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Proust-Fragebogen für Blogger (105)

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Alexa Heyden

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Jessica Weiß

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Julia Heifer

Jessica Weiß war die erste, die unseren Proust-Fragebogen beantwortete, damals noch als Betreiberin des bekannten Modeblogs Les Mads. Nun, 104 Folgen später, bloggt sie zusammen mit Alexa von Heyden und Julia Heifer auf der Fashion-Seite Journelles, die sich den schönen Dingen des Lebens widmet. „Journelles ist die logische Konsequenz gewesen, endlich mein eigener Herr in altbekanntem Metier zu sein“, sagt Jessica, die Chefin von Journelles. Ein ganzes Netzwerk von Autorinnen, unter ihnen Hanna Schumi, Tine Fleischer und Kerstin Göring, macht den Blog zu einer professionellen und sehenswerten Anlaufstelle für Modeliebhaber- und liebhaberinnen. Jede einzelne der Frauen ist ihre eigene Unternehmerin: Jessica hat die Online-Präsenz für das INTERVIEW Magazin Deutschland gestaltet, Kerstin ist die Besitzerin des Frankfurter Modeladens Hayashi, Julia ist Modedesignerin, Alexa arbeitet als Journalistin, Hanna als Art Direktorin, und Tine betreibt außerdem ihren eigenen Blog Inattendu. Wenn so viele sachkundige junge Frauen auf einer Seite vereint arbeiten, wird aus einem Modeblog ein ganz großartiges Format.

Was ist für Sie das vollkommene Blog?

Julia: Eine übersichtliche Seite, die gleichermaßen durch Infos und neue Inspirationen überzeugt.
Alexa: Ein Online-Magazin mit Autoren-Netzwerk, das mehr als nur Outfit-Posts und tolle Fotos bieten kann, sondern Branchen-News, Reise- und Lifestyle-Themen bearbeitet.
Jessie: Persönlichkeit, News und schöne Bilder. Daran arbeiten wir jeden Tag!

Mit welchem Blogger identifizieren Sie sich am meisten?

Julia: Identifizieren wäre hier zu viel, aber Leandra Medine finde ich super. Ich mag ihren Stil und dass sie Mode(blogs) mit Humor nimmt.
Alexa: Camille Charrière von Camille over the Rainbow finde ich cool. Ich habe sie dieses Jahr bei der Kopenhagen Fashion Week gesehen. Erst habe ich über sie gelästert (sie trägt die Chanel Boy Bag für mehrere tausend Euro, pffffff!) – jetzt bin ich verliebt.
Jessie: Meine ganze Sympathie bekommt auch Leandra Mediene von The Man Repeller. Identifikation empfinde ich eher in der Einstellung von ganz unterschiedlichen Bloggern.

Was ist online Ihre Lieblingsbeschäftigung?

Julia: Inspirierende Editorials entdecken und mich durch Onlineshops klicken – digitales Window Shopping sozusagen.
Alexa: Zwischen Mytheresa und Spiegelonline hin und her switchen.
Jessie: Momentan Pinterest, dort stöbere ich stundenlang für meine Hochzeit. So habe ich schon viele Ideen und Inspirationen gefunden!

Was ist offline Ihre Lieblingsbeschäftigung?

Julia: Zeit mit meinen Freunden verbringen. Die genaue Art der Beschäftigung ist dabei egal.
Alexa: Auch surfen, allerdings im Meer. Am liebsten an der North Shore von Fuerteventura, weil da das Wasser so klar ist und das Handy keinen Empfang hat.
Jessie: Reisen, Fahrrad fahren, essen!

Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit?

Julia: Selten, wenn ich eine Verabredung absagen muss.
Alexa: Nie, denn ich habe Journalismus studiert und halte mich an die Regeln. Lieber schreibe ich gar nix.
Jessie: Nie, das lässt sich immer höflich umgehen.

Ihr Lieblingsheld im Netz?

Julia: –
Alexa: –
Jessie: Beim letzten Fragebogen antwortete ich: Natalie Massenet, die Gründerin von net-a-porter. Ihren Antrieb und ihre Vision bewundere ich noch immer!

Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit?

Julia: Meine Eltern.
Alexa: Altenpfleger, Polizisten, die beim LKA gegen Kinderpornographie ermitteln und meine Kollegin, die Journalistin und Autorin Julia Stelzner, die sich in ihrer Freizeit bei der Berliner Stadtmission um Obdachlose kümmert.
Jessie: Mein Freund, denn der wagt es echt, mich zu heiraten.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie im Netz begegnen?

Julia: Wenn sie trotz Anonymität respektvoll und authentisch sind.
Alexa: Solche, denen Inhalte wichtiger als Likes für ihre Selfies sind.
Jessie: Solche, die mit viel Leidenschaft und eigenen Ideen an ihrem Produkt arbeiten.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Menschen, denen Sie in der Wirklichkeit begegnen?

Julia: Humor, Ehrlichkeit und dass sie teilen können.
Alexa: Authentizität, Bescheidenheit und gute Manieren. Merke: Menschen zeigen ihren Charakter bei der Arbeit, nicht auf Partys.
Jessie: Aufrichtigkeit und Humor!

Was mögen Sie im Netz am wenigsten?

Julia: Übertriebene und realitätsferne Selbstdarstellung.
Alexa: Böse Kommentare, vor allem Frauen gegen Frauen sind oft sehr gehässig. Wenn offensichtlich nur Neid dahinter steckt, schäme ich mich für meine Geschlechtsgenossinnen. Ich denke immer: Ladies, es ist nur Mode!
Jessie: Geschwafel.

Was stört Sie an Bloggern am meisten?

Julia: Käuflichkeit.
Alexa: Der Impetus „Ich werde Blogger , weil ich eine Chanel-Tasche haben will.“
Jessie: Die Copy Cats. Da werden Konzepte, Artikel und sogar Überschriften kopiert.

Was stört Sie an sich selbst am meisten?

Julia: Meine Ungeduld.
Alexa: Dass ich auch eine Chanel-Tasche haben will.
Jessie: Ich nehme vieles zu persönlich.

Ihr glücklichster Moment als Blogger?

Julia: Jedes Mal, wenn man mir sagt, dass ein Artikel interessant und lesenswert war.
Alexa: Der, den ich auch bei der Redaktionsarbeit liebe: Wenn man rausgehen darf, neue Erfahrungen macht, interessante Menschen trifft und den Horizont erweitert. Das werden die besten Geschichten.
Jessie: Ich zwicke mich eigentlich tagtäglich, dass wirklich so viele Leser Journelles besuchen. Das macht dauerglücklich.

Was halten Sie für Ihre größte Errungenschaft als Blogger?

Julia: Dass meine Arbeit für die Leser kostenlos verfügbar ist. Das ist aber gleichzeitig auch ein Fluch.
Alexa: Zu zeigen, dass jeder, der kreativ und hart arbeitet eine Chance hat, Anerkennung zu bekommen und seinen Lebensunterhalt damit zu verdienen.
Jessie: Ein gut laufendes kleines Unternehmen mit dem Blogazine auf die Beine gestellt zu haben.

Über welches Talent würden Sie gern verfügen?

Julia: Ich könnte gerne sehr gut tanzen.
Alexa: Och, ich bin zufrieden, mit dem was ich vom lieben Gott bekommen habe und freue mich über die Talente meiner Mitmenschen.
Jessie: Ich will nur einmal gerade singen können! Nur einmal!

Als welcher Blogger möchten Sie gern wiedergeboren werden?

Julia: –
Alexa: Vielleicht als Scott Schuman (The Sartorialist)? Einfach um zu sehen, wie die Mode so ist, wenn man ein kleiner Mann ist und keine Chanel-Tasche braucht.
Jessie: Für’s Bloggen wäre es nach der Wiedergeburt viel zu spät. Dann wäre ich doch lieber Ärztin.

Ihre größte Extravaganz?

Julia: Meine wunderschöne, große und eigentlich zu teure Wohnung.
Alexa: Champagner trinken, auch wenn es nichts zu feiern gibt
Jessie: Sehr wenig kochen, sehr viel ausser Haus essen. Und trinken.

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?

Julia: Zuversichtlich.
Alexa: Fernweh.
Jessie: Schlimme Frühjahrsmüdigkeit.

Ihr Motto?

Julia: Et hätt noch emmer joot jejange.
Alexa: Nur Mut, mein Herz.
Jessie: Augen zu und durch!

(c) Sandra Semburg

 

Oh, Du Fröhlicher

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In neun Monaten ist Weihnachten! Wir knacken schon mal Nüsse, mit dem Roboter von Matthias Zschaler

(c) Matthias Zschaler

 

The Saga continues

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Diese Geschichte ist noch lange nicht zu Ende: Seit der Fotograf Juergen Teller für eine Sonderausgabe des ZEITmagazins über Frankfurt am Main im Oktober 2013 unter anderem das Titelbild beisteuerte, ist die Bar Plank im Frankfurter Bahnhofsviertel zu bundesweiter Berühmtheit gelangt. Ein Blog entstand, auf dem jeder sich mit einer Nachahmung des Coverfotos vor der Bar Plank verewigen konnte. Und nun, weil der Erfolg nicht abreißt, haben Julia Wahl, der Fotograf Ulrich Mattner und der Chefredakteur des Journals Frankfurt, Nils Bremer, aus den Fotos eine Ausstellung kuratiert. Frankfurt liegt im Trend – so sehen das auch die Veranstalter: „Die Zusammenstellung zeigt Vielfalt, Lebensfreude, Coolness – kurzum: das Bahnhofsviertel und seinen Fixstern Plank.“

Plank mich, Juergen Teller – Die Ausstellung
Vernissage am 3. April, 19 Uhr
Ausstellungsdauer vom 4. April bis 30. Mai
Stadtteilbüro Bahnhofsviertel
Moselstraße 6a, Frankfurt am Main

(c) juergentellerplank.tumblr.com

 

Page Impressions: Das ZEITmagazin Nr. 15

 

100 freundliche Plagiate

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Das Foto unseres Frankfurt-Hefts von Juergen Teller wurde oft nachgestellt. Die 100 besten Nachahmer zeigt das Stadtteilbüro im Bahnhofsviertel

(c) Ulrich Mattner

 

Page Impressions: The second international issue of „ZEITmagazin – The Berlin State of Mind“

 

Das heitere Zitat

»1. Januar 2012 – Zehn Jahre Euro! Wir rechnen immer noch um: 20 Mark für dieses Buch! Die haben sie doch nicht mehr alle.«

Statt Fußball kommentieren die Kollegen vom Magazin »11 Freunde« die vorigen 100 Jahre der Weltgeschichte – in ihrem Buch »Und nun zum Wetter« (Rowohlt)

 

 

Künstliche Sonne

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Hinterhaus? Nordseite? Oder keinen Balkon? Die LED-Leuchte von Bulbo regt Pflanzen auch drinnen zur Photosynthese an

(c) Bulbo

 

Zum Ablegen

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Wer Macarons oder Petit Fours zu süß findet: Eine Etagere eignet sich auch ganz wunderbar als Schlüsselablage (diese ist von Rosenthal)

(c) Stephan Geiger

 

„Ich habe nicht den dringenden Wunsch, dass mich meine Ware verlässt“ – ein Interview mit Andreas Murkudis

Sein Laden in der Potsdamer Straße in Berlin gehört weltweit zu den bekanntesten Geschäften Deutschlands, sein Angebot an Bekleidung, Schmuck und Inneneinrichtung ist einmalig. Jetzt wagt Unternehmer Andreas Murkudis den nächsten großen Schritt: Morgen, am 3. April eröffnet er gleich drei neue Läden im „Bikini Berlin“, dem restaurierten Gebäude in Berlin-Charlottenburg, dessen Baumaßnahmen nach langer Renovierungsphase endlich abgeschlossen sind. Eines der drei neuen Geschäfte orientiert sich an dem bestehenden Sortiment aus der Potsdamer Straße, das zweite entsteht in Kooperation mit dem italienischen Modeunternehmer Alberto Aspesi und mit der dritten Neueröffnung möchte Murkudis vor allem  das junge Publikum ansprechen.

ZEITmagazin: Herr Murkudis, Sie haben einmal erwähnt, dass Sie die Pakete mit neuer Ware, die in Ihrem Geschäft in der Postdamer Straße ankommen, selbst öffnen. Finden Sie auch jetzt noch die Zeit dafür, mit gleich drei neuen Läden?

Andreas Murkudis: Die Zeit nehme ich mir, denn das Pakete auspacken macht riesig Spaß. Das ist ja immer so wie Weihnachten und Geburtstag zusammen. Die drei Läden waren so aber auch nicht geplant. Das hat sich in den vergangenen Monaten erst so ergeben. Es ist also ein größeres „Paket“ geschnürt worden, als ich ursprünglich geplant hatte. Das liegt daran, dass das Projekt „Bikini Berlin“ einfach so extrem spannend ist.

 ZEITmagazin: Hatten Sie ursprünglich also nur einen Laden geplant?

Andreas Murkudis: Eigentlich sollten es zwei werden, einer mit Alberto Aspesi zusammen, der rund 180 Quadratemeter groß ist, und mein eigener Laden mit rund 250 Quadratmetern, wobei die beiden Geschäfte nebeneinanderliegen. Es ist also möglich, aus Alberto Aspesis Laden in meinen herüberzugehen. Wir haben bei der Recherche aber so viele Produkte gefunden, die uns gefallen haben, dass wir entschieden haben, noch einen dritten Laden zu eröffnen.

ZEITmagazin: Und was macht diesen Laden aus?

Andreas Murkudis: Er ist viel jünger als die anderen beiden und liegt ein Stockwerk tiefer, um deutlich zu machen, dass er ein anderes Konzept verfolgt. Der Laden ist insofern jünger, als dass wir andere Marken anbieten, zum Beispiel MM6, also die Zweitlinie von Maison Margiela. Außerdem gibt es Acne, A.P.C., Stella McCartney für adidas und viele weitere Produkte, sogar Baumkuchen und Marzipan. Die Ware bewegt sich auf einem anderen Niveau: Alles ist bezahlbar, obwohl sich das Angebot ebenfalls auf einem qualitativ sehr hochwertigen Niveau befindet. Wir verkaufen keine Gimmicks oder ähnliches. Außerdem bieten wir sehr viele Marken an, die es in Deutschland noch gar nicht gibt. Das wird spannend.

ZEITmagazin: Welche Firmen werden das sein?

Andreas Murkudis: Viele kommen aus Japan. Des Weiteren bieten wir beispielsweise Schuhe aus Italien an und Flaschenöffner aus den USA. Wir haben in die verschiedensten Richtungen recherchiert, sind aber schnell fündig geworden.

 ZEITmagazin: Wie sieht so eine Recherche aus?

Andreas Murkudis: Das Internet ist dabei grundsätzlich und bekanntermaßen sehr hilfreich. Gerade im Internet ist es so einfach, von einer Seite auf die nächste zu gelangen. Dann schreibe ich die entsprechenden Händler an und, zack, sind die Produkte da. In Paris habe ich beispielsweise einen Mann kennengelernt, der eine Firma betreibt, die Produkte aus Japan importiert. Dabei handelt es sich um Ware, die nach Jahrhunderte langer Tradition gefertigt werden. Allein von dieser Firma werden wir rund 50 Marken anbieten – die eine macht nur etwas mit Kautschuk, die nächste nur mit Zinn. Das ist alles nicht teuer, sieht aber extrem schön aus – und die Marken freuen sich, dass wir gleich mehrere tausend Teile geordert haben. Da kommt wahrscheinlich ein ganzer Container an.

ZEITmagazin: Die meisten Produkte finden Sie also über das Internet. Das könnte dem Konsumenten an sich auch gelingen. Warum ist es trotzdem noch immer etwas besonderes, in ein Geschäft zu gehen?

Andreas Murkudis: Das, was ich hier mache, kann im Grunde genommen tatsächlich jeder tun. Aber jeder hat einen anderen Geschmack, also würde bei jedem auch die Auswahl anders ausfallen. Bei Aspesi habe ich genau das schon einmal beobachtet. Dort bin ich auf Einzelhänder getroffen, die eine völlig andere Auswahl getroffen haben als ich. Wenn ich etwas im Internet sehe, heißt das nicht, dass ein Konsument die Qualität der Produkte gleich erkennt – was mir im Übrigen sicher auch passiert. Mit Sicherheit klicke ich versehentlich Ware weg, die vielleicht ganz toll ist. So ist das: Wir sehen Dinge und sehen sie doch nicht.

ZEITmagazin: Gibt es denn ein Produkt, von dem Sie begeistert waren, das dann aber trotzdem Woche für Woche im Laden liegen geblieben ist?

Andreas Murkudis: Es gibt auf jeden Fall Produkte, die ich immer noch ganz toll finde, die aber noch nie ein Mensch im Laden angefasst hat. Zum Beispiel eine Vase aus Zwiesel, in der sich ein Faden befindet und die ein Lehrer gestaltet hat. Diese Vase haben wir schon seit unserem ersten Geschäft in der Münzstraße. Die schleppen wir also schon sehr lange mit uns herum! Dass sie noch keiner in die Hand genommen hat, ist aber auch nicht schlimm. Natürlich muss ich verkaufen und die Rechnungen bezahlen, aber ich habe auch nicht den dringenden Wunsch, dass uns die Dinge verlassen. Von Nymphenburg hatten wir jahrelang mit Blumenmotiven bemalte Totenschädel. Die gingen eine zeitlang gar nicht und dann hat auf einmal ein Kunde drei Stück gekauft, und die anderen drei waren kurz danach auch verkauft. Dann tat es mir fast leid, dass sie weg waren.

ZEITmagazin: Welches Produkt gehört in den neuen Läden zu Ihren Favoriten?

Andreas Murkudis: Wir haben einen tollen achteckigen Flaschenöffner aus den USA, bei dem Kollegen mir schon gesagt haben, wie unpraktisch er doch sei und dass ihn kein Mensch kaufen würde. Trotzdem habe ich 40 Stück bestellt, obwohl er nicht günstig ist, da ihn ein Designer in Seattle aus Messing fertigt. Ich liebe das Teil!

ZEITmagazin: In welchem Preissegment wird sich die Ware generell bewegen?

Andreas Murkudis: Im ersten Obergeschoss fängt es schon bei drei, vier Euro an und geht dann nicht über ein paar Hundert Euro hinaus.

ZEITmagazin: Wie stellen Sie sich die Kundschaft in diesem „jüngeren“ Laden vor?

Andreas Murkudis: Das ist schwer zu sagen. Ich glaube, dass viele Kunden aus Berlin-Mitte und Prenzlauer Berg kommen werden, zumal hier am Kurfürstendamm auch Uniqlo eröffnet. Es werden aber sicher auch viele Touristen sein, weil das Bikini mit seinem denkmalgeschützten Ensemble und dieser großartigen Terrasse tatsächlich ein Unikat ist. Stellen Sie sich vor, wie die Besucher auf der Terrasse stehen und die Tiere des Berliner Zoos nicht nur sehen, sondern auch hören und riechen können – das ist einmalig auf der Welt. Und die Dachterrasse ist 24 Stunden zu begehen. Auch das große Angebot an Gastronomie, das es in dieser Ecke bisher so nicht gab, spielt sicher eine Rolle. Zudem eröffnet um die Ecke die C/O-Galerie.

ZEITmagazin: Welche Produkte sind denn in dem „Hauptladen“ zu finden, also dem, den Sie sich mit Alberto Aspesi teilen?

Andreas Murkudis: Die Auswahl treffe ich hier im Laden in der Potsdamer Straße, da ich einige Teile hier heraus mitnehmen werde. Wobei ich natürlich auch viel neu geordert habe. Um den Unterschied zu verdeutlichen: Wir arbeiten mit einer Marke zusammen, die „Society“ heißt, die zu Limonta gehört, einem Unternehmen, das zu den besten Stoffproduzenten der Welt gehört, und Bett- und Tischwäsche anbieten, sowie Bademäntel und Frottee. Alles besteht aus gewaschenem Leinen oder gewaschener Baumwolle und ist in Schlammtönen gehalten. Hier in der Potsdamer Straße verkaufen wir dagegen Damast-Wäsche.

ZEITmagazin: Wie sieht Ihre Kooperation mit Aspesi aus?

Andreas Murkudis: Aspesi ist sehr stark in Italien vertreten. Rund 400 bis 600 Händler beliefert er dort mit seiner Ware. Außerdem führt er mehrere eigene große Läden. Ich habe ihn vor einigen Jahren nach Berlin gelockt und dann haben wir uns so gut angefreundet, dass wir nun einen Laden zusammen führen. Er vertraut meinem Team und mir total. Ich habe ihn einmal gefragt, wie wir den Laden gestalten sollen und er hat nur gesagt: ‚Ich lasse dir da freie Hand, mach, wie du denkst.‘ Jetzt hoffe ich natürlich, dass ich alles auch in seinem Sinn gelöst habe.

ZEITmagazin: Hätten Sie sich auch vorstellen können, in eine andere Stadt zu gehen, wenn das Bikini-Haus-Projekt nicht stattgefunden hätte?

Andreas Murkudis: Dieses Projekt ist schon ein großer Schritt. Es hat sehr viel Kraft gekostet, meine Managerin Melanie dal Canton und ich haben auf jeden Fall ein paar graue Haare bekommen. Das war schon eine Aktion, von so einem kleinen Laden in einen so großen zu ziehen. Eigentlich hatte ich gesagt, dass mir das hier reicht, dass ich dieses Konzept höchstens verbessern wollte.

ZEITmagazin. Warum haben Sie es doch gemacht?

Andreas Murkudis: Am Bikini-Haus hat mich gereizt, dass sich das Immobilienunternehmen Bayerische Hausbau einen denkmalgeschützten Komplex kauft, dann aber sagt, dass es nicht die 65. Shopping Mall eröffnen will, sondern etwas Neues entwickeln möchte. Ein Berater hat der Firma empfohlen, ein Konzept zu entwickeln, bei dem Berliner Designer auf internationale Marken treffen, und zwar auf einem mittleren Preissegment. Nicht billig, nicht Luxus. Das gibt es so noch nicht. Ich wurde damals als einer der Ersten gefragt und war sofort von der Idee überzeugt. Trotzdem wusste ich, dass es auch viel Kraft kosten würde, weil wir ja viel mit Inhaber geführten Häusern arbeiten und die, wenn sie sich an einem solchen Projekt beteiligen, ihre Existenz gefährden, falls es nicht läuft. So wie ich auch meine Existenz gefährden kann. Aber das wird schon passen.

Die Fragen stellte Anja Francesca Richter