Der Branchenverband warnt seine Mitglieder vor dem britischen Historiker David Irving. Anfang September will der Holocaust-Leugner in Berlin auftreten.
Dem britischen Journalisten und Holocaus-Leugner David Irving ist seit 1993 die Wiedereinreise nach Deutschland verwehrt. Das Einreiseverbot wurde nun aufgehoben.
Von Tagesspiegel-Autor Hannes Heine
Noch ist nicht bekannt, wo in Berlin genau David Irving auftreten will. Die meisten Hotels werden den wohl bekanntesten Holocaust-Leugner aber boykottieren. Wie berichtet, lädt Irving für den 10. September zu einem Treffen ein. Er genießt unter Rechtsradikalen einen guten Ruf und war auch in konservativen Kreisen angesehen. Der britische Historiker kündigte an, im „Herzen Berlins“ aufzutreten, 91 Euro soll der Eintritt kosten. Volker Beck, Geschäftsführer der Grünen-Fraktion im Bundestag, hatte sich daraufhin vor wenigen Tagen an den Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) gewandt. Dieser ruft die Hotelbetreiber nun auf, Irving keinen Raum zu vermieten.
Grüne freuen sich über „klare Kante“
„Ich vertraue darauf, dass Irving bei unseren Mitgliedern nicht unterkommt“, sagte Dehoga-Hauptgeschäftsführer Thomas Lengfelder dem Tagesspiegel. Die meisten Hotels der Stadt seien im Dehoga organisiert, vor allem die großen Häuser. Beck sagte, er freue sich, dass die Hoteliers „klare Kante gegen Hass und Hetze“ zeigten. Weniger gut vernetzt sind die zahlreichen Gaststätten der Stadt. Das traditionell eher kleine Milieu, das sich einen Abend mit Irving 91 Euro Eintritt kosten lässt, könnte auch in einer größeren Kneipe Platz finden.
Hoteliers wollen Irving auch dann vor die Tür setzen, wenn jemand stellvertretend für ihn den Raum gemietet hat
Der Besuch des 75 Jahre alten Briten dürfte in jedem Fall zu umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen führen. Linke Gruppen haben Proteste angekündigt. Immer wieder hatte es Streit um Auftrittsorte von Rechtsradikalen gegeben. Viele Hotels vermeiden inzwischen, ihre Tagungsräume an zweifelhafte Mieter zu vergeben. Von Innenstadt-Hoteliers hieß es am Montag, dass sie Irving auch dann noch vor die Tür setzen würden, wenn er sich zuvor ordnungsgemäß über einen Vertreter eingemietet habe. Um Überraschungen vorzubeugen, empfehlen Anti-Rassismus-Initiativen grundsätzlich Klauseln in Mietverträge aufzunehmen, wonach sich der Unterzeichner verpflichtet, keine „rechtsextremen, rassistischen, antisemitischen oder antidemokratischen Inhalte“ zu verbreiten.
Schon nach einem Auftritt des niederländischen Rechtspopulist Geert Wilders gab es Boykottaufrufe
Viel Ärger hatte vor drei Jahren der Besuch des niederländischen Rechtspopulisten Geert Wilders ausgelöst. Im Hotel Berlin am Lützowplatz war Wilders vor Anhängern aufgetreten. Ein massiver Polizeieinsatz zum Schutz des Rechtspopulisten war die Folge. Später riefen Anti-Rassismus-Aktivisten zum Boykott des Hotels auf. Die Saalmiete dürfte sich für das Hotel nicht gerechnet haben. Nach den Reaktionen wolle man künftig differenzierter vorgehen, teilte die Hausleitung später mit.
Irving wurde unter anderem 1993 in München wegen Verunglimpfung des Ansehens Verstorbener verurteilt. Die Münchner Ausländerbehörde wies ihn damals unbefristet aus der Bundesrepublik aus. Erst seit diesem März darf Irving wieder nach Deutschland einreisen. Das Verwaltungsgericht München hob einen Bescheid der Ausländerbehörde auf, der ursprünglich ein Einreiseverbot bis 2022 vorgesehen hatte.