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FC Energie Cottbus beugt sich dem Druck der NPD

 

Wenn Bundesliga-Vereine gegen unterklassige Mannschaften spielen, dann meist, um die sog. „Kleinen“ zu unterstützen. Oftmals sind Vereins- oder gar Ortsjubiläen der Anlass für ein solches Spiel, und die Profimannschaften nutzen diese Begegnungen ebenfalls, um sich auf die anstehende Saison vorzubereiten. Das Drumherum hat oft den Charakter eines Volksfestes, bei dem die Fans ihre Vorbilder hautnah erleben können und Autogramme ihrer Idole bekommen.

Am vergangenen Wochenende hätte wieder einmal ein solches Fest-Spiel stattfinden sollen, anlässlich des 800 jährigen Ortsjubiläums der Gemeinde Storkow in Brandenburg. Der Wunschgegner war der Bundesligist FC Energie Cottbus und sollte unter dem Motto „Mit Energie für Toleranz“ ein Highlight für die 9300-Seelengemeinde Storkow sein. Nach der Bekanntgabe des Freundschaftsspiels fühlte sich die NPD Brandenburg auf den Plan gerufen, das Fußballspiel mit einer Demonstration zu „begleiten“.

In einem offenen Brief des NPD Landesvorsitzenden Klaus Baier, an den Vereinsvorsitzenden Dr. Johann Kney hieß es, dass man die „politische Instrumentalisierung einer solchen Sportveranstaltung“ nicht hinnehmen wolle und drohte, dass bei Beibehaltung des Mottos, „vor Ort Nationaldemokraten aufklärend wirken werden“. Johann Kney wandte sich daraufhin an seine Vereinskollegen und die Bürgermeisterin und erstattete Anzeige.

Trotz der Gewährleistung der Sicherheit durch die Polizei, gab es im Lager der Cottbusser Bedenken. Man fürchtete um die Gesundheit der Spieler und wollte zudem nicht zum Spielball der Politik werden. Eine Enthaltung in einer solch politischen Frage setzt aber bei den teilweise beunruhigten Bürgern in Brandenburg ein falsches Zeichen und trägt weiter zur Verunsicherung bei.

Besonders in einem Bundesland wie Brandenburg, ist ein Einsatz für Toleranz und Demokratie wünschenswert und notwendig. Die Einschüchterungstaktik der NPD hat funktioniert und auf Seiten der Rechten zeigte man sich zufrieden mit dem Rückzug der Cottbusser.

Es bleibt ein großes Fragezeichen hinter der Absage von Energie Cottbus. Man hat nicht nur den Leuten in Storkow ein tolles Fußballfest verwehrt, sondern sich auch dem Druck derer gebeugt, die selbst im Stadion Politik machen und eine Mannschaft wie die der Cottbusser aufgrund der vielen ausländischen Spieler tief verachtet. Der Verein Energie Cottbus hätte einen großen Beitrag im Kampf gegen Rechts leisten können, indem er dem Freundschaftsspiel zugesagt hätte. Die Spieler und Fans der Lausitzer, die sich seit Jahren von den Negativbeispielen einzelner Ostklubs abheben und als sportlich fairer und toleranter Bundesligaclub auftreten, haben es diesmal versäumt, eine Region im Kampf gegen Rechts zu unterstützen.

Am Ende wurde doch noch gespielt. Eine brandenburgische Auswahl besiegte Germania Storkow, dem NPD Aufmarsch begegneten die Storkower mit einer Gegendemo, die symbolisch den „braunen Dreck“ aus der Stadt kehrten.