Ausgerechnet am 1.Mai wollen Neonazis in Berlin aufmarschieren. Obwohl zahlreiche andere Naziaufmärsche in Deutschland angemeldet sind, wirkt die „Frontstadt“ Berlin vor allem auf junge, erlebnisorientierte Neonazis anziehend. Bis zu 1000 Neonazis könnten an dem Tag nach Berlin reisen. Ein breites Bündnis von Bürgerinitiativen, über Parteien bis hin zu Antifagruppen will den Aufmarsch stoppen. „Wir werden durch entschlossene Aktionen des zivilen Ungehorsams mit Hilfe von Massenblockaden den Naziaufmarsch verhindern“, kündigte Jan Landers vom Bündnis „1. Mai Nazifrei“ an.
Bisher sind unter andere Aufmärsche in Rostock, Erfurt und Zwickau geplant. Bereits am 20. März fand in der Nazikneipe „Zum Henker“ im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick eine rechte Mobilisierungsveranstaltung statt, an der sogar der als „Hitler von Köln“ bekannte Nazikader Axel Reitz als Gastredner auftrat. Reitz versprach laut Angaben einer Berliner Naziwebseite die „vollste Unterstützung“ für die den Aufmarsch in Berlin und kritisierte jene NPD-Landesverbände, welche durch eigene Aufmärsche die „Bewegung zersetzen“ würden.
Bisher wurden von den „Freien Kräften“ in Berlin offensichtlich mehrere „Infostände“ organisiert. Der Schwerpunkt der Mobilisierung konzentriert sich bisher auf den Berliner Südosten. Plakate und Aufkleber wurden vor allem in Johannisthal, Schöneweide und Altglienicke geklebt. Ob jedoch die Demonstration wie die NPD-Kundgebung im letzten Jahr am Köpenicker Mandrellaplatz in der Nähe der NPD-Bundeszentrale starten soll, bleibt vorerst unklar. Bislang sind von den Berliner Ordnungsbehörden keinerlei konkrete Information bezüglich der insgesamt drei angemeldet Naziveranstaltungen herausgegeben worden.
Unterdessen hat sich ein breites antifaschistisches Bündnis unter dem Namen „1.Mai Nazifrei“ zusammengeschlossen. Das Bündnis kann auf eine Unterstützerliste aus Politik und Zivilgesellschaft verweisen. So hat neben der SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles, der Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses, Walter Momper, und der Bundesvorsitzende der Grünen, Cem Özdemir, den Aufruf des Bündnisses unterschrieben. Auch zahlreiche Bundestagsabgeordnete der Linken, Gewerkschafter und Künstler wie Bela B. von Die Ärzte bekräftigen das Ziel, den Naziaufmarsch zu blockieren.
Vorbild für die geplanten Aktionen am 1.Mai sind die erfolgreichen Massenblockaden vom 13. Februar diesen Jahres in Dresden. Dort gelang es über 10.000 Menschen durch Blockaden rund um den Sammelpunkt der Neonazis deren Aufmarsch zu verhindern.
Das Bündnis verweist auf die historische Bedeutung des 1.Mai. Am 2. Mai 1933 stürmte die SA die Gewerkschaftshäuser. Gewerkschafter gehörten mit zu den ersten, die in den Gefängnissen und Konzentrationslagern der Nazis landeten und dort misshandelt und ermordet wurden. Analog dazu fordern die Nazis in ihrem Demoaufruf für den 1.Mai die Auflösung der Gewerkschaften und die Überführung in „eine gemeinschaftliche überbetriebliche Kontrollinstanz“. Der Geschäftsführer von Ver.di Berlin, Roland Tremper, kündigte an, dass man es nicht zulassen werde, dass alte und neue Nazis den 1.Mai wieder für ihre menschenverachtende Propaganda missbrauchen können.
Informationen zu den Protesten gibt es unter: www.1-mai-nazifrei.tk