Die Kampagne „Kein Bock auf Nazis“ (KBAN) hat es geschafft: Die von dem bekannten Nazi Timo Schubert u.a. für Kleidung angemeldete Wortmarke „Hardcore“ (siehe Störungsmelder-Beitrag hier) wurde aufgrund des KBAN-Antrags am 28.12. offiziell gelöscht.
Da der Nazi nach Aussage des KBAN-Anwalts innerhalb der anschließenden Frist keine Rechtsmittel gegen die Entscheidung eingelegt hat, ist die Löschung ab sofort rechtskräftig, was als ein großer Erfolg der „Hardcore-Retter/in“-Kampagne zu werten ist.
Erfolg dank großer Unterstützung
Im Zuge der Kampagne wurden 150.000 Sticker, 50.000 Flyer und reihenweise Banner unter die Leute gebracht. Kritische Berichte in den Medien und in Blogs haben laut KBAN ebenso wie viele tausend Mails und Anrufe von Aktivisten beim Markenamt ein Umdenken angeregt. “Kein Bock auf Nazis” bedankt sich in diesem Zusammenhang ausdrücklich für die große Unterstützung der Kampagne, die offensichtlich entscheidend zum Erfolg beigetragen hat. So hatte das Markenamt zu Beginn der Auseinanderstezung recht zurückhaltend auf den Löschantrag reagiert. Eine Vielzahl von Anrufen und Faxe hätten dann aber die Relevanz dieser Sache klargemacht, so ein Vertreter von KBAN.
Nach diesem Erfolg will „Kein Bock auf Nazis“ verstärkt daran arbeiten, dass die Hardcore-Kultur nicht auf anderen Ebenen von Nazis für sich vereinnahmt wird. In den vergangenen Jahren hat sich eine „National Socialist Hardcore“-Szene entwickelt, die zusehends die ursprünglich linke und antirassistische jugendliche Subkultur für nationalsozialistische Propaganda ausnutzt.
Hardcore hat seine Wurzeln in linker Subkultur
NPD.Blog-Info schreibt hierzu:
„Hardcore stammt aus linken Subkulturen. Auch diesen Stil haben Neonazis für sich kopiert und mit neonazistischen und völkischen Inhalten aufgeladen. Hardcore-Punk (zumeist einfach Hardcore oder HC abgekürzt) entstand laut Wikipedia Ende der 1970er Jahre in den USA und unabhängig davon in Großbritannien als radikalere und schnellere Weiterentwicklung des Punk Rocks. Die ursprüngliche Hardcore-Ära gilt seit Mitte der 1980er Jahre als beendet, als Hardcore begann, sich in unterschiedliche Subgenres aufzuspalten. Schon in den USA trieb der Hardcore bisweilen bizarre Blüten, es tauchten bereits in den 1980er Jahren eher rechte Bands auf. Dagegen wehrten sich breite Teile der Hardcore-Bewegung anhaltend und erfolgreich. Eine bekannte Parole ist “Good night white pride!“, die ebenfalls von Rassisten und Neonazis kopiert und umgedeutet wurde.“
Schwerpunkt der aktuellen LOTTA: National Socialist Hardcore
Einen guten Überblick über die NS-Hardcore-Szene findet ihr in diesem Artikel, der in der antifaschistischen Zeitschrift Lotta erschienen ist. Die aktuelle Ausgabe hat den Schwerpunkt „NS-HC“ und bietet eine gute Grundlage für eine Kritik dieses weiteren Versuchs der Nazis, mangels eigener Ideen durch Klauen und Adaptieren alternativer, subkultureller Ansätze nationalsozialistische, menschenverachtende Propaganda für Jugendliche attraktiver zu gestalten.
Eine grundlegende Kritik wird auch notwendig sein, da es den Nazis nicht erst durch die Strömung der „Autonomen Nationalisten“ gelungen ist, in verschiedenen jugendkulturellen Strömungen Fuß zu fassen. Dieser Spielraum sollte ihnen Schritt für Schritt wieder streitig gemacht werden!