Holocaustleugner David Irving darf seit 1993 nicht nach Deutschland einreisen. Das Verbot wurde im März diesen Jahres aufgehoben. Nun lädt er zu einem Vortrag nach Berlin. In der Neonazi-Szene hat der Rechtsextremist Kultstatus.
Von Hannes Heine
Einer der weltweit bekanntesten Holocaust-Leugner lädt nach Tagesspiegel-Informationen zu einer Lesung in Berlin ein. In rechtsradikalen Kreisen wird der Besuch von David Irving schon erwartet. Auf seiner Internetseite gibt David Irving an, am Abend des 10. September in Berlin sprechen zu wollen. Der Brite Irving ist unter anderem 1993 in München wegen Verunglimpfung des Ansehens Verstorbener verurteilt worden. Die Münchner Ausländerbehörde wies ihn damals unbefristet aus der Bundesrepublik aus. Erst seit diesem März darf Irving wieder nach Deutschland einreisen.
Das Verwaltungsgericht München hob einen Bescheid der Ausländerbehörde auf, der ursprünglich sogar ein Einreiseverbot bis 2022 vorgesehen hatte. Der Abend mit dem Holocaust-Leugner kostet 91 Euro pro Person.
Auf der Homepage von Irving heißt es, neben einem Vortrag sei ein „Abendessen im Herzen Berlins“ geplant. Unter den Gästen erwarten Kenner weniger Neonazis als vielmehr ältere, sektiererische Verschwörungstheoretiker. Der Abend ist der Homepage zufolge kostspielig: Umgerechnet 91 Euro sind fällig. Noch ist unklar, wo genau Irving auftreten will. Der Besuch des 75 Jahre alten Briten dürfte aber in jedem Fall zu umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen führen. Mit Protesten gegen seinen Auftritt rechnet Irving offenbar auch selbst: „Aus bestimmten Gründen“, heißt es auf der Homepage, könne nur im Voraus gebucht werden.
Irving genießt unter Rechtsradikalen einen guten Ruf und war lange Zeit auch in nationalkonservativen Kreisen angesehen. Die Bücher des Rommel- und Hitler-Biografen wurden in renommierten Verlagen herausgegeben, bevor er öffentlich den Holocaust leugnete. Irving ist in vielen Ländern aktiv gewesen. Ihm ist auch schon die Einreise nach Australien, Italien, Kanada, Österreich, Neuseeland und Südafrika verboten worden. In Österreich saß er zudem mehrere Monate in Haft. Nachdem Irving aus der Haft entlassen worden war, soll er seinen Hauptwohnsitz nach Florida in die USA verlegt haben