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“Eine Ü-Bahn bauen wir” – Nazi-Sprüche in Mügeln

 

Mügelns Bürgermeister Deuse (FDP) will mal wieder gar nichts gehört und gesehen haben. Beim Spiel SV Mügeln gegen Roter Stern Leipzig wurden Parolen wie “Frei, sozial und national!” oder “Eine Ü-Bahn [gemeint ist eine U-Bahn] bauen wir, von Auschwitz bis nach …” gebrüllt. Dies belegen Film- und Tonaufnahmen rund um das Spiel, welches nach 80 Minuten abgebrochen wurde.

Hier ein Video (gefunden bei Sportswire):

SV-Präsident Deuse hatte für den Spielabbruch kein Verständnis. “So lange ich beim Spiel war, habe ich keine Nazi-Sprüche gehört.” Er habe unter den insgesamt etwa 400 Zuschauern, darunter 150 Leipziger, auch keine Neonazis gesehen, sagte er dem MDR. Dies erklärt auch, warum Mügeln seiner Ansicht nach keine rechte Szene habe.

Zu den rechtsextremistischen Vorkommnissen beim Fußballspiel SV Mügeln gegen Roter Stern Leipzig erklären Miro Jennerjahn, Rechtsextremismusexperte der Landtagsfraktion und Monika Lazar, Bundestagsabgeordnete und Sprecherin für Strategien gegen Rechtsextremismus von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:

“Erneut kam es zu massiven rechtsextremistischen Ausfällen bei einem Fußballspiel gegen Spieler und Fans des Roten Stern Leipzig. Es ist nicht hinnehmbar, dass Innenminister Markus Ulbig und der Präsident des sächsischen Fußballverbands Klaus Reichenbach nun versuchen, daraus eine Konfrontation zwischen ‘links’ und ‘rechts’ zu machen. Die Realität insbesondere im ländlichen Raum ist eine andere. Hier haben sich Neonazi-Strukturen im Fußball fest etabliert. Ich erwarte von Herrn Ulbig und von Herrn Reichenbach, dass dieses Problem endlich beim Namen genannt wird.”

“Laut Augenzeugenberichten provozierten das ganze Spiel über Angehörige der rechtsextremen Szene auch mit strafrechtlich relevanten Inhalten, wie z. B. dem so genannten ‘U-Bahn-Lied’. Hier muss der Innenminister dringend klären, warum die Polizei dies nicht früher unterband”, fordert Miro Jennerjahn.

“Seit Jahren kommt es vielfach unwidersprochen zu rassistischen, antisemitischen, homophoben und anderen menschenverachtenden Vorkommnissen auf Sachsens Fußballplätzen. Dem Verein ‘Roten Stern Leipzig’ gebührt Anerkennung, dies nicht hinnehmen zu wollen. Nicht umsonst wurde der Rote Stern Ende letzten Jahres mit dem Sächsischen Förderpreis für Demokratie ausgezeichnet”, erklärte Monika Lazar.

Beide Abgeordnete kündigten weitere Bemühungen an. Frau Lazar wird sich mit einem Schreiben an Landespolizeipräsident Bernd Merbitz wenden, Miro Jennerjahn Kleine Anfragen an die Sächsische Staatsregierung stellen.