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Naziangriff bei Hameln

 

Am 80. Todestag des SA-Sturmführers Horst Wessel haben am Dienstagabend etwa 20 Neonazis bei Hameln zwei junge Erwachsene angegriffen und und ihr Auto schwer beschädigt. Nach Angaben der Opfer wollten sie eventuelle Aktivitäten von Neonazis am sog. „Horst Wessel Denkmal“ in der Nähe des Hamelner Stadtteils Welliehausen dokumentieren. In Welliehausen selbst seien sie auf einen „mehrstimmigen Gesang“ aufmerksam geworden, der sich nach einem Marschlied angehört habe.

Kurz darauf sei eine Gruppe von ca. 20 Neonazis mit Fackeln und schwarz-weiß-roten und schwarzen Fahnen um die Ecke gekommen, sagten die jungen Erwachsenen. Bei dem Versuch aus ihrem Auto die Vorkommnisse zu filmen, wurden sie von den Rechtsextremen bemerkt, die anschließend auf sie zustürmten und auf das Auto einschlugen. Von den Neonazis mit vier Autos verfolgt, traten die Opfer im Rückwärtsgang die Flucht an, mussten in einer Ringstraße aber kurz darauf anhalten. Daraufhin versperrten die Verfolger den 22- und 23-jährigen mit ihren Autos den Weg, schlugen mit den Fahnenstangen auf das Fahrzeug ein und traten mit Stahlkappenstiefeln die Scheinwerfer heraus. Weitere Neonazis rannten vermummt auf das Auto zu und schlugen die Seitenscheibe auf der Fahrerseite und die Heckscheibe des Autos ein. „Die Fahrerin schrie aus Leibeskräften. Es wirkte erst, als sei sie schwer verletzt und habe schlimme Schmerzen“, sagte der 22-jährige Beifahrer. Die Fahrerin setzte das Auto zurück und raste, weiterhin von Rechtsextremen verfolgt, im Rückwärtsgang die Hauptstraße entlang. Erst an einer Abzweigung zu einer größeren Straße gelang es den beiden zu drehen, ihre Flucht Richtung Hameln fortzusetzen und die dortige Polizeidienststelle aufzusuchen.

Der 1907 geborene Horst Wessel war SA-Sturmführer und schrieb den Text zum Horst-Wessel-Lied, das kurz nach seinem Tod 1930 erst zur offiziellen Parteihymne der NSDAP und später zur inoffiziellen Hymne wurde. Das Horst-Wessel-Denkmal am Rand des damaligen Aufmarschplatzes auf dem Süntel bei Hameln wurde im Februar 1939 eingeweiht und von einem überdimensionierten Hakenkreuz auf einer steinernen Säule überschattet. Im April 1945 wurde es vom amerikanischen Militär gesprengt. Seitdem befinden sich neben Säulenüberresten noch aus Naturstein gefertigte Blöcke auf dem Waldboden des Süntels.