Was im 19. Jahrhundert Salons waren, sind heute Blogs. In diesem Sinne lassen wir die Tradition des legendären Fragebogens von Marcel Proust für unsere Lieblingsblogger wieder aufleben. Katrin Schlotterhose, 28, lebt in Berlin und widmet ihrem Lebenskosmos gleich ein ganzes Blog: Um die überdrehte Existenz der Großstadt geht es ihr, um kurzlebige Trends und langlebige Jugend, genannt hat sie das Ganze „Metropolitan Circus“. Ihr Schwerpunkt dabei: den Menschen in den Metropolen zu erklären, wie sich modische Konventionen brechen lassen. Sie zeigt etwa, dass Männer in Weiß maskulin und Frauen in pink geschmackvoll aussehen können. Katrin Schlotterhose, die studierte Bekleidungstechnikerin, löst Widersprüche auf.
Was ist für Sie das vollkommene Blog? Das vollkommene Blog muss meiner Meinung nach noch kreiert werden. Es sollte aber unbedingt smart und witzig geschrieben sein.
Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten? Ehrlich gesagt mit keinem. Jeder Blogger ist anders, jeder hat einen anderen Fokus. Das ist ja auch das Spannende.
Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung? Onlineshops durchstöbern, Designer entdecken und Styles konzipieren.
Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung? Wirkliche Menschen anziehen und sich darüber freuen, wenn sie sich freuen.
Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit? Ich bin der ehrlichste Mensch der Welt, das ist mir leider schon oft zum Verhängnis geworden.
Ihr Lieblingsheld im Netz? „Hier entsteht ein neuer Internetauftritt“: Die, die das können und dabei Navigationen noch effizienter machen.
Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit? Helden des Alltags, die es schaffen, jedem Tag mit so viel Optimismus und Motivation zu begegnen, dass ich manchmal denke, ich müsste mir eine Scheibe davon abschneiden.
Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie im Netz begegnen? Authentizität. Charme. Innovation.
Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen?
Offenheit. Loyalität. Pünktlichkeit. Witz.
Was mögen Sie im Netz am wenigsten? Affektierte Selbstdarstellung. Die Schere zwischen Realität und selbsterschaffenem Image geht dabei sehr weit auseinander.
Was stört Sie an Bloggern am meisten? Mich stört, dass Blogger alle in einen Topf geschmissen werden, obwohl die qualitativen Unterschiede schon sehr markant sind.
Was stört Sie an sich selbst am meisten? So lange zu arbeiten, dass ich nicht mal merke, dass draußen schönes Wetter ist. Oft bin so sehr getimt, dass kein Platz mehr für Spontaneität bleibt.
Ihr glücklichster Moment als Blogger? Paris. Fashion Week. Und die Augen leuchten immer noch.
Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger? Kreative Freiheit für jeden, der Bock darauf hat.
Über welches Talent würden Sie gern verfügen? Französisch und Russisch sprechen.
Als welcher Blogger möchten Sie gern wiedergeboren werden? Noch ’ne Runde Katrin Schlotterhose? Vielleicht diesmal mit glatten Haaren.
Ihre größte Extravaganz? Schuhe und Bildbände.
Ihre gegenwärtige Geistesverfassung? Mobil.
Ihr Motto? Hinter jeder Tür, die zufällt, öffnet sich eine neue.
Bislang haben unseren Proust-Bloggerfragebogen Katharina Ober, Isabella Meyer, Max Dax, James Bent, Maria Ratzinger, Lea Groß, Christoph Niemann, Jaap Biemans, Julia Knolle, Okka Rohd, Vanessa Mazal, Clemens Poloczek, Katja Schweitzberger, Gabi Gabel, Shala Monroque, The Photodiarist, Fabian Sixtus Körner, Catrin Linderkamp, Cosima Bucarelli und Johanna Moers, Jill Adams, Siems Luckwaldt, Katja Hentschel, Katya Moorman, Julia Stelzner, Katharina Charpian, Thomas Knüwer, Marlene Sørensen und James Castle, Mary Scherpe, Juliane Duft und Anna Katharina Bender, Richard Gutjahr, Anna dello Russo, Peter Glaser, Frederik Frede und Jessica Weiß ausgefüllt