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Unsere Wünsche für Dresden 2011

 

10 Stunden saßen die Sitzblockierer im vergangenen Jahr bei Minusgraden auf der Straße um den Aufmarsch zu stoppen © Matthias Zickrow

Bald ist es wieder soweit: Tausende Neonazis aus ganz Europa werden am 19. Febraur versuchen durch Dresden zu marschieren. In der Szene hat sich der jährlich Aufmarsch zum wichtigsten neonazistischen Event entwickelt. Von militanten „Autonomene Nationalisten“, über das parteiförmige Spektrum, bis hin zu Vertretern der „Neuen Rechten“ ist die gesamte Bandbreite von Ewiggestrigen vertreten. Gleichzeitig werden wieder mehrere zehntausend Gegendemosntranten erwartet, die mit friedlichen Massenblockaden den Aufmarsch verhindern wollen. Die Störungsmelder-Autoren stellen an dieser Stelle ihre Hoffnungen und Wünsche für die Protestaktionen vor. In der Kommentarspalte laden wir auch Sie als Leser des Störungsmelders herzlich ein Ihr Statement zu Dresden 2011 aufzuschreiben.

„Ich war neulich mal wieder in Dresden und erfreute mich einmal mehr an der Offenheit und Freundlichkeit seiner Bewohner und an der Schönheit der Stadt. Es kann nicht angehen, dass die Nazis schon wieder versuchen, Dresden mittels grober Geschichtsverdrehung für sich zu vereinnahmen, von daher baue ich erneut darauf, dass sie wie schon beim letzten Mal daran gehindert werden. Und das machen wir so lange, bis sie nicht wiederkommen – nicht nach Dresden und auch nicht in eine andere Stadt.“
Markus Kavka, Moderator

„Die Nazis wollen schon wieder durch Dresden marschieren? Die sollen es nur wagen! Dresden ist eine wunderschöne, alte, stolze und kluge Stadt. Und der Widerstand gegen den Naziaufmarsch im Jahre 2010 hat gezeigt, dass die BewohnerInnen Dresdens zudem auch noch solidarisch, pfiffig und unerschütterlich sind wenn es darum geht, den rechten Mob aus ihrer Stadt zu vertreiben. Das war ein deutliches Zeichen gegen Rechts, das international zu hören war – und weltweit auf Zustimmung gestoßen ist. Also: sollten die Nazis noch einmal kommen, dann können sie sich auf geballten Protest und gut organisierte Gegenwehr gefasst machen – wir sind auf jeden Fall dabei und zeigen Gesicht. Und ihr sicher auch, oder?!“
Sophia Oppermann von Gesicht Zeigen!

„Nachdem wir 2009 zusehen mussten, wie ein kilometerlanger Naziaufzug, in der sächsischen Landeshauptstadt marschieren durfte, waren die Erfahrungen der Blockade 2010 für uns umso wichtiger! Es ist möglich den Nazis die Schranken aufzuzeigen, es ist möglich wenn sich die Menschen solidarisch und mutig zusammenstellen. Und es ist auch möglich den Naziaufmarsch langfristig ganz zu verhindern – nämlich genau dann, wenn in Dresden eine aufgeklärte Erinnerungskultur entsteht, wenn es kein staatspolitisches „Trauern“ mehr gibt und die Stadt sich der Zukunft zuwendet. Den Nazis den Boden entziehen!“
Ricardo Götz, Aktionsbündnis Courage Pößneck

„Guter Vorsatz für 2011: Naziaufmarsch in Dresden erneut verhindern!
Im vergangenen Jahr konnte der Nazi-Aufmarsch am 13. Februar in Dresden erfolgreich verhindert werden. Es war ein guter Tag für alle Akteure, die sich gegen Rechts engagieren. Ein Motivationsschub bei Initiativen, Verbänden und BürgerInnen war spürbar und hat die Arbeit gegen Rechts und viele weitere Proteste in diesem Jahr weiter vorangebracht und Bürgerinnen und Bürger für die Problematik des Rechtsextremismus weiter sensibilisiert. So waren beispielsweise auch am 1.Mai in Berlin Proteste gegen einen rechtsextremen Aufmarsch erfolgreich. Eine große Menge Menschen hat 2010 erlebt, dass wir gemeinsam etwas bewegen können. Ich wünsche mir, dass wir auch 2011 den Naziaufmarsch gemeinsam verhindern und rechtsextreme Übergriffe wie beispielsweise in Pirna nicht mehr passieren. Nach dem Erfolg im letzten Jahr blicke ich dem 19. Februar 2011 in Dresden positiv entgegen und bin mir sicher: Es werden sich wieder tausende Menschen friedlich den Nazis in den Weg stellen.“
Clara Hermann, Grüne Berlin

„Die Aktivitäten gegen den Aufmarsch 2010 waren für Dresden ein großer Schritt nach vorn – dass auch offizielle Amtsträger die Herausforderung der Rechtsextremisten annehmen, hätte man sich als Beobachter noch vor ein paar Jahren kaum vorstellen können. Ich bin sehr gespannt, wie der Widerstand in diesem Jahr aussieht.“
Toralf Staud, freier Journalist

„Vor allem in diesen Zeiten, in denen Politiker gerne vor einer „Blockade Republik“ Angst machen, Bürgerproteste kriminalisieren oder nicht ernst nehmen – in Zeiten in den eine Demonstration gegen Nazis gern als Linker- Terror abgetan wird, sollten alle Bürger auf die Straße gehen. Während Ministerin Kristina Köhler in voller Besorgnis eine Aussteiger-Hotline für Linksradikale einrichtete und gern den zunehmenden Rechtsruck in Europa vergisst, sollten zumindest wir Bürger aufgeweckter sein und zeigen, dass Nazis weiterhin kein Platz in unserer Mitte haben.“
Pierrot Raschdorff

„Trotz Berliner Vorwahlkampf werde ich alles tun, um wieder nach Dresden zu fahren und Nazis zu blockieren. Eigentlich gilt ja für die auch die Versammlungsfreiheit und für einen Innenpolitiker wie mich gilt es, der Polizei nicht mehr Arbeit als nötig zu machen. In diesem Fall ist aber Widerstand geboten, denn die Verhöhnung und Relativierung der Opfer des Zweiten Weltkriegs kann nicht hingenommen werden.“
Benedikt Lux, innenpolitischer Sprecher Fraktion Bündnis 90/Die Grünen Berlin

„Der Geschichtsrevisionismus hat sich in den letzten Jahren zu einem der wichtigsten Mobilisierungsthemen in der extremen Rechten entwickelt. Dies gilt auch für den Aufmarsch in Dresden, der zum europaweit größten Neonaziaufmarsch in Europa geworden ist. Dieser Entwicklung hat ein breites Bündnis 2010 erstmals einen Riegel vorgeschoben und damit bundesweit ein Signal auch für den Umgang mit anderen Aufmärsche gegeben. Doch der Erfolg aus dem vergangenen Jahr kann nur ein erster Schritt sein, um dem geschichtsrevisionistischen Spuk nicht nur in Dresden ein Ende zu bereiten. Wenn Projekte gegen rechts im Zuge einer konservativ gewendeten Extremismusdebatte gegeneinander ausgespielt werden sollen, ist es umso wichtiger, gegen das Vordringen der extremen Rechten in die bürgerliche Mitte gemeinsam  an einem Strang zu ziehen“.
Kai Budler, Hörfunkredakteur und freier Journalist