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NPD-Funktionär fotografiert bei versuchtem Angriff auf Gedenkveranstaltung

 

NPD-Politiker Michael Fischer (links) steht in der Gruppe der späteren Angreifer © kombinat-fortschritt.com

Es sollte eine ruhige Gedenkkundgebung für die Opfer der NSU-Mordserie werden, doch dann versuchten Neonazis die Veranstaltung anzugreifen. Im Rostocker Stadtteil Toitenwinkel hatten sich am Samstag anlässlich des Todestages von Mehmet Turgut rund 120 Personen aus antirassistischen und antifaschistischen Gruppen, sowie Bürger versammelt. Doch kurz nach Ende der Veranstaltung kam es zu Tumulten. Eine etwa 16-köpfige Gruppe, die meisten von ihnen vermummt, versuchte die noch nicht abgereisten Kundgebungsteilnehmer anzugreifen. Angeführt wurden sie dabei augenscheinlich von Michael Fischer, Kameradschaftsführer und Direktkandidat für die NPD bei den Landtagswahlen 2011.

Nach Angaben der Polizei soll die Personengruppe bis zu 30 Mitglieder umfasst haben und war, wie auch eigene Beobachtungen bestätigen können, teilweise bewaffnet. Szenekenner konnten einige der Angreifer identifizieren. Unter ihnen befand sich etwa Danny Brandt, der im so genannten „Gehlsdorf-Prozess“ zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden ist. Ihm wurde vorgeworfenen mit weiteren Neonazis Polizeibeamte angegriffen zu haben, als diese ein illegales Neonazikonzert auflösen wollten.

Auch im Zusammenhang mit den Tumulten vom Samstag kam es wieder zu Attacken auf Einsatzkräfte. Ein Beamter in Zivil ist von einem Teil der Flüchtenden mit einer Eisenstange verletzt worden. „Der genaue Tathergang des Angriffs auf die Polizeibeamten ist uns unbekannt. Allerdings schien Michael Fischer, 2011 Direktkandidat im Wahlkreis Rostock IV, die Gruppe anzuführen, die sich zunächst unter Gegröhle und martialischen Gesten unserem Kundgebungsort genähert hatte, bevor sie den Rückzug antrat“, sagte die Pressesprecherin der Gruppe Kombinat Fortschritt, Stefanie Hahnfeld.

Ber der Veranstaltung wurde dem NSU-Opfer Mehmet Turgut gedacht © Kombinat Fortschrit

Bei der anschließenden Fahndung ergriff die Polizei neun Männer, „die Sturmhauben und Schlauchschals zur Vermummung bei sich trugen und der rechten Szene zuzuordnen sind“. Die Polizei prüft nun, ob einer von ihnen die Stange geworfen hat. Die Kriminalpolizei ermittelt wegen des Verdachts des Landfriedensbruchs.

NPD-Funktionär Michael Fischer ist der einzige der Gruppe, bei dem eine Kamera nachgewiesen werden kann. Wenige Stunden später erschien auf dem Portal „info-rostock.org“ Bilder, die aus seiner Perspektive aufgenommen worden sind. Bereits seit Längerem wird spekuliert, dass Michael Fischer maßgeblich hinter diesem Projekt der „Nationalen Sozialisten Rostock“ steckt. Bemerkenswert: Bereits der Vorbericht „Toitenwinkel wartet“ wurde mit dem Begriff „Totschläger“ verschlagwortet.

Der Pressesprecher Sebastian Weigand des Organisationskreis der Veranstaltung äußerte dazu: „Schon Tage vorher gab es Hetze im Netz, die Nazis haben sich vermummt und teilweise bewaffnet gezeigt. Damit ist klar, dass es sich um ein gezielten und planvollen Angriff gehandelt hat.“ Den Umstand, dass führende NPD-Kader sich bei den Tumulten beteiligten wertet Stefanie Hahnfeld so: „In keinem Bundesland sind die Verbindungen zwischen NPD und Gewalttätern so eng wie in Mecklenburg–Vorpommern. Der Angriff in Toitenwinkel zeigt erneut den aggressiv-kämpferischen Charakter der Partei und ihrer Anhänger.“

Die von NPD-Mitglied Michael Fischer (links) aufgenommenen Bilder, tauchten später auf der Webseite der militanten Gruppe "Nationale Sozialisten Rostock" auf © Kombinat Fortschritt

Während des Landtagswahlkampfes 2011 kam es bereits im selben Stadtteil zu einem Angriff auf linksgerichtete Jugendliche. Damals wollten drei stadtbekannte und mit Pfefferspray bewaffnete Schläger Jagd auf Sympathisanten der Kampagne „Wake up – Stand up“ machen, die dort Flyer gegen den Einzug der NPD ins Schweriner Schloss machten.