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Schadenfreude über „Zensursulas“ Niederlage

„Es gibt sie noch, die guten Nachrichten“, schreibt Twitterer Nico, „Zensursula wurde nicht direkt gewählt“.

Stimmt: In ihrem eigenen Wahlkreis in Hannover hat Ursula von der Leyen (CDU) die Direktwahl gegen ihre SPD-Konkurrentin klar verloren. Zwar wird die jetzige Familienministerin wohl auch so im schwarz-gelben Kabinett vertreten sein, dennoch herrscht auf Twitter ein wenig Schadenfreude – vor allem auf Seite der Piraten.

 

Siegesfeiern sehen anders aus

Hinzugewonnen, und nun?

Die Anhänger der Grünen diskutieren im Berliner Postbahnhof das Ergebnis der Bundestagswahl. 10,5 Prozent hat die Partei laut ARD-Hochrechnung um 19:57 Uhr erzielt. Ein Zugewinn um 2,4 Prozent. Doch als in der Tagesschau das Ergebnis zu sehen ist, die auf drei großen Leinwänden übertragen wird, klatscht schon keiner mehr. Im Siegestaumel scheint kein Grüner zu sein.

Die Anhänger der Grünen wissen nicht so recht, was sie mit diesem Ergebnis anfangen sollen. Auf weitere vier Jahre in der Opposition freuen sich nur wenige. Für größte Spannung sorgt die Frage, ob die Grünen in Berlin und Stuttgart auch Direktmandate für den Bundestag gewinnen.

Die Schlangen vor den Ständen, an denen ein „feines ökologisches Bier“ ausgeschenkt wird, sind sehr überschaubar. Die 1800 Quadratmeter große Gleishalle bietet nach großem Gedränge um 18 Uhr nun schon wieder viel freien Platz. Auf der Terrasse ist ein wenig mehr los – aber die echten Partys sind nur im Fernsehen zu sehen: Bei den Liberalen und den Christdemokraten.

Von harten Jahren, die auf die Grünen warten, spricht Cem Özdemir. Harten Kampf, kündigt Trittin an und ungetrübte Freude trägt nur kurz Claudia Roth zur Schau.

Die Basis schaut nun die Elefantenrunde – Stimmung kommt auf, als Guido Westerwelle zu sehen ist. Einige pfeifen, andere buhen. Dann ist der Emotionsausbruch wieder vorbei. Als Trittin spricht, hören die Anhänger interessiert – und schweigend – zu.

 

Sind die Piraten an Schwarz-Gelb Schuld?

Arrrrr! Viele Twitterer sind sauer. Wie konnte es zu Schwarz-Gelb kommen? Ein Sündenbock ist schon gefunden: Die Piraten sind Schuld!

Herzlichen Dank an die Piraten für vier weitere Jahre Merkel. Nutzlose Partei!“
Diese kontern: Wenn noch einer rumheult, die Piraten wären an Schwarz-Gelb Schuld: Geht auf Nichtwählern rumhacken!“

Tatsächlich könnten die Nichtwähler die Wahl entschieden haben. Tagesschau twittert: „SPD hat knapp sechs Millionen Wähler verloren. Die meisten an das Lager der ‚Nichtwähler'“

 

Piraten hoffen auf 2013

Die Wahl ist durch, die etwa 300 Besucher der Berliner Wahlparty nehmen via TV am Sterben der bisherigen Regierungskoalition teil. Das SPD-Ergebnis wird mit Jubel quittiert. Durch die Reihen des Feiervolkes im „Astra-Kulturhaus“ des Szenebezirks Friedrichshain sickert durch: zwei Prozent für die Piratenpartei. Jubel, als es Parteichef Jens Seipelbusch mit seinem Team von der Bühne verkündet. „Riecht nach Einzug in den Bundestag 2013!“, twittert Pirat lexey4. Viele hier im Saal wollen die Liberalen in den nächsten vier Jahren an ihren Versprechungen in Sachen Bürgerrechte messen. Krawattenquote: stabil bei null Prozent.

 

Strahlendes Trio

„Hey, hey, hey!“ schallt es den Linken-Chefs Gysi, Lafontaine und Bisky entgegen, als sie auf ihrer Wahlparty auf die Bühne treten. Das Trio strahlt. „Ich möchte das Ergebnis jetzt einfach nur genießen!“ ruft Gysi. Lafontaine wirft übermütig den Blumenstrauß, den er gerade überreicht bekommen hatte, in die jubelnde Menge. Wer wird die nächste Braut?

 

Warum sackt die CSU weiter ab?

Ein Jahr nach ihrem Fiasko bei der bayerischen Landtagswahl muss die CSU bei der Bundestagswahl neue dramatische Verluste hinnehmen. Laut Prognose des Bayerischen Fernsehens sackt sie auf nur noch 41,0 Prozent der Stimmen ab. Die CSU schneidet damit so schlecht ab wie noch nie bei einer Bundestagswahl seit mehr als 50 Jahren. Die Schwesterpartei und erst recht die SPD würde so ein Ergebnis wohl freuen, dennoch kann man sich fragen, wie die Popularität des schneidigen CSU-Wirtschaftsministers zu Guttenberg im Bund mit diesem Ergebnis zusammengeht.

 

Warten auf Westerwelle

Die Parteielite der FDP laesst auf sich warten. Sie hat im Praesidium, ein paar Strassenbloecke entfernt, das Ergebnis erfahren und beratschlagt. Die Basis frohlockt schon mal: 4 oder 5 Minister soll Guido nun fordern, heisst es.

 

Steinmeier wird Fraktionsvorsitzender

Nach Informationen von ZEIT ONLINE soll SPD-Spitzenkandidat Frank-Walter Steinmeier neuer Vorsitzender der SPD-Fraktion im Bundestag werden. Darauf  haben sich der bisherige Fraktionsvorsitzende, Peter Struck, und Parteichef Franz Müntefering offenbar geeinigt.

 

Jubel für den Bundestag, Triumphgeheul für Brandenburg

Zwölf bis 13 Prozent: Ihr Ziel, „10 plus X“ Prozent der Stimmen zu holen, hat die Linke bei dieser Bundestagswahl erreicht. Groß ist der Beifall im Festzelt – richtig laut wird es aber, als es an die Brandenburger Ergebnisse geht. Die Linke mit knapp 30 Prozent fast gleichauf mit der SPD – das Triumphgeheul dröhnt in den Ohren.

 

Schockstarre auf Twitter

Die ersten Prognosen der Bundestagswahl lassen die Bundestagswahl-Twitterer für einen kurzen Moment verstummen. Nur zögerlich melden sie sich wieder zu Wort, andere verabschieden sich direkt. Die Reaktionen auf das Ergebnis: vor allem Enttäuschung und Entsetzen. Von schwarz-gelbem Jubel ist hier zumindest wenig zu spüren.

Laut dem Twitter-Exitpoll haben rund 41 Prozent der Twitterer der Piratenpartei ihre Stimme gegeben – doch jetzt ist es auch um die Piraten etwas still geworden. Prognosen zufolge haben sie etwa 2 Prozent der Gesamtstimmen erhalten und damit das Ziel, in den Bundestag einzuziehen, verpasst. Viele sind enttäuscht, manch einer nimmt’s mit Humor.