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Alpenstück Berlin

(c) Dorothea Fiedler

(c) Dorothea Fiedler

Das „Alpenstück“, ein sowieso schon erfreuliches Restaurant plus Bäckerei in der Gartenstraße in Berlin-Mitte, schmückt seine Backwarenabteilung zurzeit mit Porträts des Fotografen Mathias Bothor. Lesern des  ZEITmagazins dürften sie bekannt vorkommen: Salman Rushdie, Christopher Lee und Kenzaburo Oe sind mit geschlossenen Augen zu sehen. Bevor Bothor diese (und viele andere) Schwarzweißfotos für unsere Serie „Ich habe einen Traum“ machte, hatte er schon ähnliche Porträts gemacht – in Farbe. Zwei davon sind auch in der Alpenstück-Bäckerei zu bewundern. Warum gerade da? Ganz einfach: Mathias Bothor wohnt und arbeitet genau gegenüber

 

Die Deutschlandkarte im Radio

(c) ZEITmagazin Nr. 14

Wo werden die meisten Fahrräder geklaut? Wo sind die Deutschen am dicksten? Wer bezieht am häufigsten Ökostrom? Die Deutschlandkarten des ZEITmagazins erscheinen seit vier Jahren – und seit dieser Woche auch als Kolumne beim Saarländischen Rundfunk im Programm von SR 2 KulturRadio. ZEITmagazin-Redakteur Matthias Stolz beantwortet jede Woche die wichtigsten Fragen zu Deutschland. Sonntags zwischen 14 und 16 Uhr in der Sendung “Länge Sieben Das Kulturmagazin aus Saarbrücken”. In der ersten Folge geht es um die Frage, wo in Deutschland welche Zootiere zu Hause sind. Und warum Pinguine beliebter sind als Elefanten und Löwen

 

Pop Islam

Yasmine © Félix Muralt Foto: ZDF

© Félix Muralt Foto: ZDF

I. Elmokadem (c) Ismail Elmokadem

Religion und Alltag sind nicht immer leicht unter einen Turban zu bringen, besonders wenn man eine Variante zwischen einem sehr konservativen und einem sehr liberalen Islam finden möchte. Das wollen laut Filmemacher Ismail Elmokadem die meisten der Ägypter. Aber wo sind die Grenzen zwischen Lifestyle und Religion? “Islamische Musikvideos” oder “Islamische Models” scheinen eine Provokation für Konservative und Liberale zu sein. Elmokadem folgt in seiner Dokumentation “Pop Islam” dem ägyptische Musik-Sender 4Shbab (für die Jugend), der mit Musikclips im westlichen Habitus islamische Werte und einen moderaten modernen Islam repräsentieren möchte. Manager des Senders Abu Haiba und das verschleierte Model Yasmine sind die Hauptfiguren. Die Dokumentation verweist auf einen Konflikt zwischen Tradition und Moderne, der tief in der ägyptischen Kultur verankert ist.

ZEITmagazin: Was ist das Provokative an einem Sender wie 4Shbab?
Ismail Elmokadem: Es ist der Mix: Islam und Pop. Diese beiden Konzepte in einem Sender zu vereinen, scheint schon ein Widerspruch in sich zu sein.

ZEITmagazin: Wo genau kollidieren diese beiden Konzepte?
Elmokadem: Die meisten Leute denken bei Musikvideos an Pop, Musik und sexy Frauen, die dazu tanzen, sie denken an Liebe zwischen Mann und Frau. Aber was wir auf 4Shbab sehen ist eine andere Art von Pop: Puritanischer, religiöser Pop, der von der Liebe zu Gott, anstatt zwischen den Geschlechtern, erzählt.

ZEITmagazin: Ist der moderne Islam, den 4Shbab ausstrahlt, der liberalste Islam, der zur Zeit in Ägypten gelebt wird?
Elmokadem: Nein, definitiv nicht. Aber die noch liberaleren “Arten des Islam” wie Suffismus verursachen noch mehr Kontroversen. 4Shbab hat sich auf eine Nische im Markt von moderaten Muslimen ausgerichtet, die ihre islamischen Werte, auch wenn sie unterhalten werden, behalten möchten. Der Sender hat auch nie behauptet, Mainstream zu sein.

ZEITmagazin: Könnte 4Shbab mit konventionellen, sexy Musikvideos mehr Leute erreichen?
Elmokadem: Sicher, aber sie wollen die Zuschauer, die in der Mitte sind. Leute die keine sexy Musikvideos sehen wollen, aber auch nicht generell sagen Musikvideos seien schlecht und vom Islam verboten. 4Shbab möchte eine kleine Brücke zwischen den Konservativen und den Liberalen bauen

ZEITmagazin: Praktiziert der Großteil der Ägypter einen eher konservativen oder einen liberalen Islam?
Elmokadem: Wir haben ein breites Spektrum. Es gibt Leute – wie mich, die extrem liberal sind. Sie leben das gleiche Leben wie die Leute im Westen. Dann gibt es Leute auf der anderen Seite des Extrems. Sie sind sehr religiös. Für diese beiden Gruppen ist das Leben ziemlich einfach. Die Mehrheit der Menschen lebt jedoch irgendwo dazwischen. Es gibt ein ganzes Spektrum von unterschiedlichen Graden. Die Menschen in der Mitte sind religiös, sie beten, fasten, die meisten Mädchen tragen das Kopftuch, aber sie leben auch ein normales Leben des 21. Jahrhunderts: hören Musik auf dem Ipod, gucken Youtube, mögen Sitcoms. Die Menschen in Ägypten sind sehr modern und traditionell zur gleichen Zeit.

ZEITmagazin: Was sind die größten Konflikte, die ein Sender wie 4Shbab mit dem konservativen Islam hat?
Elmokadem: Bei Yasmine ist das Schlüsselproblem das Visuelle: Sie trägt Jeans, Make-up und behauptet gleichzeitig ein islamisches verschleiertes Mädchen zu sein. Zum anderen begibt sie sich als Model auf die Bühne. Laut Koran tragen Frauen den Schleier um keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Aber ein Model steht per definitionem auf der Bühne und jeder schaut sie an. Manche sehen darin einen Widerspruch. 
Für Abu Haiba und den Musikvideos, denke ich, geht es nicht um das Musikvideo an sich, das die Konservativen verärgert. Es ist die Idee, weil Musikvideos mit Bildern assoziiert wird, die im Konflikt mit islamsichen Werten stehen „Was soll das sein ein islamisches Musikvideo?“, sagen sie. Sie sind über die unheilige Verbindung von zwei verschiedenen Welten verärgert.

ZEITmagazin: Gibt es Themen, über die 4Shbab senden konnte, die nie in einem konservativen Kanal auftauchen würden?
Elmokadem: Ja, zum Beispiel gab es ein Programm über Sex vor der Ehe. Sie haben Zuschauer nach ihrer Meinung gefragt. Natürlich war es etwas Schlechtes aus ihrer Sicht, aber allein die Tatsache, dass über diese Themen öffentlich gesprochen wird, wäre nie auf einem religiösen Kanal denkbar gewesen.

ZEITmagazin: Und was denken die liberalen Ägypter, gucken sie 4Shbab?
Elmokadem: Nein, definitiv nicht. Die meisten finden es sehr merkwürdig und sie mögen das Konzept nicht. Ich habe Freunde, die sich darüber ärgern und es für einen schlechten Scherz halten.

ZEITmagazin: Warum hat Sie 4Shbab so fasziniert?
Elmokadem: Ich finde diesen einmaligen Mix, den 4Shbab versucht den Leuten anzubieten sehr interessant. Ich stutze sofort als ich es in der Zeitung las „Islamischer Musikvideo Sender“ und dann in einem anderen Artikel „Islamisches Model“, das klang zuerst paradox. Aber wenn man ihnen begegnet, versteht man Yasmine und Abu Haiba besser. Es ist hart für beide, ihren Glauben und ihre Sehnsucht nach einem modernen Leben in Einklang zu bringen. Ein sehr menschlicher Konflikt, mit dem wir alle auf eine Art und Weise kämpfen.

ZEITmagazin: Der Konflikt, den wir in dem Film beobachten, ist einer der innerhalb der ägyptischen Gesellschaft stattfindet. Er hat eigentlich nichts mit der Revolution zu tun, die wir auf dem Tahrir Platz beobachten konnten, oder doch?
Elmokadem: Der Film ist vorher entstanden, er thematisiert die Revolution nicht. Aber es gibt eine Verbindung zwischen dem, was ich aus der Revolution und wir aus dem Film gelernt haben. Die Wahrheit ist nämlich, dass nach meinem Gefühl, der Großteil der Menschen, die an der Revolution teilgenommen haben – ähnlich wie Yasmine und Abu Haiba – moderate Muslime sind. Irgendwo zwischen den Konservativen und den Liberalen. Und diese Mischung, die so schwer für die Menschen in Europa und in den USA zu verstehen ist, ist ein wichtiger Teil der ägyptischen Kultur. Man ist religiös, bis zu einem gewissen Grad. Nur die Wenigsten sind extremistisch.

Weitere Sendetermine: Arte, Freitag 15. April, 05:10 Uhr, Arte, Mittwoch 20. April, 03:35 Uhr

Die Fragen stellte Undine Zimmer

 

WortMenue – Überlingen

Foto Denis Scheck & Eva Gritzmann (c) Thomas Meyer

Hier lässt es sich noch anständig Essen, mit Karen Duve zum Beispiel. Zum 7. Mal lädt das WortMenue am Bodensee dazu ein, sich Geschriebenes auf der Zunge zergehen zu lassen. Auf dem WortMenue stehen aber nicht nur Buchstabensuppe, der Apfel und das arme Schwein, selbst für den ARD-Kritiker Denis Scheck wird es genug Druckfrisches zu verdauen geben. Und wie auch im gemeinsamen Buchprojekt „Sie & Er“ wird Eva Gritzmann ihm bei diesem Streifzug durch das breite Spektrum der verschiedenen Geschmäcker vom 2. bis 16. Mai zur Seite stehen. Der Vorverkauf läuft

 

Bauhauswerkstätten in Dessau

(c) Stiftung Bauhaus Dessau

(c) Yvonne Tenschert 2010, Stiftung Bauhaus Dessau

(c) Heike Donath 2009, Stiftung Bauhaus Dessau

Bauhaus ist der Luxus der Reduktion, wie es Mies van der Rohe so treffend mit den Worten „Weniger ist mehr“ umschrieben hat – das ist es letztlich doch, was jeder heute mit dem Bauhaus verbindet. Dabei ging es den Bauhäuslern darum, das alltägliche Leben der Menschen durch neues Design, Architektur und praktische Produkte und sogar Stadtplanung zu verbessern. Ab April öffnet die Stiftung Bauhaus Dessau wieder die Bauhauswerkstätten mit vier verschiedenen Kursen  für Jugendliche ab 12 Jahren. Und ja, da dürfen auch die Eltern mit basteln, ohne sich zu blamieren. Denn schon Levi Strauss bezeichnete das Basteln als „wildes Denken“. Wie das genau mit den Werkstätten funktioniert, erklärt Jutta Stein von der Stiftung Bauhaus Dessau.

ZEITmagazin: Warum passen das Bauhaus und Kinder gut zusammen?
Jutta Stein: Das Bauhaus ist Experiment und Spiel. Spielerisch sind auch viele der Produkte des Bauhauses, die man freilich weniger damit verbindet als Wagenfeldlampen und Flachdacharchitektur. Die Meister spielten offenbar selbst gern: Lyonel Feiningers Spielzeugfiguren, Peter Kelers bunte Wiege , Heinz Schwerins Holzautos, Alma Buschers Klötzchenspiel (Bauhaus brachte auch eine neue Auffassung von Pädagogik: Es sollte Spaß machen.

ZEITmagazin: Sie bieten Kurse für Fotografie, Möbel, Lampen, Schmuck, Typografie, Architektur. Was schaffe ich denn so an einem Wochenende bei Ihnen zu bauen? Eher eine kleine Skulptur oder etwa den Entwurf für mein Häuschen im Walter Gropius Stil?
Stein: Beides ist möglich – in der ersten Werkstatt vielleicht eher die Skulptur, in der vierten eher der Raumentwurf.

ZEITmagazin: Die Bauhauswerkstätten sind eine Zusammenarbeit mit der IKEA Stiftung. Ist IKEA so etwas wie das Bauhaus unserer Zeit?
Stein: Das Bauhaus hat gewissermaßen die (gestalterische) Moderne gestartet, auf der IKEA heute fußt. Und gern zitiert man dabei ja auch einen Ausspruch des zweiten Bauhausdirektors, Hannes Meyer: „Volksbedarf statt Luxusbedarf“. Dennoch ist das Bauhaus viel mehr als seine Produkte.

ZEITmagazin: Zu den Werkstätten gibt es einen Vorkurs. Was lernen wir hier von dem Bauhausmeister Johannes Itten?
Stein: Um es mit Beuys zu sagen: Die Idee, dass jeder Mensch ein Künstler, jede Gestaltung Kunst ist. Ittens Herangehensweise hatte viel mit Unmittelbarkeit und Gefühl zu tun – und das wollen wir auch in unseren Vorkursen vermitteln: die Augen zu öffnen, Materialien zu erspüren, die Eigenschaften eines Stoffs zu ertasten.

ZEITmagazin: Welche Produkte des Bauhaus begeistern uns bis heute ?
Stein: Die Wagenfeldlampe etwa, die ist heute in unzähligen Lizenz- (und Nichtlizenz-) Nachbauten erhältlich.

Die Fragen stellt Undine Zimmer

 

La Pause, Marrakesch

(c) La Pause - Marrakech

(c) La Pause - Marrakech

(c) La Pause - Marrakech

Mitten in der Wüste bei Marrakesch kann man im HOTEL La Pause beste marokkanische Küche genießen, Rotwein trinken und die Sterne anhimmeln

 

Das heitere Zitat

„Ich habe in meinem Leben weit über hunderttausend Zigaretten geraucht. Jede dieser Zigaretten hat mir etwas bedeutet.“

GREGOR HENS in seinem Buch „Nikotin“, einer Hommage auf
die Zigarette, die er schrieb, nachdem er endlich mit dem
Rauchen aufgehört hatte

 

Proust-Fragebogen für Blogger (10)

(c) I♥PONYS

Was im 19. Jahrhundert Salons waren, sind heute Blogs. In diesem Sinne lassen wir die Tradition des legendären Fragebogens von Marcel Proust für unsere Lieblingsblogger wieder aufleben.

Ponys sind nicht nur für kleine Mädchen. Der Name des Blog-Magazins „I love Ponys“ der Modejournalistin Katharina Charpian, 24, kommt mit einem verschmitzen Augenzwinkern daher. Zeugt aber auch von ihrer großen Liebe zu den kleinen Trabern. Zum Glück kann man auch mit einem Pony gut aussehen, denn auf den Nenner gebracht, voltigiert Katharina Charpian auf dem Rücken von Streetstyle, Junger Mode und Vintage. Zähmen tut sie ihre Lieblinge dann auf der Linkseite. Dort kann man ihre Lieblingsblogs, die sie ihre Ponys nennt, bewundern. Und stellt fest, dass die Hamburgerin eine Vorliebe für die für Skandinavier hat. Fjord- oder Islandpony, Frau Charpian?

Was ist für Sie das vollkommene Blog? Ein Online-Format, das mit eigenen Ideen gefüllt ist, den Stil des Bloggers widerspiegelt und in einem ästhetischen Layout gebündelt ist.

Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten? Blogger, die mit Leidenschaft bloggen.

Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung? Besondere Dinge entdecken – von der Jungdesigner-Kollektion über einen spannenden Artikel bis hin zu einer schönen Wohnung in Dänemark.

Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung? Mit einem „echten“ Pony im Sommer über die Wiesen zu galoppieren, die Welt zu bereisen und auf Flohmärkten meine Einrichtung zusammen zu suchen.

Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit? Beim Ausfüllen von Newsletter-Abos.

Ihr Lieblingsheld im Netz? Google.

Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit? Meine Eltern.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie im Netz begegnen? Authentizität und Kreativität.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen? Ehrlichkeit und Humor.

Was mögen Sie im Netz am wenigsten? Unästhetische Layouts.

Was stört Sie an Bloggern am meisten? Lobeshymnen auf Pelz – sie sollten die Kraft, die dahinter steckt, nicht unterschätzen.

Was stört Sie an sich selbst am meisten? Dass ich manchmal zu perfektionistisch bin.

Ihr glücklichster Moment als Blogger? Die Gründung von I♥Ponys.

Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger? Dass ich mich ganz ohne Einschränkungen verwirklichen kann – ohne Themenpläne und Layout-Vorschriften.

Über welches Talent würden Sie gern verfügen? Singen und Illustrieren – das wär’s!

Als welcher Blogger möchten Sie gern wiedergeboren werden? Als ein Blogger, der einen netten Sponsor im Rücken hat und von seinen Posts leben kann.

Ihre größte Extravaganz? Ich kaufe mir fast täglich frische Blumen, auch im Winter, und stöbere mehrmals wöchentlich durch den Zeitschriftenladen meines Vertrauens. Zwei Dinge, bei denen der Preis ausnahmsweise überhaupt keine Rolle spielt.

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung? Gespannt.

Ihr Motto? Das Glück dieser Erde…

Bislang haben unseren Proust-Bloggerfragebogen Thomas KnüwerMarlene Sørensen und James CastleMary ScherpeJuliane Duft und Anna Katharina BenderRichard GutjahrAnna dello RussoPeter GlaserFrederik FredeJessica Weiß ausgefüllt

 

Primal Scream

(c) Dorothea Fiedler

Vor 20 Jahren erschien „Screamadelica“ von Primal Scream – ein unerhörtes ALBUM: Indiepop trifft Rave, und das Ergebnis ist ein Meisterwerk. Jetzt gibt es eine neu abgemischte Jubiläumsausgabe