Für die NPD hagelt es weiter schlechte Nachrichten. In Leipzig verließ erneut ein Mandatsträger die Partei, Funktionäre müssen sich vor Gericht verantworten – und nun gibt es Spekulationen, wonach die Deutsche Stimme-Verlagsgesellschaft vor dem Aus stehe. Dies scheint allerdings nicht zutreffend zu sein, der Verlag soll erhalten bleiben. Offenbar steht aber der Versand zur Disposition.
Dass die Deutsche Stimme-Verlagsgesellschaft mit finanziellen Problemen zu kämpfen hat, ist lange bekannt. Erst im August musste die NPD auf Medienberichte reagieren und räumte ein, dass man „die bekanntermaßen schwierige Lage des DS-Verlages“ verbessern wollte, indem dem Unternehmen Ende 2011 ein Darlehen in Höhe von 50.000 Euro (nicht 140.000, wie berichtet) zur Verfügung gestellt worden sei. Ratingagenturen hätten wohl spätestens hier die Aussicht auf negativ gesetzt. Aber auch zuvor hatten sich Beobachter bereits gewundert, dass einem NPDler wie Eckart Bräuniger die Geschäftsführung übertragen wurde.
Nun berichtet das Kombinat Fortschritt, die ‘Deutsche Stimme’ schließe offenbar zum Ende des Jahres ihre Pforten, auch das Pressefest werde es nicht mehr geben. Dies legten Äußerungen von Neonazis im Internet nahe. So schrieb die Band „Wiege des Schicksals“, die im August auf dem Pressefest in Viereck in MVP auftrat, auf Facebook: “Die Deutsche Stimme GmbH schließt dieses Jahr. Ende nächsten Monats findet dor noch einmal ein Abschlusskonzert statt.” (Fehler im Original) Mit dem „Abschlusskonzert“ dürfte die Veranstaltung am 29. September auf dem Verlagsgrundstück in Riesa gemeint sein, die die Band ebenfalls auf ihrem Facebook-Profil bewirbt, meint Kombinat Fortschritt.
„Derzeit nicht geplant“
Was sagt die NPD zu der Sache? Pressesprecher Frank Franz betonte auf Anfrage, von einer Schließung der Deutschen Stimme könne „keine Rede sein“. Richtig sei aber, dass „derzeit über neue Konzepte und Schwerpunktsetzungen gesprochen wird, über die wir zu gegebener Zeit berichten“. Es erscheint in der Tat höchst unwahrscheinlich, dass die NPD ihre Parteizeitung abstößt oder einstellt, dies käme dem ersten Schritt einer Selbstauflösung gleich.
Doch was ist mit dem DS-Versand? Auf die Nachfrage, ob denn möglicherweise das „Nationale Warenhaus“ liquidiert werde, antwortete Franz, eine Schließung sei „derzeit“ nicht geplant. Das klingt schon etwas anders. Aus der Partei ist zudem zu vernehmen, dass zumindest darüber nachgedacht werde, den Versandhandel abzuwickeln. Gründe dafür gibt es offenbar genug: Konkurrenz durch andere Versandhändler (die sich durch die internen Grabenkämpfe zwischen NPD und „Freien Kräften“ noch verschärft haben dürften), hohe Kosten für Waren – und ein Hack zeigte zudem, dass die Zahl der Kunden offenbar auch nicht so sonderlich groß ist. Außerdem soll die Zahlungsmoral bei nicht wenigen Kunden des Versands angeblich eher durchschnittlich sein.
Eine brisante Konstellation für die NPD. Wenn Franz also betont, eine Schließung sei „derzeit nicht geplant“ und zugleich einräumt, über „neue Konzepte und Schwerpunktsetzungen“ werde diskutiert – und man sich die massiven finanziellen Probleme von NPD und Verlagsgesellschaft vor Augen führt und sich daran erinnert, dass auch die jüngsten Großveranstaltungen wie beispielsweise das Pressefest in Mecklenburg-Vorpommern ebenfalls keine finanziellen Erfolge gewesen sein dürften, scheint es durchaus denkbar, dass der DS-Versand bald am Ende ist.
Siehe auch: So lustig feiert die NPD!, Pressefest am Schweinestall, NPD zu staatstragend für Freie Kräfte, Seriösen-Holger und die radikale Verbotsangst, Hacker legen “Weltnetzseiten” lahm