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Lampe MATT

 

(c) lot llov

 

(c) lot llov

An grauen Wintertagen erinnert man sich gerne mal an seine angefangenen Strickprojekte. Das nötige Licht bietet dafür diese sehr flexible Lampe MATT. Für diejenigen, die nicht stricken können, beleuchtet MATT trotzdem den Raum um von den grauen Tagen abzulenken

 

Espace Surplus

Diana Sirianni, Caramel Escape, 2011 (c) Heinrich Hermes

 

(c) Espace Surplus

Nicht jeder ist glücklich mit dem Berliner Galeriebetrieb. Was avantgardistisch und abstrakt aussieht, es vielleicht auch ist, ist für viele gedanklich unzugänglich. Was aber nützt die Kunst, wenn sie den Menschen nicht erreicht? Bettina Springer und Barbara Krijanovsky schaffen dem Abhilfe: „Espace Surplus“, ihre „Schule für Sinn und Sammeln“, bringt Interessierten die Kunst und den Kunstkauf nahe. Mehr Informationen gibt es hier.

ZEITmagazin: Frau Springer, Frau Krijanovsky, Sie nennen sich „Espace Surplus – Schule für Sinn und Sammeln“. Wieso braucht die Welt Espace Surplus?
Espace Surplus: Espace Surplus gibt es schon seit 2006, die „Schule für Sinn und Sammeln“ seit September. Unser Konzept hat sich aus der vorigen Arbeit entwickelt, in der wir nur Ausstellungen gemacht haben, die uns gefallen haben – jetzt finden wir, dass das zu wenig ist. Hinzu kommt die Einsicht, dass viele Menschen ein großes Interesse an Kunst entwickeln, es aber immer noch eine Hemmschwelle gibt, sich Kunst anzueignen – aus mangelndem Wissen etwa, oder aus Respekt vor den großen Galerien. Wir wollten zeigen, dass Menschen Kunst aus Erkenntnis kaufen. Es gibt ein großes Bedürfnis, zeitgenössische Kunst zu verstehen, aber das Angebot an Vermittlung ist sehr gering – und ohne Vermittlung oder Hilfestellung ist zeitgenössische Kunst kaum lesbar. Wir wollen Kunst nicht nur zeigen, sondern mit ihr arbeiten.

ZEITmagazin: Wie erklären Sie jemandem, der nichts von Kunst weiß, was Espace Surplus ist?
Espace Surplus: Es geht uns darum, einen Zugang zur Kunst zu entwickeln. Es ist wichtig, Kunst nicht von oben, didaktisch zu erklären, sondern eher „bottom-up“. Dabei ist es beispielsweise von Bedeutung, Entstehungsprozesse aufzuzeigen – wir setzen uns immer mit dem Künstler zusammen und entwickeln eine Ausstellung zu einem bestimmten Thema gemeinsam. Wir wollen das Netzwerk durchsichtig machen, eine Entmythisierung betreiben. Kunst muss aus dem Betrachter heraus verstanden werden.

ZEITmagazin: Sie waren offenbar mit dem aktuellen Kunstbetrieb in Berliner Galerien unzufrieden. Was unterscheidet Espace Surplus von anderen Galerien?
Espace Surplus: Der Punkt ist: wir sind keine Galerie. Wir verkaufen zwar auch Kunst, aber das ist eher ein kleiner Aspekt. Wir haben ein System entwickelt, dass man bei uns eine Art Mitglied innerhalb eines Abosystems wird. Wer Mitglied ist, hat die Möglichkeit, zusätzlich zu denAusstellungen Veranstaltungen zu bestimmten Themen zu besuchen, gleichzeitig sammelt man monatlich Geld an, mit dem man nach einer gewissen Zeit Kunst bei Espace Surplus direkt kaufen kann. Wir machen immer nur eine Ausstellung mit einem Künstler – und binden die Künstler nicht an uns.

ZEITmagazin: Sie schaffen etwas Neues und gestalten sowohl einen thematischen als auch einen reellen Raum. Sehen Sie sich selbst denn als Künstler?
Espace Surplus: Nein. Wir sind keine Künstler, wir stehen an der Schnittstelle, werden sowohl theoretisch als auch ästhetisch zum Bindeglied werden zwischen Künstler und Interessierten.

ZEITmagazin: Nach welchen Kriterien suchen Sie Künstler für Espace Surplus aus?
Espace Surplus: Komplett intuitiv, beruhend auf unserer Urteilskraft, Wissen und Erfahrung. Wir gehen zu Rundgängen, in Diplomausstellungen. Es ist das, was uns gefällt, etwas, womit wir arbeiten können. Nicht mehr und nicht weniger.

ZEITmagazin: Espace Surplus ist auch Forum für Sammler. Würde es Kunst auch ohne Kunstsammler geben?
Espace Surplus: Natürlich. Man muss unterscheiden zwischen Kunstsammlern und Kunstrezipienten. Die Künstler müssen natürlich von etwas leben, aber das Wichtigste ist, dass Kunst wahrgenommen wird. Dass das Ganze dann gegen Geld „eingetauscht“ wird, ist der nächste Schritt, aber Kunst würde es auch ohne ihre Käufer geben, ganz sicher.

ZEITmagazin: Berlin wird vor allem seit 1990 immer wichtiger für den internationalen Kunstbetrieb. Warum?
Espace Surplus: Die Kunstwelt unterliegt einfach bestimmten Zyklen. New York wurde von Paris abgelöst, dann kamen andere Städte dazwischen, in denen sich Avantgarden bildeten, auch beispielsweise in München. Jetzt gerade ist es eben Berlin. Nach dem Fall der Mauer gab es viele Freiräume, topographische und ästhetische Leerstellen– in anderen Städten sind Arbeitsräume für Künstler kaum bezahlbar. In Berlin ist es einfach noch möglich gewesen, nicht in die Peripherie gedrängt zu werden. Das war der einzige Grund.

ZEITmagazin: Gehört Kunst zum alltäglichen Leben?
Espace Surplus: Berlin ist natürlich was Kunst angeht nicht repräsentativ für den Rest Deutschlands oder die Welt. Aber es ist definitiv so, dass es das Bedürfnis gibt, Kunst zu integrieren, sich mit ihr auseinanderzusetzen, sich mit ihr zu umgeben. Den meisten Menschen fehlt das Wissen und der Zugang – auch ganz einfach die faktischen Möglichkeiten.

ZEITmagazin: Kunst kann kommentieren und analysieren, auch katalysieren. Aber kann sie Dinge wirklich ändern?
Espace Surplus: Wir haben uns davon entfernt, Antworten zu finden oder geben zu wollen. Stattdessen stellen wir Fragen. Es ist schwierig zu sagen, ob Kunst Lösungen finden kann. Es macht gute Kunst aus, dass man sie vielgestaltig lesen und mannigfaltig interpretieren kann. Kunst kann es schaffen, die Fragen, die wir stellen zu verändern, und gesellschaftliche Selbstverständlichkeiten als fragwürdig darzustellen. Es geht um Bewusstmachung.

ZEITmagazin: Denken Sie philosophisch, visuell oder reell?
Espace Surplus:  Wir als Duo teilen uns da schon sehr gut auf: die eine philosophisch, die andere visuell.

Die Fragen stellte Hella Schneider

 

 

Die Deutschlandkarte im Radio

(c) ZEITmagazin Nr. 1/12

Wo werden die meisten Fahrräder geklaut? Wo sind die Deutschen am dicksten? Wer bezieht am häufigsten Ökostrom? Die Deutschlandkarten des ZEITmagazins erscheinen jetzt auch als Kolumne beim Saarländischen Rundfunk im Programm von SR 2 KulturRadio. ZEITmagazin-Redakteur Matthias Stolz beantwortet jede Woche die wichtigsten Fragen zu Deutschland. Sonntags zwischen 14 und 16 Uhr in der Sendung “Länge Sieben –Das Kulturmagazin aus Saarbrücken”. Man weiß so viel über die Bundesliga. Eines wusste man bislang nicht: Wie beliebt die Mannschaften im Land sind. Der Pay-TV-Sender Sky hat uns seine Einschaltquoten verraten. Ja, liebe Wolfsburger, da müssen Sie durch.

 

Jelly Schuhe

(c) Melissa

Das brasilianische Label Melissa stellt seit über 30 Jahre Jelly Schuhe her. In Zusammenarbeit mit verschiedenen Designer und auch Privatkunden kommen in jeder Saison die außergewöhnlichsten Modelle auf den Markt. Für Umweltbewusste: Der Schuh wird in entsprechenden Formen aus einem Stück gegossen. Verwendet wird das Material Melflex, die Schuhe sind außerdem 100% recyclebar

 

 

 

Chanel. Ein Name – Ein Stil

(c) Prestel Verlag

(c) Prestel Verlag

Designer und Labels gibt es viele, aber die wirklich wichtigen Häuser, die die Mode des 20. Jahrhunderts für die Nachkommenden veränderten, lassen sich einfach abzählen. Chanel gehört mit ihrer Gründerin und Seele Gabrielle Chanel, besser bekannt als Coco Chanel, ohne Zweifel dazu. Jérôme Gautier, Modehistoriker aus Paris, hat ein Buch über den Stil, die Marke und die Person Chanel herausgebracht, ein Bildband, der gleichzeitig durch das 20. Jahrhundert und seine Moden führt.

ZEITmagazin: Herr Gautier, Sie sind Modehistoriker mit einer auffallenden Vorliebe für Chanel, vor allem Coco Chanel als Person. Welcher Aspekt ihrer Persönlichkeit macht sie so zeitlos?
Jérôme Gautier: Als Wegbereiterin einer neuen Art der eher zurückhaltenden Kleidung, führte Gabrielle Chanel zu Beginn des 20. Jahrhunderts außerdem ein Leben, das sich sehr von dem ihrer Zeitgenossinnen unterschied. Schnell verstand sie die eigene Arbeit als Schlüssel zur Unabhängigkeit und die Kleidung als Bestärkung dieser Unabhängigkeit. In diesem Sinne kündigte Chanel die Zukunft an, wurde damit zum Inbegriff der emanzipierten, freien, modernen Frau.

ZEITmagazin: In Ihrem Buch „Chanel. Ein Name – Ein Stil“ vergleichen Sie Bilder zeitgenössischer Chanel Entwürfe mit alten Bildern der Marke, oft auch mit Bildern von Madame Chanel persönlich. Wo sehen Sie Chanels Idee von der emanzipierten Frau in den heutigen Entwürfen der Marke?
Gautier: Der typische Chanel-Stil ist kein Konzept. Vielmehr ist es eine realistische Interpretation der Mode, ausgehend von dem zeitgenössischen Leben der Frauen. Weil sie kreierte, was sie trug, und trug, was sie kreiert hatte, übertrug Gabrielle Chanel ihren Pragmatismus in die Kleidung und setzte damit beständig eine „wahre“, ehrliche Mode durch. Sie vertrieb die hochtrabenden Effekte der Mode, die die Frauen ihrer Zeit beschwerten und quälten. Die Fotografie von Man Ray, datiert auf das Jahr 1935, synthetisiert perfekt die Fortschrittlichkeit Chanels: man sieht sie dort sitzend, die Hände in den Hosentaschen, rauchend – ohne Zigarettenspitze! Ihr sehr maskulines Auftreten ist widersprüchlich zur typisch langen Perlenkette, wiederum im Kontrast zum schwarzen Kleid: Chanel spielte mit Kontrasten und Paradoxien – und bekräftigte damit ihren niemals aus der Mode kommenden Stil.

ZEITmagazin: In den letzten Jahren gab es überdurchschnittlich viel Aufmerksamkeit für Coco Chanels Person und Charakter, beispielsweise in Filmen oder biographischen Büchern. Woher kommt das?
Gautier: Was an Chanel fasziniert, sind nicht ihre Fähigkeiten als großer Coutourier – darin sind andere noch viel berühmter gewesen – sondern vor allem ihre Persönlichkeit, die noch interessanter erscheint, seitdem ihre geheimnisvolle, verwirrende Vergangenheit bekannt wurde. Eine junge Frau, aus dem Nichts gekommen, die sich als eine der schillerndsten Figuren des 20. Jahrhunderts entpuppen und der Welt aufdrängen wird. Das Leben von Chanel hat Romanpotential. Leider muss sich die ganze Wahrheit, versetzt mit Geheimnissen und Lügen, immer wieder bewähren. Aber genau diese Mysterien sind es natürlich, die die in Büchern oder auf der Leinwand erzählte Legende von Chanel nähren.

ZEITmagazin: Welches Design von Chanel war das einflussreichste durch alle Zeiten?
Gautier: Es ist unmöglich, Chanel in einem Kleidungsstück zusammenzufassen. Unter ihrem riesigem Vermächtnis könnte man natürlich das schwarze Kleid von 1926 zitieren, einfach und radikal, Ankündigung der zeitgenössischen Prêt-À-Porter Mode, demokratisch; außerdem natürlich das berühmte Tweedkostüm der 1950er Jahre, raffiniert und vor allem praktisch – all das immer im Zusammenhang mit den neuen Lebensgewohnheiten der Frau.

ZEITmagazin: Es ist schwierig, etwas Schönes rational zu beurteilen. Welches Design mögen Sie persönlich denn am liebsten?
Gautier: Das Tweedkostüm – genauer gesagt, das, das Marie-Hélène Arnaud, Chanels Lieblingsmodel, 1958 getragen hat. Es widersetzt sich so schön der Abnutzung durch Zeit.

ZEITmagazin: Wann sind Sie zuerst in Kontakt mit Chanel gekommen? Was fasziniert Sie am allermeisten an dieser Marke?
Gautier: Ich habe die Mode schon mit 15 Jahren für mich entdeckt, dank der Vogue Paris. Meine erste Ausgabe ist von September 1991, eine Haute Couture Spezialausgabe. Unter den präsentierten Kollektionen war natürlich auch eine von Chanel. Karl Lagerfeld mischte damals die typischen Tweed- und Musselinstoffe mit transparentem Plastik, außerdem gab es Hüte mit riesigen Federn. Diese Kollektion habe ich wirklich geliebt, klassisch und gleichzeitig modern.

ZEITmagazin: Kate Moss kommt in ihrem Buch relativ häufig vor. Ist sie die Verkörperung der modernen Chanel Frau?
Gautier: Kate Moss kommt häufig in meinem Buch vor, weil sie ein hervorragendes Model ist und mit den größten Fotografen der Welt zusammengearbeitet hat. Aber Sie haben Recht, sie trägt die Mode von Chanel wirklich auf die perfekte Art und Weise. Eine zierliche Figur, ihre androgyne Silhouette, die dunkelblonden Haare. Sie hätte Gabrielle Chanel garantiert gefallen. Außerdem hat sie persönlich natürlich eine Art, sich mit Eleganz und Ungezwungenheit in Chanel zu kleiden. Gabrielle Chanel und Kate Moss haben einen gemeinsamen Sinn für Stil.

ZEITmagazin: Mode lebt vom Spiel zwischen Alt und Neu, dem Gesehenen und dem Ungesehenen. Wie definieren Sie Innovation?
Gautier: Die Geschichte der Mode hat uns gelehrt, dass das „Moon Girl“ der 1960er Jahre oder das „Cyber Girl“ der 1990er Jahre sehr kurzlebig waren, ohne Zweifel Opfer der Neuheit ihres Looks. Im Gegenzug dazu überlebt ein „Basic“-Kleidungsstück, wie „Das kleine Schwarze“ die Zeiten mit Leichtigkeit, sich immer wieder an unterschiedliche Dekaden anpassend.

ZEITmagazin: Was ist also bedeutsamer: Innovation oder Zeitlosigkeit?
Gautier: Zeitlosigkeit, natürlich!

Die Fragen stellte Hella Schneider

 

 

 

 

Schönes Neues Jahr!

Die ZEITmagazin-Redaktion wünscht allen Leserinnen und Lesern einen schönen Jahreswechsel und ein glückliches Jahr 2012!