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Erneuter Flopp für Nügida

 

Nügida"-Anhänger bei ihrer Demonstration in Nürnberg ©Timo Müller
Nügida“-Anhänger bei ihrer Demonstration in Nürnberg © Jonas Miller

Die neonazistische Gruppierung „Nügida“ („Nürnberg gegen die Islamisierung des Abendlandes“) marschierte am Sonntag zum dritten Mal in Nürnberg. Lediglich 27 Personen schlossen sich dem Aufruf an. Ein Teilnehmer zeigte sich dabei mit Hakenkreuz-Symbolen.

„Nügida“ meldete zunächst für den 20. April, den Geburtstag Adolf Hitlers, einen Aufmarsch in der Nürnberger Innenstadt an. Auf Bitten der Stadt Nürnberg wurde der Aufzug um einen Tag verschoben. Die Behörden zogen offenbar ein Verbot in Betracht: „Wir prüfen gerade eine zeitliche Beschränkung der Demonstration, damit sie nicht an diesem Tag stattfinden kann“, erklärte Robert Pollack, Vizechef beim Ordnungsamt.

Am Treffpunkt unweit des Nürnberger Hauptbahnhofes versammelten sich am Sonntag lediglich 27 Personen. Darunter befanden sich die Nürnberger JN-Aktivisten Christian M. und Alex P.  Mit Deutschlandfahnen und einem „Nügida“-Transparent zogen die Neonazis von der Gleißbühlstraße bis zur Franz-Josef Strauß-Brücke, wo sie ihre Zwischenkundgebung abhielten. Sie spielten Rechtsrock-Lieder ab, darunter Titel wie „Antifa auf’s Maul“ u. ä.

Wie auch bei den ersten beiden „Nügida“-Aufmärschen fungierten die bekannten Nürnberger Neonazis Rainer Biller und Dan Eising als Organisatoren. Als Redner traten die  bayerischen Neonaziaktivisten Phillip Hasselbach („Die Rechte“, München), Roland Wuttke(aktiv u. a. für „Die Rechte“, „III.Weg“, „Volk in Bewegung“, Mering) und Heidrich Klenhardt (NPD, Postbauer-Heng) auf. Klenhardt propagierte in einer wirren Rede: „Wir haben keine Bundesregierung, Frau Merkel ist die Geschäftsführerin einer neuen Nichtregierungsorganisation“.

Auch Peter Meidl (Rosenheim), der sich regelmäßig für den Münchner „Die Rechte“-Kreisverband in der Öffentlichkeit präsentiert, trat als Redner auf. Die Polizei nahm die Strafanzeige einer Nazigegnerin auf, weil Meidl anschließend den anwesenden Gegendemonstranten mit einer Geste signalisierte, dass er ihnen den Hals abschneiden wolle.

Dieser Teilnehmer trug seine Gesinnung offen zur Schau ©Timo Müller
Dieser Teilnehmer trug seine Gesinnung offen zur Schau © Jonas Miller

Nach der Zwischenkundgebung zogen die „Nügida“-Anhänger wieder zum Auftaktort ihres Aufzuges. Dabei brüllten sie die bekannten Neonaziparolen „Wer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassen“ und „Nürnberg wir sind da, eure Anti-Antifa“. Ein „Nügida“-Anhänger trug dabei links gewinkelte Hakenkreuz-Ohrringe. Wie das Onlineportal infranken.de berichtet, sollen Neonazis im Vorfeld der Demonstration Pfefferspray gegen Nazigegner eingesetzt haben.

Gegen den Neonazi-Aufmarsch protestierten zwischen 200 und 300 Gegendemonstranten. Das Bündnis Nazistopp und die Initiative „Bunt statt Rassismus“ meldeten zwei Kundgebungen an der Demonstrationsroute von „Nügida“ an. Im Nachhinein kritisierte das Bündnis die Polizei scharf: Bei dem Versuch, Absperrgitter der Polizei zu überwinden, sollen „35 jüngere Leute teilweise zwei Stunden lang festgehalten“ und drei Personen verletzt worden sein. Laut Bündnis-Angaben handelte es sich bei dieser Maßnahme um eine „Einschüchterung“ von jungen Leuten, die so „an den öffentlichen Pranger“ gestellt werden sollen.

Weitere Bilder vom „Nügida“-Aufmarsch gibt es hier.

 

Dieser Artikel erschien zuerst am 21. April 2015 auf aida-archiv.de