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Wie sich die jungen Ost- und Westdeutschen unterscheiden

Vor allem die jungen Ost- und Westdeutschen repräsentieren die Hoffnung auf ein Zusammenwachsen von Ost und West. Die Umfragen, die das Gesis-Institut 2010 und 2012 unter 18- bis 29-jährigen durchführte, sind allerdings ernüchternd.

Auf die Frage, ob es für sie denkbar sei, in den Osten/Westen überzusiedeln, antworten mit Ja:
West: 40,7
Ost: 57,9

Der Sozialismus ist im Prinzip eine gute Idee, die nur schlecht umgesetzt wurde, glauben:
West: 40,4
Ost: 63,4

Zur Unter- oder Arbeiterschicht zugehörig erklären sich:
West: 21,3
Ost: 41,6

Man kann kaum verantworten, heute Kinder auf die Welt zu bringen, sagen:
West: 25,0
Ost: 43,8

Dass sie weniger als ihren gerechten Anteil erhalten, meinen:
West: 35,1
Ost: 57,7

Seit 1980 führt das GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften die Allgemeine Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften (ALLBUS) durch. Alle zwei Jahre liefert sie neue Daten darüber, wie die Deutschen leben und was sie über Themen wie Familie, Politik, Religion oder Ausländer denken. Die hier genannten Zahlen wurden in den Jahren 2010 und 2012 erhoben. Befragt wurden rund 500 Menschen zwischen 18 und 29 Jahren in ganz Deutschland. Alle Antworten sind in Prozentzahlen abgebildet.

 

Werkstattbericht: Wie Ost und West seit der Einheit denken

Die Allbus-Studie des Gesis-Instituts ist ein Datenschatz, der stärkere Aussagen zum Stand der deutschen Einheit macht als vieles, was wir bisher gelesen haben. Wie sehr Ost und West inzwischen berufstätige Mütter akzeptieren, wie viele bekennen, stolze Deutsche zu sein, das sind Entwicklungen, die manche Fragen aufwerfen und andere obsolet machen.

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Was bedeutet DDR?

Neulich kam eine westdeutsche Redakteurin zu mir. Sagte, sie wollte dringend mal was loswerden. Sie habe vor einigen Jahren Abitur in NRW gemacht und im Geschichtsunterricht bis zur zehnten Klasse jede Menge über das Heilige Römische und das Dritte Reich gelernt. Aber nichts (nichts) über die DDR. Eine Kollegin aus Bayern drehte sich zu uns und sagte, bei ihr sei das genauso gewesen.

Seitdem überlegen wir, aus diesem Thema etwas zu machen. Die Defizite im Unterricht im Osten sind bekannt, aber wie steht es im Westen? Es wäre ein schweres Defizit, wenn bald nur noch Zeitzeugen über die DDR bescheid wüssten.

Zunächst einmal wollen wir Sie, liebe Leser, nach Ihren Erfahrungen befragen. Haben Sie nach der Wende ihr Abitur im Westen gemacht? Was haben Sie über die DDR gelernt? Fühlen Sie sich über den 13.8.1961, Walter Ulbricht und den Mauerfall einigermaßen informiert?

Sie können Ihre Antworten hier im Blog hinterlassen oder mir eine Mail schicken. Bitte schreiben Sie unter dem Betreff „DDR in der Schule“ an leseraufruf@zeit.de.

Für die, die mehr über das Thema wissen wollen, empfehlen wir dieses Deutschlandfunk-Interview mit Klaus Schroeder aus dem Jahr 2007. Noch immer sehr informativ.

 

Die DDR kann nichts dafür

Wer ein Kind bekommt, muss deshalb noch lange nicht heiraten – der Ansicht sind in Ostdeutschland offenbar immer noch viel mehr Menschen als in Westdeutschland. Mehr als die Hälfte aller Neugeborenen im Osten haben unverheiratete Eltern. Im Westen sind es nicht einmal halb so viele.

Die Überraschung ist: Mit der DDR und ihrem staatlich verordneten Atheismus hat das nichts zu tun. Weiter„Die DDR kann nichts dafür“

 

Lesen Sie nur, Uschi Glas!

Es war ein Skandal, als Uschi Glas im letzten Jahr bei Markus Lanz den Mindestlohn mit dem Argument ablehnte, dass „wir vor allem in den neuen Bundesländern [Stimme senken, Blick nach unten] nicht gut qualifizierte Menschen haben“, die dann keine Jobs mehr bekämen.

Zu Recht. Hier für Uschi Glas und alle anderen ein Stück kostenlose Zusatzqualifikation: Im Osten gibt es mehr Akademiker, mehr Ausgelernte und weniger Menschen ohne Ausbildung im Westen.

Weitermachen!

 

Das geteilte Land

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Es ist ein bisschen so, als ob nie etwas gewesen wäre: 25 Jahre nach dem Fall der Mauer sind die Spuren der Teilung aus dem Straßenbild nahezu vollständig verschwunden. Auf den ersten Blick ist aus zwei Staaten einer geworden. Wo verlief die Grenze? So genau ist das nicht mehr zu sagen.

Doch die Grenze gibt es noch heute. Ziemlich genau dort, wo sie real existierte, ist Deutschland weiter zweigeteilt. Bis heute, 25 Jahre nach dem Ende der erzwungenen Teilung, gibt es gravierende demographische und ökonomische Ungleichgewichte, dazu unterschiedliche Lebensgewohnheiten.

Wir haben uns auf die Suche gemacht nach Daten und Zahlen, die – oft unerwartet, manchmal kurios – von Kontrasten erzählen. Gefunden haben wir für unsere Longform-Reportage Das geteilte Land zahlreiche Statistiken, die auf verblüffende Weise verdeutlichen: Die DDR mag Geschichte sein. Ihre Umrisse sind noch heute zu erkennen. Drei Beispiele: Wäschetrockner? Im Westen weit verbreitet, im Osten kaum. Eine Waffe besitzen? Interessiert in Ostdeutschland nur wenige. Das Haushaltseinkommen? Immer noch deutlich niedriger im Osten. Paul Blickle vom ZEIT ONLINE-Infografik-Team erklärt in diesem Video, wie die Visualisierungen entstanden sind.

Wie erleben Sie, ein Vierteljahrhundert nach dem Fall der Mauer, das Zusammenleben in Deutschland? Sehen Sie sich heute noch ausdrücklich als Ostdeutsche(r), als Westdeutsche(r)? Ist das wichtig? Wenn ja, was bedeutet das für das Land insgesamt?

Wir interessieren uns sehr für Ihre Perspektive und freuen uns auf die Debatte in den Kommentaren.