Ein Neonazi wurde vom Amtsgericht Tiergarten zu einem Jahr und drei Monaten Jugendstrafe verurteilt. Ein Video belege eindeutig, dass der Angeklagte am 1. Mai einen Polizisten angegriffen habe.
Von Tagesspiegel-Autorin Kerstin Gehrke
Der Angriff eines Neonazis wurde aus Sicht des Amtsgerichts Tiergarten durch ein Video eindeutig belegt: Nach dem illegalen Aufmarsch von Rechtsextremisten am 1. Mai auf dem Kurfürstendamm wurde ein 19-Jähriger zu einer Jugendstrafe von einem Jahr und drei Monaten verurteilt. Die Richter waren am Montag überzeugt, dass Michael H. einem Polizisten den Holzstiel einer Fahne ins Gesicht gestoßen hatte, um eine Polizeikette zu durchbrechen. Der Beamte erlitt eine blutende Verletzung unterhalb der Lippe. Der Angeklagte aus Frankfurt (Oder) hatte die Aussage verweigert.
Angemeldet hatten Neonazis eine Demonstration in Prenzlauer Berg. Die Aktion in Charlottenburg sei spontan gewesen, sagte der 28-jährige Polizist. Statt bis zum S-Bahnhof Bornholmer Straße zu fahren, seien mehr als 300 Anhänger der rechten Szene schon an der Station Halensee ausgestiegen. Schwarz gekleidet und zum Teil vermummt rannten sie Richtung Gedächtniskirche. Die Situation sei zunächst unübersichtlich gewesen, sagte der Zeuge. Als Polizisten die Gruppe umstellt hatten, kam es zum Hieb mit der Fahnenstange. Den Täter konnte der Beamte jedoch nicht erkennen. Doch auf einem Video, das kurz vor dem Schlag aufgenommen wurde, war der Angeklagte mit markanter Kleidung und einer Fahnenstange zu sehen. In das Urteil wurde eine Vorstrafe einbezogen.