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Kahla wehrt sich gegen Nazifest

 

plakat_thueringentag-kahla_webNur 10 km entfernt von Jena wollen Rechtsextremisten aus dem Umfeld des NSU am Samstag das jährliche Nazifestival „Thüringentag der nationalen Jugend“ abhalten. Ein breites Bündnis von Parteien, Gewerkschaften und Initiativen gegen rechts will das mit Blockadeaktionen verhindern.

„Kahla hat sich in den letzten 20 Jahren zum Stützpunkt zahlreicher Nazis entwickelt“, heißt es im Protestaufruf. Angefangen in den 90ern mit dem früheren Wehrsportgruppen-Chef Karl-Heinz Hoffmann, über rechtsextreme Liedermacher, Bewohner des Jenaer „Braunen Hauses“ bis hin zu den Mitglieder des ehemaligen „Thüringer Heimatschutzes“, aus dem die Täter des rechtsterroristischen NSU kommen.

In Kahla konnten sie bisher weitgehend ungestört ihre  Aktivitäten entwickeln und haben damit inzwischen eine Atmosphäre der Angst in der örtlichen Bevölkerung geschaffen. Nur wenige finden den Mut, sich öffentlich gegen rechts zu äußern. Das an wechselnden Orten stattfindende Nazifestival dient seit Jahren der Vernetzung der extremen Rechten, der Finanzierung ihrer Strukturen und der Verbreitung ihrer Ideologie. Es soll ihre Position in Kahla festigen und gleichzeitig der Unterstützung der inhaftierten NSU-Terroristen nutzen.

„Das werden wir nicht zulassen. Wir werden sie blockieren, weil wir wissen, dass rassistische und neonazistische Umtriebe nicht durch Verbote gestoppt werden, sondern nur durch unser eigenes entschlossenes Handeln“, kündigen die Nazi-Gegner an.

„Wir wissen, wie schwer es ist, sich gegen neo-nazistische Gewalt zur Wehr zu setzen“, schreibt das Aktionsbündnis Kahla. „Wegzuschauen und zu hoffen, dass es einen selbst nicht trifft, scheint ein verlockender Weg. In den 90er Jahren war es die rassistische Hetze gegen Flüchtlinge, die faktische Abschaffung des Asylrechts, ein nationalistischer Taumel und der viel zu kleine Protest dagegen, die zu einem Klima führten, in dem die TäterInnen des NSU glauben konnten, die Vollstrecker einer schweigenden Mehrheit zu sein.“

„In den letzten Jahren ist es in vielen größeren Orten gelungen, Naziaufmärsche zu blockieren, die Stimmung zu verändern und Nazis ins Umland zu verdrängen. Damit ist das Problem aber keineswegs gelöst!“, heißt es weiter. „Wir sehen uns in der Verantwortung auch für das, was um uns herum geschieht. Sie kommen von hier, und sie sind auch unser Problem!“

Das Konzept aus langfristigem Engagement und dem Anspruch „Nazifeste verhindern“ gilt auch für Kahla. Die Blockaden in Weimar, Dresden, Altenburg und Pößneck waren erfolgreich. An diese Erfolge will das Bündnis anknüpfen. Auch andere Initiativen und Bündnisse mobilisieren gegen den Thüringentag, zum Beispiel das „Bündnis gegen Nazifeste”. Eine neue Recherche-Seite bündelt zudem Informationen über die lokale Szene.

Über 100 Menschen haben bereits den Blockade-Aufruf unterzeichnet:

„Dem Nazifest in Kahla werden wir uns mit Mitteln des zivilen Ungehorsams entgegenstellen. Von uns geht dabei keine Eskalation aus. Unsere Massenblockaden sind Menschenblockaden. Wir sind solidarisch mit allen, die mit uns das Ziel teilen, das Nazifest zu verhindern.“

Die Anreise ist thüringenweit mit Bussen geplant. Von Jena startet der Protest um 8 Uhr am Busbahnhof. Anmelden kann man sich unter anreise@aktionsnetzwerk.de. Die Busfahrt ist kostenfrei sein.
In Weimar starten die Busse 7:30 Uhr.
Bus von Schleiz 7:00 Uhr, über Pößneck 7:40 Uhr.

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