Die rechte Szene plant für Samstag einen Naziaufmarsch in Berlin. Angemeldet ist die Veranstaltung unter dem Motto „Wahrheit macht frei“ – offenbar in Anlehnung an den zynischen Spruch der Nationalsozialisten „Arbeit macht frei“, der auf den Eingangstoren der Konzentrationslager Auschwitz und Dachau stand. Ab 12 Uhr wollen die Neonazis sich versammeln, angemeldet ist der Aufzug bis 20 Uhr. Wo genau, halten Polizei und der Veranstalter geheim. Erst kurz vor dem Beginn wollen die Rechtsextremen im Internet den genauen Ort bekannt geben.
Die Route wird direkt am Polizeipräsidum in Tempelhof vorbei und dann weiter auf dem mehringdamm Richtung Kreuzberg 61 führen. „Wenn es klappt, ist es die geilste Route, die man sich vorstellen kann“, schreibt ein Neonazi im Internet. Anmelder des Aufmarsches ist der NPD-Politiker Sebastian Schmidtke, der jahrelang führendes Mitglied der Nazigruppierung „Märkischer Heimatschutz“ war. Er hatte auch den Aufmarsch am 1. Mai 2010 in Prenzlauer Berg angemeldet.
Dass die Polizei die Route nicht bekannt geben will, sorgt bei der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus für Unverständnis. „Es muss geprüft werden, inwieweit die Polizei hier die Geheimhaltetaktik der Rechten begünstigt.“ Dass die Rechten sich nicht trauen ihren Aufzug öffentlich zu bewerben, sieht Klose als „Erfolg einer entschlossenen Zivilgesellschaft, die bisher jeden Naziaufmarsch in Berlin zu einem Debakel gemacht hat“
Linke Gruppen kündigten für Samstag Protestaktionen an. „Die Nazis können sich sicher sein, dass es in Berlin keinen Aufmarsch geben wird, der störungsfrei über die Bühne geht“, sagte Lars Laumeyer von der Antifaschistischen Linken Berlin (ALB). Die konspirative Mobilisierung wertet er als Zeichen für die derzeitige Schwäche der Naziszene. „Die müssen ganz schön eingeschüchtert sein, dass sie nur heimlich mobilisieren.“