker Blog war, hat mich das ziemlich glücklich gemacht.

Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger? Hmmm…letzten Sommer wurde ich von J&B Whiskey für ein großes Promo Event für den Manhattan Cocktail nach Madrid eingeladen. Dazu eingeladen wurden vier Menschen die als New Yorker „Ikonen“ gelten. Die ganze Reise erster Klasse und meine Fotos riesig groß aufgeblasen überall an der Wand. Das war ziemlich cool!

Über welches Talent würden Sie gern verfügen? Mich unsichtbar machen zu können und mich überall hin zu „beamen“.

Als welcher Blogger möchten Sie gern wiedergeboren werden? Als der Bestbezahlte!

Ihre größte Extravaganz? Meinen sicheren Job verlassen zu haben, mein Haus verkauft zu haben und in die teuerste Stadt Amerikas gezogen zu sein und das alles mitten in der Wirtschaftskrise – um mich ganz meiner Photographie und meinem Blog zu widmen.

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung? Vorsichtig optimistisch und leicht sauer.

Ihr Motto? „Versuchen“ gibt’s nicht, entweder du machst es, oder du lässt es bleiben.

Bislang haben unseren Proust-Bloggerfragebogen Julia StelznerKatharina CharpianThomas KnüwerMarlene Sørensen und James CastleMary ScherpeJuliane Duft und Anna Katharina BenderRichard GutjahrAnna dello RussoPeter GlaserFrederik Frede und Jessica Weiß ausgefüllt

 

Wie im richtigen Film

(c) Christian Hartmann

Der Schauspieler Oliver Wnuk hat seinen ersten Roman geschrieben. „Wie im richtigen Film“ ist eine melancholisch angehauchte Liebeskomödie, die das Leben des Protagonisten Jan Beckmann in all seinen Rollen beschreibt: Als mittelmäßig erfolgreicher Schauspieler, als Freund und Exfreund, als Vater einer fünfjährigen Tochter und Sohn eines alzheimerkranken Vaters. Am Mittwoch Abend stellte Wnuk, stimmlich unterstützt von der Schauspielerin Mina Tander und musikalisch begleitet vom Sänger Philipp Poisel, sein Buch in der Berliner Kulturbrauerei vor. Und das mit so viel Vorlesetalent, dass wir wärmstens einen Blick auf die weiteren Tourdaten empfehlen.

ZEITmagazin: Herr Wnuk, wie schwer war es, den ersten Roman zu schreiben?
Oliver Wnuk: Eigentlich ist es mir leicht gefallen. Ich glaube, eine Stärke des Romans sind seine filmischen Dialoge, und die habe ich durch das Schauspielen und Drehbuchlesen gelernt. Aber für ein Buch muss man auch über viele Berge gehen. Manchmal weiß man nicht, wie es weiter geht, dreht sich im Kreis, muss wieder zurück.

ZEITmagazin: Was haben Sie in solchen Momenten gemacht? Irgendwelche Tricks?
Wnuk: Ich bin meistens in die Badewanne gegangen und habe ein Glas Wein getrunken. Ich weiß nicht, woran es liegt, aber ab einer gewissen Wassertemperatur fallen plötzlich die fehlenden Puzzleteile von der Badezimmerdecke.

ZEITmagazin: Ihr Roman hat viele autobiographische Parallelen: der Beruf, die Ex-Freundin, die kleine Tochter und auch die Badewanne. Wie viel Oliver Wnuk steckt in Jan Beckmann?
Wnuk: Die Grundkonstellation habe ich aus meinem eigenen Leben gezogen, aber was die einzelnen Figuren sagen und wie sie handeln ist frei erfunden. Außerdem halte ich mich für emotional reifer als Jan. Es ist also in keinster Weise ein Schlüsselroman oder eine Autobiographie.

ZEITmagazin: Jan kämpft schnell und oft mit den Tränen. Sind Männer gar nicht so stark, wie sie meist tun?
Wnuk: Ich glaube, es gibt einfach Dinge, über die ein Mann nicht gern spricht und Situationen, in denen er Angst hat, sich zu blamieren. Durch die Emanzipation der Frau steckt er in einer neuen Rolle und musste viel lernen: Er soll nicht nur das Geld nach Hause bringen und ein Wasserleck reparieren können, sondern auch ein toller Liebhaber sein, sich ums Kind kümmern, bereit sein Elternzeit zu nehmen und die Windeln zu wechseln. Manchmal kommt er damit noch nicht zurecht. Für die Frau gibt es da einen Begriff, das postnatale Trauma. Für den Mann gibt es keinen. Er ist dann einfach ein Looser.

ZEITmagazin: Sie setzen sich in Ihrem Roman mit dem Thema Alzheimer auseinander. Wieso gerade diese Krankheit?
Wnuk: Weil ich selbst Angst davor habe, ich bin ein bisschen hypochondrisch. Es ist aber auch eine Krankheit, die mich dramaturgisch sehr interessiert hat. Ein Schauspieler tut eigentlich alles, um unsterblich zu werden oder irgendetwas zu hinterlassen. Plötzlich erkennt einen der eigene Vater nicht mehr und man muss sich mit dem Vergessen beschäftigen.

ZEITmagazin: Was lesen, hören oder sehen wir als nächstes von Ihnen?
Wnuk: Ich drehe gerade die fünfte Staffel von Stromberg und könnte mir vorstellen, mein Buch bald auf der Leinwand zu sehen. Bei mir läuft natürlich eher ein Film im Kopf ab als bei einem anderen Autor. Und den Stift werde ich sicher auch wieder in die Hand nehmen.

Die Fragen stelle Lisa Strunz

 

Wolfgang Schmidbauer

(c) Privat

Als einer der bekanntesten deutschen Psychotherapeuten beantwortet Wolfgang Schmidbauer seit genau 136 Wochen „Große Fragen der Liebe“ für das ZEITmagazin. Er publiziert in regelmäßigen Abständen Bücher, so auch wieder kürzlich geschehen. Sein aktueller Titel „Das kalte Herz“, benannt nach dem gleichnamigen Märchen von Wilhelm Hauff, ist im Murmann-Verlag erschienen.

ZEITmagazin: Herr Schmidbauer, welche sind die größten Probleme in Liebesbeziehungen?
Wolfgang Schmidbauer: Ins Unreine gesprochen: Eifersucht, Gleichgültigkeit, Geld und Sex und Meinungsverschiedenheiten über Verteilungsprobleme.

ZEITmagazin: Darf ich fragen, wie es in Ihrer eigenen Beziehung aussieht?
Schmidbauer: Ich bin ja jetzt 69 und sehr dankbar für die Zeit, die ich noch gesund und munter zusammen mit meiner Frau verbringen kann. Wenn ich mit Paaren rede und dann sehe, wie die sich das Leben schwer machen können, bin ich auch dankbar, dass ich inzwischen aus meinen Fehlern genug gelernt habe, um das sein zu lassen.

ZEITmagazin: Ab welchem Alter wird man denn langsam klüger?
Schmidbauer: 40 sagen die Schwaben und das passt auch zu meinem eigenen Erleben. Das ist ja die Lebensmitte. Da werden die Veränderungskapazitäten enger und man denkt nicht mehr: „Ich muss das jetzt alles reißen, um was Neues aufzubauen.“

ZEITmagazin: Man fängt an, sich nicht mehr auf alles einzustellen?
Schmidbauer: Ja, sondern eher das Konservative zu entwickeln.

ZEITmagazin: Auf welche Frage wussten Sie keine Antwort?
Schmidbauer: Ich weiß ja oft keine direkte Antwort. Es gibt aber Fragen wie „Soll ich mich jetzt trennen, oder zusammenbleiben?“ Darauf habe ich keine Antwort. Allerdings müssen Sie nicht immer gleich eine große Entscheidung treffen, die alles verändert. Die wesentliche Frage ist, wie können Sie die aktuelle Situation der Beziehung so verbessern, dass es für beide erträglicher wird.

ZEITmagazin: Wie reagieren Sie, wenn Sie mit so einer Frage konfrontiert werden?
Schmidbauer: Wenn Sie die Frage „Soll ich, oder soll ich nicht“ an einen Experten stellen, drückt das auch aus, dass Sie sich in einer kindlichen Situation fühlen, in der Sie Verantwortungen für solche Entscheidungen delegieren wollen. Das weise ich dann freundlich zurück.

ZEITmagazin: Was belastet denn die Deutschen Lieben mehr, Probleme in der Beziehung oder das Fremdgehen und Affären?
Schmidbauer: Ganz bestimmt Probleme in der Beziehung. Ist die Beziehung eigentlich stabil, werden die Affären verheimlicht oder nicht ernst genommen. Werden sie zum großen Problem, bedeutet das schon, dass Einfühlungsvermögen und die gegenseitige Befriedigung in der Beziehung schwach entwickelt sind.

ZEITmagazin: Ihr aktuelles Buch heißt „Das kalte Herz“.  Darin beschäftigen Sie sich mit dem Verhältnis von Geld und Gefühlen. Konkurrieren diese beiden miteinander?
Schmidbauer: Ja, ich denke schon. Es gibt zwei wesentliche Tabu- und Konfliktthemen in Beziehungen: Sex und Geld. In beiden geht es um Austausch und um die Frage wer gibt mehr und wer nimmt mehr von unserem gemeinsamen Konto. Durch Geld entsteht die Versuchung Empathie durch Zahlen zu ersetzen. Was man sehr schön in der Wirtschaft an vielen Beispielen beobachten kann. Und so ähnlich funktioniert es in Beziehungen auch: Wenn diese Ausgewogenheit zwischen der Ökonomie und der Empathie gestört ist, hat auch die Beziehung ein Problem.

ZEITmagazin: Werden Herzen, die einmal zu kaltem Stein geworden sind, wieder zu Fleisch? Oder sollte man sich dann lieber ein Neues suchen?
Schmidbauer: Sowohl als auch. Wenn Sie das Gefühl haben, ihr Partner ist kalt und behandelt Sie schlecht, halte ich die Bereitschaft sich jemanden zu suchen, der ein wärmeres Herz für Sie hat, für eine gute Idee. Das belebt in vielen Fällen die Beziehung, während der Vorwurf „Du bist so kalt“ den anderen nicht wärmer macht.

ZEITmagazin: Gibt es eine große Frage zum Thema Liebe, die Sie nicht mehr hören können?
Schmidbauer: Nein, das fände ich unprofessionell. Ich habe auch das Glück, dass mich Menschen so interessieren, dass ich diesen Fragen immer wieder etwas abgewinnen kann. Und was sich auf den ersten Blick banal anhört, wird interessanter und komplizierter, wenn man sich hineinvertieft.

Die Fragen stellte Undine Zimmer

 

Proust-Fragebogen für Blogger (11)

(c) Andrés Leroi

Was im 19. Jahrhundert Salons waren, sind heute Blogs. In diesem Sinne lassen wir die Tradition des legendären Fragebogens von Marcel Proust für unsere Lieblingsblogger wieder aufleben.
Julia Stelzner, 29, hat auf ihrem Blog allerlei Buntes zusammengetragen. Wer schießt gerade die Anzeigen für Bottega Veneta? Wo sind die interessantesten Ausstellungen? Wer hat die aussagekräftigsten Interviews geführt? Unter der Rubrik Kulinarik finden sich Ausgeh-Tipps und Rezepte verpackt mit kleinen persönlichen Geschichten. Julia Stelzner arbeitet für verschiedene Magazine (u.a. Quality, Achtung) und bloggt aus Berlin.

Was ist für Sie das vollkommene Blog? Eins, das die Brücke schafft zwischen persönlichen Empfindungen und gesellschaftlicher Relevanz.

Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten? Demjenigen, der mehr schreibt als Bilder postet.

Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung? Neben dem Bloggen: Preise bzw. Produkte vergleichen sowie Reisen planen und buchen.

Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung? Neben dem Schreiben und Reisen: Kickboxen, Kochen und viel Kulturelles.

Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit? Niemals nicht.

Ihr Lieblingsheld im Netz? Der Produkt-Rezensent, Rezepte-Einsteller oder Wikipedia-Autor.

Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit? Der, der sich sozial engagiert.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie im Netz begegnen? Authentizität und Umsicht.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen? Authentizität und Umsicht.

Was mögen Sie im Netz am wenigsten? Facebook-Anfragen von Unbekannten und schlecht konzipierte und gestaltete Seiten.

Was stört Sie an Bloggern am meisten? Blogs, die mir nicht gefallen, lese ich nicht.

Was stört Sie an sich selbst am meisten? Meine Unpünktlichkeit. Vor allem, wenn es kurz vor Abflug ist.

Ihr glücklichster Moment als Blogger? Als ich nach einem halben Jahr Bloggen aus New York von Personen außerhalb meines Familien- und Freundeskreises dazu angehalten wurde, weiterzubloggen.

Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger? Die Unabhängigkeit bei der Themenauswahl und beim Formulieren.

Über welches Talent würden Sie gern verfügen? Auch müde und verkatert einen ausgeschlafenen Eindruck zu machen.

Als welcher Blogger möchten Sie gern wiedergeboren werden? Da das nichts Neues für mich wäre, schlage ich eine derartige Wiedergeburt aus.

Ihre größte Extravaganz? Biokost, ein Vitra Uten.Silo und fünf Reisen im Jahr.

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung? Besonnen.

Ihr Motto? Alles wird gut.

Bislang haben unseren Proust-Bloggerfragebogen Katharina CharpianThomas KnüwerMarlene Sørensen und James CastleMary ScherpeJuliane Duft und Anna Katharina BenderRichard GutjahrAnna dello RussoPeter GlaserFrederik FredeJessica Weiß ausgefüllt