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„Nordwind“: Rechtsrock-Band mit altbekannten Neuzugängen

 

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„Nordwind“ 2015: Haser, Schröder, Schubert und Keudel (vlnr). Quelle: Facebook-Screenshot

Es ist lange her, dass die Rechtsrock-Band „Nordwind“ mit einer neuen Produktion ein Lebenszeichen von sich gab. Zehn Jahre nach ihrer ersten CD „Walhalla ruft“ legte die Band ihre bislang letzte Studioproduktion „Eure kranke Welt ist unsere Bühne“ vor. Abgesehen von der Neuauflage der schon 1996 veröffentlichten CD „Stolz & Stark“ als Langspielplatte herrschte Funkstille bei „Nordwind“.

Überraschend kündigt die Rechtsrock-Band für dieses Jahr nun ein neues Studioalbum für den Spätsommer an, anschließend sollen zum 20-jährigen Geburtstag Konzerte folgen. Der Grund: der Bandgründer und Frontmann Ronald „Ronni“ Haser aus dem fränkischen Aurachtal hat neue Mitstreiter gefunden hat, nachdem die Arbeit über Jahre brach lag, weil sich das Personalkarussell zu schnell gedreht hatte. Nun greift man offenbar auf Altbewährtes zurück, denn die Neuzugänge an Bass, Gitarre, Gesang und Schlagzeug sind drei altbekannte Neonazis mit langjährigen und teils europaweiten Verbindungen in die Rechtsrock-Szene.

„Die alten Hasen werden das Schiff schon schaukeln“, kommentiert Timo Schubert aus Bovenden bei Göttingen die Neunbesetzung. Der Betreiber eines Internetversandes trommelte zwischenzeitlich bei den Bands „Kategorie C“ und „Hungrige Wölfe“ um Hannes Ostendorf, außerdem gab er bei den Rechtsrockbands „Hauptkampflinie“ (HKL) aus dem militanten „Blood&Honour“-Netzwerk, dem Trio „Agitator“ und kurzzeitig auch bei der Formation „Kommando Freisler“ den Takt an. Aus diesem Netzwerk stammen auch die anderen „Neumitglieder“ wie Karsten Schröder aus Oer-Erkenwick, der neben Schubert Teil von HKL, einer der lange Zeit aktivsten Bands in der deutschen Rechtsrock-Szene, war. Für Gitarre und Gesang bei „Nordwind“ ist nun der Neonazi Oliver Keudel zuständig, der mit Schubert bei „Agitator“ spielte, die schon 2006 mit „Nordwind“ auf der „Schulhof-CD“ der NPD vertreten war.

Keudel war auch Teil der Formation „Kommando Freisler“, die schon mit ihrem Namen ihre Reminiszenz an die Verbrechen des deutschen Nationalsozialismus bewies: sie bezieht sich auf Roland Freisler, den Präsidenten des Volksgerichtshofs. Freisler war für tausende Todesurteile in den von ihm geführten Verhandlungen der letzten drei Jahre des NS-Regimes verantwortlich. Die ersten zwei CD der Band landeten u.a. wegen Volksverhetzung auf dem Index und auch Keudel wurde wegen Volksverhetzung zu einer Freiheitsstrafe von zehn Monaten auf Bewährung verurteilt, weil auf der zweiten CD zu Mordhetze gegen Juden aufgerufen und eine Neuauflage des Holocausts propagiert wurde. Unter dem Titel „Das Beste Der 30er, 40er Und Das Neueste Von Heute!“ erschien erst im vergangenen Jahr eine CD von „Kommando Freisler“, auf der neben alten Liedern auch neue Stücke vertreten sind.

Mit dieser neuen Besetzung versucht die Rechtsrock-Band „Nordwind“ an die Erfolge aus vergangenen Jahren anzuknüpfen, als sie als Teil der Initiative „Identität durch Musik“ Rechtsrock in bürgerliche Kreise zu transportieren. Dass dieses Unterfangen auch zum 20-jährigen Bestehen der Band schwierig bleibt, weiß auch der neue Schlagzeuger Timo Schubert in seiner Videobotschaft. Nachdem er bereits Konzerte von „Nordwind“ in Aussicht stellt, fügt er gleich hinzu: „was sicher nicht so einfach wird“.