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Neonazi wollte selbstgebaute Bomben zünden

 

Angriffe auf Passanten und Polizisten am 1. Mai auf dem Ku'damm

Bei einer Demonstration von Rechtsextremen am 1. Mai in Berlin soll ein Demonstrant einen Anschlag geplant haben. Jetzt wurde der 19-jährige Neonazi in Aachen festgenommen.

Von Tagesspiegel-Autor Frank Jansen

Berlin ist am 1. Mai offenbar nur knapp einem rechtsextremen Anschlag entgangen. Die Polizei nahm am gestrigen Mittwoch in Aachen einen mit Haftbefehl gesuchten 19-jährigen Neonazi fest, der am Maifeiertag mehrere Sprengsätze mit sich geführt haben soll. Bei dem Mann handelt es sich um ein führendes Mitglied der Gruppierung „Kameradschaft Aachener Land“, die als besonders aggressiv gilt. Nach Informationen des Tagesspiegels wurde der Neonazi am 1. Mai bei Vorkontrollen der Polizei zum geplanten Aufmarsch der rechten Szene angehalten. Der Mann warf mehrere Gegenstände weg und flüchtete. Die Polizisten fanden dann größere Mengen Reizgas und neun selbst gebastelte Sprengsätze, die zum Teil mit Scherben versetzt waren. Ein Anschlag mit diesem Material hätte zahlreiche Menschen verletzen können, hieß es in Sicherheitskreisen. Ob die Sprengsätze gegen die Polizei oder gegen andere Personen eingesetzt werden sollten, ist unklar.

Die Staatsanwaltschaft leitete im Mai ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf „Vorbereitung eines Explosionsverbrechens“ ein. Am Mittwoch wurden die Wohnung des Neonazis in Aachen sowie zwei weitere Objekte in Nordrhein-Westfalen durchsucht. Der 19-Jährige sollte noch am Mittwoch in Berlin der Justiz vorgeführt werden, wo auch der Haftbefehl verkündet werden sollte. Gegen weitere Beschuldigte wird ermittelt.

Am 1. Mai hatten etwa 700 Rechtsextremisten in Prenzlauer Berg demonstriert. Der Aufmarsch wurde von tausenden Nazi-Gegnern gestoppt. Unter ihnen war auch Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse, der für seine Sitzblockade bundesweit kritisiert wurde. Außerdem liefen 300 Rechtsextremisten über den Kurfürstendamm. Dabei attackierten sie Passanten und warfen Flaschen auf Polizisten. Die Polizei stoppte den nicht angemeldeten Aufzug und nahm die meisten Teilnehmer fest. Im August verurteilte das Amtsgericht Tiergarten einen 19-jährigen Rechtsextremisten, der auf dem Kurfürstendamm einem Polizisten den Holzstiel einer Fahne ins Gesicht gestoßen hatte, zu einer Jugendstrafe von 15 Monaten.