Wie das Medienprojekt Infothek Dessau berichtet, wurde am Samstag ein Rechtsrockkonzert in Sachsen-Anhalt von der Polizei aufgelöst. Die 310 Neonazis verbarrikadierten sich in dem Gebäude und bewarfen die Beamten mit Stühlen und Flaschen. Es gab 15 Festnahmen. Das Konzert zeigt, dass Nachfolgestruktur des verbotenen „Blood & Honour“-Netzwerkes auch in Sachsen-Anhalt aktiv sind.
Ein für den 31. Oktober 2009 in „Mitteldeutschland“ angekündigtes Konzert mit den extrem rechten Bands „Frontalkraft“, „Sachsonia“, „Kommando Skin“, „Priorität 18“ und „White Resistance“ wurde von Polizeieinsatzkräften aufgelöst. Dem Organisator Oliver Malina sei bereits im Lauf des Abends an einem Schleusungspunkt von Polizeibeamten mitgeteilt worden, dass die Veranstaltung polizeilich untersagt sei, wie der Einsatzleiter später bekannt gab. Der Ortsteil Mehringen bei Aschersleben ist daraufhin abgesperrt worden und zahlreiche weitere Konzertbesucher mussten bereits am Ortseingangsschild wieder die Heimreise antreten. Vor dem Veranstaltungsort, einem Objekt der „Schützengesellschaft Mehringen 1903 e.V.“ auf der „Insel“ an der Bahnhofstraße befanden sich indes bereits ca. 70 Fahrzeuge von Konzertbesuchern.
Der aus Niedersachen stammende Malina ist ein bekannter Organisator von Neonazikonzerten, der als Führungsperson des Netzwerkes „Honour & Pride“ gilt, einer mutmaßlichen Nachfolgestruktur des seit September 2000 in Deutschland verbotenen weltweiten Neonazimusiknetzwerkes „Blood & Honour“. Malina, der seit mehreren Monaten im sachsen-anhaltinischem Ostharz lebt, soll seit 2004 maßgeblicher Initiator des Netzwerkes „Honour & Pride“ sein, welches neben der optischen Erscheinung dem in 2000 verbotenen Neonazinetzwerk auch in Aufbau, Struktur und Intention sehr ähnelt. Bei dem Konzert in Mehringen präsentierte sich die Sektion „Honour & Pride Sachsen-Anhalt“ mit einem Transparent auf der Bühne. Einzelne Teilnehmer des Konzertes trugen zudem Kleidungsstücke mit Aufdruck „Blood & Honour“.
Die angekündigten Bands „Frontalkraft“ (Cottbus, Brandenburg), „Sachsonia“ (Dresden, Sachsen), „Kommando Skin“ (Raum Stuttgart, Baden Württemberg), „Priorität 18“ (Dresden, Sachsen) und „White Resistance“ (Erzgebirgskreis, Landkreis Zwickau, Sachsen) sind teileweise bereits seit den neunziger Jahren aktiv und mehrheitlich national und international bei „Blood & Honour“-Konzerten wie auch bei NPD-Veranstaltungen aufgetreten.
Die Ankündigung für das Konzert in Raum „Mitteldeutschland“ war bekannt, der konkrete Veranstaltungsort stellte sich erst im Laufe des Abends heraus. Die Verbotsverfügung aufgrund zu erwartender Straftaten im Rahmen des Konzertes und der erfolgten Gefahrenanalyse sollte an diesem Abend durchgesetzt werden, kündigte der Polizeieinsatzleiter wenigen Minuten zuvor an. Das Konzert befand sich in vollem Gange als die Polizei gegen 22.15 genügend Kräfte vor Ort hatte, um einzuschreiten. Die Neonazis versperrten zunächst die Eingangstüren zum Veranstaltungsort von innen, sodass die Polizei mit schwerem Gerät vorgehen musste. Unbeirrt von den anklopfenden Einsatzkräften vor der Tür spielte die Band noch während der Veranstaltungsort gestürmt worden ist.
Ein Teil der anwesenden Neonazis verließ den Konzertraum durch den zweiten Zugang, der andere Teil übte sich in Widerstand gegen die einrückenden Polizeikräfte. Mit Bierflaschen und Stühlen warfen sie auf Polizeibeamte, sodass u.a. Reizgas und Knüppel von den Einsatzkräften zur Anwendung kam. Mehrere Polizeibeamte wurden verletzt, die Neonazis wurden folglich aus dem Veranstaltungsraum getrieben und mussten sich draußen einer Personalienkontrolle unterziehen lassen. Etwa 15 Teilnehmer sollten in Verhinderungsgewahrsam genommen werden, weil davon auszugehen sei, dass sie aufgrund ihrer Aggressivität nach dem Einsatz noch Straftaten begehen würden, wie der Pressesprecher vor Ort noch mitteilt.
Insgesamt, so teilt ein Polizeisprecher am Morgen mit, seien vor Ort Identitätsfeststellungen von ca. 310 Teilnehmerinnen und Teilnehmern erfolgt. Fünf Einsatzbeamtre seien bei dem Eindringen in die ehemalige Reithalle leichtverletzt wurden und zwei mussten wegen des Einsatzes von Reizgas anschließend behandelt werden. Aus Sicht der Polizei sei der Einsatz mit etwa 120 Polizisten aus Sachsen-Anhalt recht positiv abgelaufen.
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