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Ulema, hört auf mit dem Schwanz zu denken!

Hakan Turan, schon öfter Gast auf diesem Blog, hat einen berechtigten Wutanfall angesichts der frauenfeindlichen Edikte afghanischer Islamgelehrter (der ganze Essay ist wert, gelesen zu werden):

Eheliche und sonstige Gewalt insbesondere an Frauen gibt es auch in westlichen Ländern, und auch hier in Deutschland.

Jedoch gibt es hier auch ein staatliches System und ein Gesetz, das der Frau umfassenden Schutz zusichert und dem Täter gebührende Strafe zukommen lässt. Darum geht es mir hier – und nicht etwa um eine unhaltbare Verallgemeinerung islamischer Gesellschaften als schlecht und westlicher Gesellschaften als gut.

Ferner kann und werde ich mich nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass meine Religion als theoretische Rechtfertigung dazu verwendet wird um ungerechte und unmoralische Machstrukturen zu legitimieren. Natürlich bin ich nicht so naiv zu glauben, dass Probleme und patriarchale Entartungen in der Lebenspraxis mancher meiner Glaubensbrüder unmittelbar aus einer unbefangenen Koranlektüre resultieren würden (dieses absurde Szenario ist das Islamszenario der Islamkritiker – sie tragen die Beweislast). Ich bin der Überzeugung, dass in den meisten Fällen bereits bestehende oder erwünschte Machtgefälle nachträglich mit passenden Koranpassagen unterstützt oder legitimert werden. Der umgekehrte Weg (vom Koran zur Praxis) ist selten und erfüllt meist demonstrative und strategische Zwecke. 
Dennoch behaupte ich, dass das noch lange nicht gelöste Problem der staatlichen oder gesellschaftlichen Billigung ungerechter Strukturen und ehelicher Gewalt unter Berufung auf den Koran von uns Muslimen nicht vernachlässigt und unserem ungehemmten Pragmatismus geopfert werden darf. Schuld an diesen Missständen ist nämlich weder der Westen, noch eine etwaige jüdische Weltverschwörung, sondern an erster Stelle rückständige Patriarchen, die zu Unrecht im Namen deiner und meiner Religion im Wesentlichen dem Gesellschaftsmodell vormoderner Zeiten huldigen.

Ferner geht es hier auch um die Glaubwürdigkeit und logische Kohärez des Islams als theologische und moralische Theorie überhaupt. Diesen intellektuellen Kampf aufzunehmen und zu bestreiten ist aus meiner – freilich subjektiven Sicht – für Gegenwart und Zukunft des Islams viel essenzieller als viele andere der Dauerthemen in muslimischen Kreisen. Außerdem gilt gerade auch für den praktizierten Islam, dass nichts praktischer ist als eine gute Theorie (und nichts riskanter als ein in Schieflage geratenes und immunisiertes Weltbild).

Darum werte ich es jedes Mal erneut als Skandal, wenn ein „Gelehrter“ aufsteht und voller Inbrunst wiederholt „Keine Religion hat die Frau so gut behandelt wie der Islam – aber dennoch darf der muslimische Mann seine ungehorsame Frau (leicht) schlagen“ und anschließend erwartet, dass die muslimischen Jugendlichen ergeben folgen, und dass die Nichtmuslime verblüfft werden von soviel islamischer Überlegenheit gegenüber all den menschengemachten Systemen. Einfach zum Fremdschämen.

(…)

Ich jedoch glaube: Der Koran kam herab zu Menschen mit Vernunft, zu Menschen die Gottes Gedenken im Sitzen, Liegen und Stehen. Zu Menschen, die über die Schöpfung des Universums nachdenken, zu Menschen, die wissen, dass kein Fünkchen von guten und schlechten Taten verloren gehen wird.

Hier ist nicht alles Vernunft, aber ohne Vernunft verkümmert alles irgendwann zu nichts.

Der Koran kam herab um die blinde Huldigung der „Religion der Väter“ zu beseitigen und zu ersetzen durch eine in vollem Bewusstsein erschlossene, inbrünstig gelebte und von der Vernunft beglaubigte Gotteshingabe. Der Islam definierte Moral, den Dienst am Menschen und die Verpflichtung zur Wahrheit vor Eigennutz und Vereinsmeierei zur universellen und höchsten Instanz des Handelns. Jenseits aller historischen Besonderheiten des frühen Islams ist dies das prägende und universelle Wesen unserer Religion.

Wenn der andalusische Rechtsgelehrte Shâtibî aus dem 14. Jahrhunderte feststellt, dass die Endzwecke des islamischen Gesetzes Schutz von Religion, Leben, Eigentum, Nachkommenschaft und Vernunft lauten, dann haben wir allen Recht die heutigen Vertreter des Islams danach zu befragen, ob ihr Einsatz die hier besagten Werte eher fördert, oder sie eher unterläuft.

Die koranische Kritik an der blinden Loyalität gegenüber der Religion der Väter verstehe ich heute vor allem auch als unmittelbare Kritik an den Muslimen selbst. Die Religion der Väter, sprich die Islamauffassung von echten oder scheinbaren Autoritäten, ist nicht von sich aus heilig, sondern bedarf einer stetigen Kontrolle und Kritik der gesamten Gemeinschaft der Muslime. Die Voraussetzung hierzu ist das Streben nach Wissen, Weisheit, Gottesfurcht und Moral. Neben der allgemeinen Lebenserfahrung sind die wichtigsten Quellen des Muslims hierzu die Vernunft und die Offenbarung. Die fundamentalen Triebfedern dieses Strebens sind die stetige und rastlose Sehnsucht nach Wahrheit und das bedingungslose Pochen auf Gerechtigkeit – eine Gerechtigkeit, die der Koran als prinzipielle Grundhaltung fordert. Ein wichtiger Prüfstein für diese islamische Haltung ist der Mut aufzustehen und Nein zu sagen, wenn die Schwachen von den Mächtigen gestoßen und getreten werden, und sei es von den Hohepriestern aus den Reihen der eigenen Glaubensbrüder. So sehe ich das, und man möge mich korrigieren, wenn ich hierin falsch liege.

Es ist alarmierend, dass der Koran in der regelmäßig im Gebet rezitierten Sure Mâ’ûn (Sure 107) als „Leugner der Religion“ jene identifiziert, die die Waisenkinder, – sprich: die Schwächsten der Gesellschaft – zurückstoßen und die Armen nicht speisen. Ferner wird diese Gruppe beschrieben als Menschen, die ohne Herzblut beten, und dabei nur gesehen werden wollen um von „elâlem“ (türkisch: das allgemeine Umfeld) für fromm befunden zu werden. Zugleich stünden diese Personen jeglicher Hilfe für die Schwachen im Wege. Hat irgendjemand den Mut zu behaupten, dass nicht all diese Eigenschaften der in der Sure als „Leugner der Religion“ bezeichneten Menschen heute auf einen spürbar großen Teil von Muslimen zutreffen, die mit äußeren Darstellungen des Glaubens prahlen, die nicht verinnerlicht werden, und zugleich nicht im Traum daran denken sich selbstlos für die Schwachen einzusetzen? Wie oft drehen organisierte Gruppen bei irrelevanten Beleidigungen des Islams durch, während sie eine unglaubliche Geduld mit Brudermorden und anderen Fanatismen in den Reihen der Muslime an den Tag legen? Ja: Wie oft rezitieren wir diese Sure Mâ‘ûn, ohne auch nur ein Fünkchen von Erschütterung in unserem Herzen zu spüren?

Ich behaupte derweil nicht, dass ich das hier Gesagte selbst annähernd würdig umsetzen würde – jedoch möchte ich mir genau dies aber zum Lebensziel machen, so wie sehr viele andere Muslime auch, die aber zu höflich und zurückhaltend sind, um all diese Gedanken niederzuschreiben. Aber sie leiden nicht weniger als ich unter der Flut an Irrsinn, die tagtäglich über unseren Köpfen hinwegfegt und von den Medien begierig verstärkt wird.

Aus all diesen Gründen nehme ich so scheinheilige Stellungnahmen wie das Edikt des Ulema-Rates sehr ernst und zugleich auch sehr persönlich und werte es im vollen Wortsinn als Angriff auf meine Religion. Denn sie sprechen dem Islam nicht nur seine inhärente Vernunft, sondern letztlich auch jede moralische Glaubwürdigkeit ab.

Und sie machen deine und meine Religion instrumentalisierbar für archaische Machtstrukturen, mit denen ich nicht nur nichts zu tun haben möchte, sondern die ich auch im Sinne der Unterdrückten und Entrechteten gerne geradestoßen würde. Denn abermals: „Islamische“ Legitimationen von Unrecht sind und bleiben ein Verrat an Vernunft und Moral, und an den höheren moralischen Zwecken des Islams. 

Um konkreter zu werden: Wie wenn nicht Verrat an Vernunft soll ich es denn sonst nennen, wenn behauptet wird, dass nach dem Willen Gottes, dem weisen Schöpfer des Universums, dem Herren über Raum und Zeit und den Naturgesetzen bei Streitpunkten in Ehen zu allen Zeiten und an allen Orten unabhängig vom kulturellen Umfeld, der Bildung und der Lebenserfahrung der Partner das letzte Wort nicht etwa bei demjenigen Partner mit der entsprechenden themenbezogenen Kompetenz, Weisheit und Erfahrung liegen sollte, sondern bei demjenigen, der den Penis hat?

Bei der Lektüre ihrer Patriarchatshuldigungen frage ich mich immer wieder, mit welchem Organ die überzeugten Patriarchen unter den Ulema des Islams eigentlich denken: mit ihrem Gehirn, oder mit ihrem Fortpflanzungsorgan?

Ich habe genug Frauen erlebt, neben denen die angeblich zum Führen geborenen Männer wie pubertierende Halbstarke dastehen. Es gehört zu den großartigen Errungschaften der westlichen Welt eine solche Bildung und Erziehung für Frauen institutionalisiert zu haben. Davon profitieren hier Menschen aller Glaubensrichtungen und Weltanschauungen.

Und nun würde ich gerne von den besagten Ulema wissen:

Warum brauchen Musliminnen das System der von manchen unserer Ulema als „Kuffar“ verachteten Menschen des Westens um einen umfassenden Rechtsschutz vor dem Übergriff von Männern zu erhalten?

Warum müssen Musliminnen um sich der emanzipatorischen Seite des Islams erfreuen zu können erst außerhalb der Reichweite eures angeblich islamischen Rechtssystems kommen?

Was ist euer Beitrag gegen der frappierenden Analfabetismus in eurem Einflussbereich?

Was ist eure Antwort darauf?

Darüber sollte sich der Ulema-Rat Gedanken machen. Und nicht darüber, welche Frauenrechte man als nächstes abschaffen könnte.

In den Ländern der von euch als „Kuffar“ verachteten Menschen gibt es muslimische Professorinnen, exzellente muslimischen Schülerinnen und Studentinnen, Pädagoginnen, Beraterinnen, Managerinnen etc. etc. Wie klein werden manche Männer in Gegenwart dieser Generation von Frauen, die selbst die typischen Männeraufgaben irgendwann besser und gewissenhafter erledigen als verzogene Paschas und Machos.

Und was soll ich erst davon halten, wenn ihr behauptet, dass besagte Penisbesitzer aller Zeiten und Kulturen der Einsicht ihrer bockigen Frauen nicht etwa mit Argumenten und Geduld, sondern mit Schmerz erzeugenden und demütigenden Schlägen nachhelfen sollen, deren pädagogische wie psychologische Wirkungen nachweislich verheerend sind? Was nützt mir der Sieg in einem banalen Streit mit einem erwachsenen und gebildeten Menschen, wenn ich ihn nicht etwa mit überzeugenden Argumenten, sondern mit dem Einsatz von Muskelkraft gewinne? Ist es einen solchen Sieg wert, wenn dafür jemand, mit dem ich sonst auf Augenhöhe stehe, und mit dem ich mein Leben verbringe, und der sich vielleicht tagein und tagaus um meine alltäglichen Bedürfnisse kümmert, leiden und Demütigung ertragen muss?

Sorry, nein, ich bin da nich dabei…

Mir egal ob mit einem Hölzchen, einem Tuch oder mit der bloßen Hand: Ein solches Problemlösungsverfahren hat in unserer heutigen Zeit der Bildung, der Verhandlung und der möglichen finanziellen Unabhängigkeit auch von Frauen nichts mehr zu suchen. Punkt!

Aber Moment mal…

Aber Moment mal… Stehen all die Dinge, die ich hier kritisiere, nicht alle genauso im Koran? Ist das denn nicht islamischer Konsens seit Urzeiten des Islams? Kann ich als Moslem denn Ansichten, die doch nur denen des Gelehrtenmainstreams entsprechen, derart dreist widersprechen?

Ja, und ob ich das kann!

Und ich tue dies als gläubiger und praktizierender Muslim, der überzeugt davon ist hierin die universelle Vernunft und den gut verstandenen Koran auf seiner zu Seite haben.  (…)

 

Gegen die islamische Rechte

Mona Eltahawy ist meine Heldin der letzten Wochen. Niemand hat so eloquent und leidenschaftlich wie sie erklärt, wo die Chancen der arabischen Revolutionen liegen. Und niemand ist so klar wie sie darin, die Gefahren zu betonen, die von der „islamischen Rechten“ für jede Erneuerung ausgehen. Hier verweist sie Tariq Ramadan in seine Schranken. Chapeau:

 

Eine Muslimin will Miss Universe werden

Shanna Bukhari möchte gerne Großbritannien bei den „Miss Universe“-Wahlen vertreten. Sie stammt aus Blackburn, hat Literatur studiert und ist 24. Wie der Name schon verrät, ist sie Muslimin. Das nehmen die einen nun zum Anlass, sie eine Schande für diesen Glauben zu nennen (und sie zu bedrohen).
Und die anderen beschimpfen sie, weil sie „nicht hierher gehört“ und also die Briten nicht vertreten könne. Wieder andere werfen ihr vor, sich einer fragwürdigen Veranstaltung zu unterwerfen und damit die Frauen zu verraten.


Shanna Bukhari hat es derzeit mit einer ätzenden Kombination aus engstirnigen Islamisten, Feministinnen und Rassisten zu tun. Sie ist, wie sie dem Guardian sagte, ziemlich schockiert über die Reaktionen, die ihre Kandidatur bei der britischen Ausscheidung für das Miss-Universe-Finale ausgelöst hat.
Vielleicht – hoffentlich – wird gerade das ihr helfen und ihr die Sympathie des breiten Publikums zutragen.
Mit 9 Jahren wurde sie zum Opfer einer rassistischen Attacke, bei der sie schwer durch einen Steinwurf verletzt wurde. Jetzt haben es ressentimentgeladene muslimische Männer auf sie abgesehen, deren Obsession es ist, Frauen zu kontrollieren und einzuschränken. Sie hat Todesdrohungen erhalten.
Shanna Bukhari kennt solches Ressentiment gegen Frauen von zu Hause offenbar nicht. Es wäre ein Triumph der britischen Gesellschaft über ihre Dämonen, wenn sie nominiert würde.
(Und außerdem sieht sie ziemlich hübsch aus.)

Bukhari, born in Blackburn, grew up in Lancashire and is no stranger to intolerance. When she was nine, she ended up in hospital after a man screaming racist abuse had thrown a brick at her, causing so much damage to her stomach that she suffered a blood clot and had to undergo surgery.

But even she has been surprised by the furore that her participation in the British heats of Miss Universe has prompted. Rather than confirming her hopes that society had progressed since her childhood, the controversy has made her question the state of multiculturalism in modern Britain. „It has highlighted the divisions that exist, a lack of social integration, a lack of adhesion between white and coloured people, and this needs to be addressed,“ she said. „I thought my participation might be something that people did not agree with, but I never thought I’d get abused.“

The attacks on the Manchester-based English literature graduate began after a local newspaper ran an article 10 days ago revealing her ambition to become the first Muslim to represent Great Britain at the beauty contest. Since then, she has received around 300 messages a day on her Facebook page, a handful of which are abusive. Most of the negative comments have come from a minority of Muslim men. „I get people saying, ‚you’re not a Muslim‘ and ‚you’re using religion to get attention‘. I said they were the ones bringing religion into it. I’m not representing Islam; I just want to represent my country, and of that I am very proud. They are trying to control me, using religion as a tool to attack.“

 

Das Kopftuch als Befreiung?

Christina  von Braun, Kulturwissenschaftlerin in Berlin, habe ich in diesem Blog vor Jahren schon sehr heftig angegriffen, vielleicht ein bisschen zu polemisch. Nun hat sie der ZEIT (Printausgabe von morgen) ein Interview gegeben, in dem sie sich wieder mit der Frage des Feminismus und des Kopftuchs beschäftigt. Ich spare mir diesmal die Polemik, gebe aber erneut zu Protokoll, dass mich die Verharmlosung der Lage der Frau im Islam einfach baff macht, wie offenbar auch meine Kollegin Susanne Mayer, die das Interview geführt hat. Ich verstehe zwar Brauns Beunruhigung über die extreme Polarisierung in unserer Debatte der letzten Wochen (wie jeder Leser dieses Blogs weiß) – aber so kann man darauf doch nicht antworten:

ZEIT: Die Frauenbewegung wollte in der Vergangenheit  stets freie Räume eröffnen. Mein Bauch gehört mir! Ich trage, was ich will! Jetzt soll ein Verbot her – mit der Begründung, man müsse einen Raum schaffen, in dem Frauen nicht gezwungen werden können, ein Kopftuch zu tragen. Eine logische Volte – macht sie Sinn?

Von Braun: Einer der Slogans der Frauenbewegung war Virginia Woolfs Forderung: „Ein Zimmer für sich allein“. Vielleicht ist das Kopftuch eine Art, sich diesen Raum in einer fremden Öffentlichkeit zu verschaffen. Ich denke an muslimische Studentinnen, die vielleicht selbstbewußt ihr „Zimmer für sich allein“ auf dem Kopf tragen möchten.

ZEIT: Sie beschönigen!…

Allerdings. Es gibt Frauen, die das Kopftuch selbstbewußt und aus freien Stücken tragen, und es ist völlig richtig, auch für deren Rechte einzutreten.

Aber es ist doch wahnsinnig blauäugig, das Kopftuch per se als Fortsetzung des Feminismus mit anderen Mitteln hinzustellen. Virginia Woolf? Get real.

Baher Ibrahim, ein junger Medizinstudent in Alexandria (Ägypten), zeigt im Guardian, wie man sich des Vormarsches des Hijab feministisch annimmt. Er beschreibt den Trend, dass immer mehr junge Mädchen von acht Jahren an verhüllt werden und fragt sich, welche frauenfeindliche Vorstellung von Sexualität diesen Mädchen damit übergeholfen wird:

In general, the age at which Muslim girls in Egypt begin to wear the scarf has dropped. Back when I was in high school, very few female students wore headscarves. Today, my younger brother (who is 15) tells me that almost all the girls in his middle school wear a scarf. It hasn’t stopped there either, having caught on in primary schools.

The very sight of a little girl in a scarf is both disturbing and confusing. Adult Muslim women are expected to dress modestly so that men outside the family cannot see their bodies. But what is the point of a child or pre-pubescent girl wearing a hijab? It hints at what may be a disturbed (one is tempted to say diseased) concept of sexuality in the mind of the father who thinks his little girl should be covered up. What exactly is tempting about the body of an eight-year-old that needs to be covered?

Baher Ibrahim hat Recht! Die jungen Mädchen, die so früh an den Hijab gewöhnt werden, haben später de facto keine Wahl mehr. Ist ja auch der Sinn der Sache. Es soll ihnen zur zweiten Natur werden, dass Frauen ihren Körper nicht zeigen dürfen. Das ist eine Sexualisierung des weiblichen Körpers, an der nichts sympathischer ist als an der viel beklagten Sexualisierung durch westliche Dekadenz und Pornografie. Es ist gewissermaßen eine invertierte Form (religiös begündeter) Pornografisierung des männlichen Blicks.

Getting a little girl „used to“ the hijab effectively obliterates the „free choice“ element by the time the girl is old enough to think.

The hijab is aggressively marketed as the proper attire for a respectable woman. That isn’t new. What is new is that now even children are targets of this marketing. One need look no further than Fulla, the Middle Eastern version of Barbie, designed to suit Muslim values. When I recently stepped into a Toys R Us store in Cairo, it was quite shocking to see a Fulla doll clad in a headscarf and a full length abaya, the box proudly proclaiming „Fulla in her outdoor clothes“, in effect telling little girls that there is only one proper way to dress outside the house.

Many defenders of the hijab point to the influence of „decadent western culture“, endlessly criticising how western TV sexualises and objectifies women, though they fail to understand that they are doing they exact same thing to little girls when they constantly promote the hijab. If it is so important to cover up, there must be something worth covering up and hiding from men. Inevitably, little girls are taught to view themselves as sexual objects that must be covered up from an early age – and it is this culture permeating the minds of our younger generations.

To make matters worse, what about the brothers of these girls? Will they not grow up with the same mentality? If they see that their sisters have to be covered up from a very early age to avoid being exposed in front of men, it is only natural that they grow up with the concept that women have to be covered, controlled and restricted.

Männer sind manchmal eben die besseren Feministen. Wer’s nicht glaubt, lese den ganzen kämpferischen Text von Baher Ibrahim.

 

Woher die Importbräute kommen

Kleines Fundstück zum Thema Importbräute aus der letzten Migrationsstatistik des BAMF (2008):

Man kann das so lesen: Aus Thailand, Ukraine und RUS werden zusammengenommen fast drei mal soviel Ehefrauen von deutschen Passinhabern importiert wie aus der Türkei.

Die thailändischen Frauen werden hauptsächlich von ethnischen Deutschen nachgefragt, türkische Frauen vorwiegend von türkischstämmigen Männern mit deutscher Staatsanghörigkeit, russische und ukrainische Frauen respektive von Einwanderern aus diesen Ländern, die den deutschen Pass erworben haben.

Die gesamte Familienzusammenführung aus der Türkei betrug 2008 übrigens 8376 Personen, inklusive Ehemänner (2203) und Kinder (1281). Die Zahlen sind rückläufig.

Quelle

 

Hürriyet: Hohe Selbstmordrate unter türkischen Frauen

Damit es nicht immer wieder heißt, die deutsche Presse ergehe sich allzu gerne in Negativmeldungen über Integration und Frauenrechte, hier ein Beispiel aus der türkischen Presse von heute. Hürriyet berichtet, dass die Selbstmordrate unter türkischen Frauen und Mädchen doppelt so hoch ist wie bei Deutschen, die Zahl der Suizidversuche gar fünf mal höher :

«Selbstmord-Alarm», heißt es auf der Titelseite der HÜRRIYET. Laut Zeitung hat «die Selbstmordrate unter türkischstämmigen Frauen in Deutschland besorgniserregende Dimensionen erreicht». Während 100 deutsche Frauen von 100.000 einen Selbstmord begingen, betrage die Zahl unter türkischstämmigen Frauen 200. Die Zahl der Suizidversuche unter türkischstämmigen Mädchen sei um das fünffache höher als unter deutschen. Nach Angaben der Psychologin Meryem Schouler-Ocak seien die Hauptursachen «innerfamiliäre Gewalt, Kommunikationslosigkeit, Verbote und Zwangsehen».

Auch seien der Status als Migrantin und Armut entscheidende Faktoren, so Schouler-Ocak. Anlässlich dieser Zahlen wende sich das Forschungsministerium und die Berliner Charité ab heute mit der Kampagne «Beende Dein Schweigen, nicht Dein Leben» an die gefährdeten Frauen.

 

Muslima fast nackt – auch wieder nicht recht

Der amerikanische Blogger Daniel Pipes hat einen klaren Beleg für die unfaire Bevorzugung von Muslimen durch die Dhimmi-Mentalität ausgemacht: Sie gewinnen einfach zu viele Schönheitswettbewerbe!

Der Hintergrund: Erstmals hat eine arabischstämmige Frau – Rima Fakih – den Titel der Miss USA gewonnen. Fakih entstammt einer libanesischen Familie. Sie war Miss Michigan geworden und hatte dann den von Donald Trump gesponsterten Miss USA-Wettbewerb in Las Vegas gewonnen.

Komisch: Sonst macht Pipes sich gerne Sorgen darüber, dass zuviele Muslimas in Europa die Burka tragen. Nun hat eine im Bikini die nichtmuslimische Konkurrenz hinter sich gelassen – und es ist auch wieder nicht recht.

So schreibt er über die angeblich starke Frequenz muslimischer Beauty Queens: „They are all attractive, but this surprising frequency of Muslims winning beauty pageants makes me suspect an odd form of affirmative action.“

Wenn aber selbst die nahezu vollkommen entblößte Araberin den gleichen Argwohn auf sich zieht wie die vollkommen verhüllte, dann stimmt wohl etwas nicht. Islamophobie? Arabophobie? Lubnanphobie? Whatever.

Pipes – Betreiber eines gut gehenden Liefergeschäfts für nahöstliche Angstpropaganda – hat sich hier einmal sehr schön selbst demontiert.

 

Noch mehr gute Argumente für (und wider) ein Burka-Verbot

Irgendwie lässt mir das Thema keine Ruhe, auch wenn ich es weiß Gott nicht für das zentrale Problem beim Umgang mit dem Islam in Deutschland halte. Gestern habe ich es wieder getan. Der SWR hat einen Kommentar zum Burkaverbot in Deutschland von mir gesendet. Ich erspare den Mitbloggern die Argumente, die sie schon kennen.
Neu ist in unserem Zusammenhang vielleicht dieser Aspekt:
Es ist aber kaum anzunehmen, dass sich durch ein Verbot die Freiheit der Frauen erhöht. Es kann sogar sein, dass der Staat, der den Vollschleier verbietet, sich zum Komplizen derjenigen macht, die Frauen auf diese eklatante Weise einschränken wollen.Wenn die Burka einerseits als Zwang und Gefängnis angesehen wird, andererseits aber genau diejenige bestraft wird, die dem Zwang unterliegt – also die betroffene Frau -, dann ist das eine fragwürdige Vorstellung von Opferschutz.
Und dieser:
Was soll mit den Frauen geschehen, die bei der Kleiderkontrolle im öffentlichen Raum sagen, sie tragen den Vollschleier freiwillig? Wie wollen wir ihnen nachweisen, dass das nicht stimmt?
Der Iran hat eine Sittenpolizei, die bei Frauen den korrekten Sitz des Kopftuchs kontrolliert. Wollen wir, dass auf unseren Straßen unter umgekehrten Vorzeichen Verschleierte angehalten und bestraft werden? Eine liberale Sittenpolizei – welch eine absurde Vorstellung!

Ich muß freilich gestehen, dass ich mir trotzdem alles andere als sicher bin bei meinem Urteil in dieser Frage.
Die Tontechnikerin im Hauptstadtstudio verwickelte mich sofort in eine Debatte. Sie war lange Jahre mit einem Ägypter zusammen und fand jede Form der Toleranz gegenüber dem Vollschleier falsch. Sie konnte meine Argumente gegen die Umsetzbarkeit eines Verbots zwar nachvollziehen, aber ihre Erfahrungen mit einem seinerzeit noch leidlich säkularen Ägypten, das heute von Nikabs überschwemmt wird, machten sie sehr viel alarmierter als ich es bin (was die Lege hierzulande angeht).
Und wenn ich Berichte lese wie diesen, der von einem Bewohner eines reichen Viertels in Chicago stammt, in dem viele Araber wohnen, kann ich nur sagen: Ich verstehe absolut das Unbehagen. Ich würde auch nicht gerne in einer Gegend wohnen, in der diese Frauen zur Normalität gehören:

I live in the extremely multi-ethnic Uptown neighborhood of Chicago. The high-rise across the street from me has a large fundamentalist Muslim community living in it, and there are several dozen fully-veiled women who live in the building. I run into them at the bus stop, the grocery store, McDonald’s – pretty much all over my ‘hood.

And although I’m an uber-liberal urbanite who embraces my multi-culti neighborhood, I have to confess: there is nothing creepier than having a burqa-wearing woman coming at you in the cereal aisle. I’ve lived here for years and see them all the time, but I can’t help but find them spooky. They’re wraith-like and eerie. I know I’m not supposed to admit that, but it’s true.

I understand that it is (theoretically) their choice to wear the veil, but the same is not true of their daughters. I have seen few sadder things in my life than the day I ran into one of my neighbors at the store, and saw that her adorably goofy and energetic little daughter had suddenly been converted into a somber, ghostly, black-clad shadow of herself. That was the first time I felt like a burqa ban might not be such a bad idea….

Und auch dieser Vergleich der Burka mit der Ku-Kux-Klan-Kapuze von Christopher Hitchens hat etwas:

Let me ask a simple question to the pseudoliberals who take a soft line on the veil and the burqa. What about the Ku Klux Klan? Notorious for its hooded style and its reactionary history, this gang is and always was dedicated to upholding Protestant and Anglo-Saxon purity. I do not deny the right of the KKK to take this faith-based view, which is protected by the First Amendment to the U.S. Constitution. I might even go so far as to say that, at a rally protected by police, they could lawfully hide their nasty faces. But I am not going to have a hooded man or woman teach my children, or push their way into the bank ahead of me, or drive my taxi or bus, and there will never be a law that says I have to.

Ein exzellenter Hintergrundbericht zum ägyptischen Streit um den Vollschleier von Andreas Jacobs, dem Leiter des Kairoer Büros der Adenauer Stiftung, findet sich hier. Zitat:

„Die Kontrahenten sind auf beiden Seiten Ägypter und Muslime. Für die Gegner der Vollverschleierung, darunter zahlreiche Regierungs- und Religionsvertreter, ist es daher völlig selbstverständlich, den Niqab als ‚dummen Unfug‘ und seine Trägerinnen als ‚Verrückte‘ zu bezeichnen. Außerdem, und diese Position teilen auch viele streng religiöse Ägypter, sei die Vollverschleierung ein gänzlich ‚unägyptischer‘ Import aus dem Ausland, der die gesellschaftliche und religiöse Integrität des Landes unterwandere.“

 

Starke Argumente für ein Burkaverbot

In der Herald Tribune von heute begründet der Mehrheitsführer im französischen Parlament, Jean-Francois Copé, warum er ein Verbot der Vollverschleierung in Frankreich durchsetzen will.

Nächste Woche wird das französische Parlament über den Entwurf der konservativen UMP abstimmen.

Hier die entscheidenden Argumente:

A) Sicherheit:

„Our debate is not about a type of attire or the Islamic head scarf that covers the hair and forehead. The latter is obviously allowed in France. The ban would apply to the full-body veil known as the burqa or niqab. This is not an article of clothing — it is a mask, a mask worn at all times, making identification or participation in economic and social life virtually impossible.

This face covering poses a serious safety problem at a time when security cameras play an important role in the protection of public order.“

B) Reziprozität im öffentlichen Leben

„The permanent concealment of the face also raises the question of social interactions in our democracies. In the United States, there are very few limits on individual freedom, as exemplified by the guarantees of the First Amendment. In France, too, we are passionately attached to liberty.

But we also reaffirm our citizens’ equality and fraternity. These values are the three inseparable components of our national motto. (…)

Let’s take one example: The fact that people are prohibited from strolling down Fifth Avenue in the nude does not constitute an attack on the fundamental rights of nudists. Likewise, wearing headgear that fully covers the face does not constitute a fundamental liberty. To the contrary, it is an insurmountable obstacle to the affirmation of a political community that unites citizens without regard to differences in sex, origin or religious faith. How can you establish a relationship with a person who, by hiding a smile or a glance — those universal signs of our common humanity — refuses to exist in the eyes of others?“

C) Individualität und Verantwortung

„We are free as long as we are responsible individuals who can be held accountable for our actions before our peers. But the niqab and burqa represent a refusal to exist as a person in the eyes of others. The person who wears one is no longer identifiable; she is a shadow among others, lacking individuality, avoiding responsibility.

From this standpoint, banning the veil in the street is aimed at no particular religion and stigmatizes no particular community.“