Am vergangenen Samstag demonstrierten in Nürnberg mehrere hundert Menschen gegen eine Kundgebung der rechtspopulistischen AfD und eine Demonstration des Nürnberger Pegida-Ablegers. An den rechten Versammlungen nahmen mehrere Neonazis teil. Während der AfD-Kundgebung wurde ein Medienvertreter angegriffen und verletzt.
Ein Beitrag von Thomas Witzgall und Jonas Miller
Obwohl sich die Organisatoren um den Nürnberger AfD-Kreisvorsitzenden Martin Sichert mehr Anhänger erhofft hatten, folgten nur 250 Sympathisanten der Einladung zur „Demo gegen Politikversagen“ am Nürnberger Hallplatz. Und das, obwohl mit dem Thüringer Vorsitzenden Björn Höcke ein bekannter Funktionär zugesagt hatte. Laut vorliegenden Informationen erwartete die AfD rund 500 Zuhörer.
Neonazi-Applaus für AfD-Parolen
Bei der Gegenveranstaltung „Nürnberg hält zusammen“, die vor dem Gewerkschaftshaus stattfand und dann zum Hallplatz führte, zählte die Polizei rund 750 Teilnehmer. Neben Oberbürgermeister Ulrich Maly kamen auch Vertreter der Kirchen und Gewerkschaften zu Wort. Sie warnten davor, Ängste in der Bevölkerung politisch kalkuliert zu schüren.
Unter die Teilnehmer der AfD-Kundgebung mischten sich auch bekannte Angehörige der extremen Rechten. Karl Richter, Stadtrat für die Bürgerinitiative Ausländerstopp in München und ehemaliger Landesvorsitzender der NPD fand sich neben Aktivisten der Kleinstpartei „Die Rechte“ um Dan Eising, Thomas R., Alexander P. und Christian K. in der Kundgebung ein. Auch aus verbotenen Kameradschaften wie der „Fränkischen Aktionsfront“ und dem „Freien Netz Süd“ waren ehemalige Aktivisten wie Ron F. und Kevin A. zugegen.
Björn Höcke, der umstrittene thüringische Landeschef, absolvierte nur einen Kurzauftritt. Sofort nach seiner Rede ließ er sich von Polizeikräften und dem Sicherheitsdienst zum Auto geleiten, bei dem es zum Gerangel mit Gegendemonstranten kam, die die Abfahrt Höckes verhindern wollten.
Als vermeintliche Antwort auf die Flüchtlingskrise wurde eine hochgerüstete Grenzsicherung ins Spiel gebracht. Das Grundrecht auf Asyl wurde von den Rednern an dem Tag formal noch verteidigt, nur kann es nach den Vorstellungen der diversen Redner kaum jemand beantragen. Gemäß der „Regelung“ in Ungarn wollen auch die deutschen Rechtsaußen den Grenzübertritt, der nötig ist, um Asyl zu beantragen, als illegale Einreise kriminalisieren. Wie schon bei vergangenen Kundgebungen wurden erneut Flüchtlinge aus Syrien als „Wirtschaftsflüchtlinge“ betitelt.
Angriff auf Journalisten
In 48-stündigen Schnellverfahren, will Höcke zukünftig über Wohl und Wehe von Geflüchteten entscheiden lassen. Der Grundgesetzartikel sollte zudem ergänzt werden durch eine Kapazitätsgrenze, die ein Bundesgesetz festlegen soll. Die momentane Krise sei für ihn historisch beispiellos. Zu Wort kamen an dem Tag noch der Landesvorsitzende Petr Bystron, die Passauer Kreisvorsitzende Ursula Bachhuber, sowie Markus Frohnmaier von der AfD-Jugend.
Mehrfach stimmten die Anhänger die Parole „Volksverräter“, „Lügenpresse“ und „Merkel muss weg“ an. Zu einem ernsten Zwischenfall kam es zum Ende der Veranstaltung. Rolf. H, aus dem Umfeld von Michael Stürzenberger und dessen Partei Die Freiheit, attackiert einen Journalisten dieses Portals mit einem gezielten Kopfstoß. Der Medienvertreter erstattete Anzeige und begab sich zur Untersuchung ins Krankenhaus. Gegen den Angreifer wird nun wegen Körperverletzung ermittelt.
Großer Gegenprotest auch gegen Pegida Nürnberg
Am Nachmittag versammelten sich erneut mehrere hundert Menschen bei einer Kundgebung der Gruppe „Bündnis Nazistopp Nürnberg“, um gegen den „Spaziergang“ von Pegida Nürnberg zu demonstrieren. Mit 120 von der Polizei geschätzten Anhängern, konnte das Organisationsteam um Gernot Tegetmeyer nicht wesentlich mehr Anhänger mobilisieren, als bei den vergangenen Aktionen unter der Woche. Hauptredner bei war erneut der Münchner Michael Stürzenberger. Auch hier schlossen sich erneut Anhänger der Partei Die Rechte an.
Einen kuriosen Auftritt lieferte zum Ende der Veranstaltung eine Pegida-Rednerin. Zu den Zuhören sprach sie: „Wenn ihr heute Abend hört, es waren wieder Nazis bei Pegida oder der AfD, dann hab ihr es der ARD zu verdanken“. Nach ihren Ausführungen soll ein Münchner Fotograf ein ARD-Kamerateam auf die Neonazis vor Ort aufmerksam gemacht haben.
Teile des Textes erschienen zuerst bei Endstation Rechts-Bayern und wurden hier mit freundlicher Genehmigung des Autors publiziert.