Klägliche 120 Neonazis marschierten am Donnerstag durch Dresden. Auch wenn es nicht gelang den Aufmarsch komplett zu blockieren, konnten die Gegendemonstranten den Rechten mit lautstarkem Protest zeigen, dass sie nicht erwünscht sind.
Am Dresdner Denkmal für den Arbeiteraufstand vom 17. Juni 1953 in der DDR, einer Panzerkette, liegen Gedenkkränze für dessen Jahrestag. Zwischen die Kränze von FDP und SPD hat die rechtsextreme NPD ihren Kranz gequetscht. Wenige Meter weiter stehen rund 120 Neonazis, aus NPD, JN und Freien Kräften, und beschallen den Dresdner Postplatz. Auf der anderen Straßenseite haben sich rund 250 die Teilnehmer der Gegenkundgebung postiert und übertönen die Reden der Nazis mit Pfiffen und Rufen. „Damals wie heute, alle Macht dem Volke“, unter diesem Motto riefen NPD und freie Kräfte zur Kundgebung auf. „Nazis versuchen zunehmend, demokratische Themen und historische Daten für ihre Zwecke zu besetzen“, sagt Stadträtin Margot Gaitzsch, Anmelderin der Gegenkundgebung. Ähnlich wie beim 13. Februar deuten Nazis die Geschichte um. Den „Kampf der Arbeiter“ von 1953 setzen sie dabei gleich mit einem Kampf der angeblich „national und sozial unterdrückten Deutschen“.
Nach der Kundgebung ziehen die Rechtsextremisten geschützt von 450 Polizisten durch die Dresdner Innenstadt. „Vorbei an wichtigen Punkten“, freut sich der NPD-Kreisvorstand, Holger Szymanski. Die Polizei verhindert die Blockaden der Route durch die Gegendemonstranten. „So kurzfristig kann man nicht 1000 Leute zum Blockieren heran holen. Trotzdem ist es gut, dass heute viele hier sind“, sagt ein Teilnehmer. Später folgten viele Gegendemonstranten dem Nazi-Aufmarsch und störten die Durchsagen mit Rufen und Gesängen. So konnten die Nazis nicht ungehindert ihre Parolen durch die Dresdner Innenstadt schallen lassen.
Die Polizei zeigte sich zufrieden. Sie habe ihr Ziel erreicht, die beiden Gruppen voneinander getrennt zu halten. Bis auf kleinere „Scharmützel“ habe es keine Probleme gegeben. Bei diesen Scharmützeln ging die Polizei jedoch hart gegen einzelne Gegendemonstranten vor. Unter anderen wurde Ralf Hron vom DGB Sachsen von einem Beamten im Gesicht gepackt und gegen einen Wagen gedrückt. An anderer Stelle gab ein Polizist einem Teilnehmer eine Ohrfeige.
„Das Verhalten von Ordnungsamt und Polizei war, gelinde gesagt, eine Katastrophe“, sagte Stadträtin Gaitzsch dem Störungsmelder. „Der Protest wurde unverhältnismäßig von der Nazi-Kundgebung fern gehalten. Bis zuletzt blieben Ordnugsamt und Polizei bei ihrer Aussage, das keine Demonstrationsroute für die Nazis genehmigt sei. Holger Apfel, ob seiner rassistischen und völkerverhetzenden Äußerungen des Landtages verwiesen, erhielt am heutigen Tage ein Podium. Die Regierenden in Stadt und Land müssen sich fragen lassen, auf welcher Seite sie stehen.“
Zwar blieben Naziaufmarsch und Gegendemonstranten getrennt, aber sie kamen sich näher, als von der Polizei geplant. Die Gegenkundgebung riegelte die Polizei durch eine „Wagenmauer“ ab. Jedoch verließen die Teilnehmer nach und nach ihren Platz am Rande des Postplatzes und stellten sich direkt vor die Nazikundgebung. „Jetzt hört und sieht man uns wenigsten“, freute sich eine Demonstrantin. Alles in allem, trotz der kurzfristigen Mobilisierung ein kleiner Erfolg für die Nazigegner in Dresden.