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„Die gleißende Welt“

 

Ein riskantes Rollenspiel hinter männlichen Masken. Die Autorin des Romans, Siri Hustvedts, liest im Schauspielhaus daraus vor.

Wäre Siri Hustvedt nicht so bekannt, hätte sie sich mit dem langen, in der nüchternen Sprache eines wissenschaftlichen Essays geschriebenen Prolog ihres neuen Romans keinen Gefallen getan. Doch einige Seiten später gewinnt die Erzählung an Dringlichkeit. Harriet Burden, Künstlerin und Witwe eines prominenten New Yorker Galeristen, ist hochtalentiert, aber unpopulär. Wäre sie ein Mann, würde der Kunstmarkt ihre Werke anders wahrnehmen, davon ist sie überzeugt. Auf der Jagd nach Anerkennung engagiert sie drei verschiedene Künstler, ihre Werke als die eigenen auszustellen. Metamorphosen nennt sie ihr Projekt. Der Erfolg ist groß. Der dritte Künstler überlistet sie jedoch und erklärt sich zum Urheber des Werks.

Die gleißende Welt kommt in Gestalt einer Anthologie daher. Hustvedt zeichnet ein aufwühlendes Erzähllabyrinth, ein polyphones Sammelsurium, das sich um die Frage dreht, ob wir Kunst unterschiedlich wahrnehmen, je nachdem, ob eine Künstlerin oder ein Künstler am Werk war. Hustvedts neuestes Werk über Macht, Begierde, Psychoanalyse und Vorurteile präsentiert sie zusammen mit der Schauspielerin Bettina Stucky im Schauspielhaus.

Text: Natalia Sadovnik