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Das Netzwerk Kubitschek – Teil 1

 

Kubitschek & co beobachten eine linke Demo gegen das IfS am 16.09.2016 © Tim Wagner

Vom 17. bis 19. Februar plant das „Institut für Staatspolitik“ (IfS) um Götz Kubitschek die „17. Winterakademie“ zum Thema „Gewalt“, welche auf seinem Rittergut im sachsen-anhaltisch Schnellroda im Saalekreis stattfinden soll. Kubitscheks „Akademie“ ist jedoch nichts anderes als eine elementare Vernetzung der intellektuellen Neuen Rechten. Grund genug, einmal mehr das Netzwerk Kubitscheks und seine Protagonisten genauer zu betrachten.

Der erste Teil der Artikelreihe soll einen Überblick über Götz Kubitschek und die publizierende Neue Rechte geben. Der zweite Artikel beschäftigt sich mit den Verbindungen zur „Identitären Bewegung“, der Initiative „Einprozent“ und der anstehenden „Winterakademie“ des „Institut für Staatspolitik“ in Schnellroda.

Das „Institut für Staatspolitik“ wurde im Mai 2000 als „Verein für Staatspolitik e.V.“ u.a. von Karlheinz Weißmann und Götz Kubitschek gegründet. Dessen Sitz ist das Rittergut der Familie Kubitschek in Schnellroda. Weißmann war „Wissenschaftlicher Leiter“ des IfS und schrieb für die „Sezession“. 2014 legte er seine Tätigkeit nieder und äußerte dazu: „es sei mit den anderen Verantwortlichen keine Einigung über die Ausgestaltung der weiteren Arbeit erzielt worden“ (Junge Freiheit Nr. 26/14, 20. Juni 2014, Zeitschriftenkritik Sezession). Als Vorsitzender des IfS agiert Andreas Lichert, der Beisitzer im hessischen AfD-Landesvorstand ist. Lichert scheiterte auch mit dem Versuch seine „Projektwerkstatt Karben“ bei Frankfurt am Main zu etablieren, die sich selbst als „Treffpunkt, Werkstatt und Plattform für politisch und gesellschaftlich Engagierte“ verstehen wollte. Das IfS zielt auf eine neurechte „institutionalisierte Bildungs- und Forschungsarbeit“, dessen amtierender wissenschaftlicher Leiter und Geschäftsführer der Antaios-Lektor Erik Lehnert ist. Der 1975 geborene Berliner studierte u.a. Philosophie und Geschichte, promovierte 2006 zum Doktor der Philosophie und schreibt außerdem für die „Sezession“.

Götz Kubitschek, am 17. August 1970 in Ravensburg geboren, studierte Germanistik, Geografie und Philosophie. Seine Partnerin ist die 1973 in Offenbach am Main geborene Publizistin Ellen Kositza. Zusammen lebt das Ehepaar samt sieben Kinder auf dem Rittergut in Schnellroda, dem Zentrum eines Neurechten Imperiums. Kubitschek trat in der Vergangenheit auch als Redner bei Pegida und Legida auf.

Das Logo des „Verlag Antaios“ © Tim Wagner

Er gründete im Jahr 2000 seinen Verlag „Edition Antaios“, der heute unter dem Namen „Verlag Antaios“ bekannt ist. Das Wort „Antaios“ kommt aus dem griechischen und bedeutet soviel wie „ich trete entgegen“. Dies war der Name eines fast unbezwingbaren Riesen der griechischen Mythologie. Nach eigenen Angaben des Verlages hat dieser seit seiner Gründung über 150 Bücher verlegt.

Die hauseigene Zeitung „Sezession“ wird vom „Institut für Staatspolitik“ (IfS) herausgegeben und erscheint seit 2003 sechsmal jährlich. Momentan gibt es ein dreizehn-köpfiges Autorenteam, zu dem selbstverständlich auch „Kositza“ und Kubitschek gehören. Der Begriff der Sezession kommt aus den Politikwissenschaften und bezeichnet eine Abspaltung oder Verselbstständigung bestehender Staatsteile zu einem neuen souveränen Staat. Der Verlag „Antaios“ beschreibt die „Sezession“ mit den Worten: „Wer wachen Auges und Geistes in Deutschland lebt, wird sich seiner linksliberalen Knabenblütenträume schämen und nach rechts blicken“. Damit macht der Verlag die Einordnung der „politisch-kulturellen Zeitschrift“ deutlich. Er verachtet und verniedlicht die Utopien des politisch linken Gegners. Inhaltlich ist das die intellektuelle Umschreibung dessen, was von Pegida im Straßenjargon als „Gutmenschen“ bezeichnet wird.

Seit 2013 schreibt auch der 1987 geborene Benedikt Kaiser für die „Sezession“. Der studierte Politikwissenschaftler absolvierte seinen „Master of Arts“ in „europaspezifischer Ausrichtung“ an der Technischen Universität in Chemnitz. Kaiser arbeitet als Verlagslektor für den Kubitschek-Verlag „Antaios“ und schreibt nebenbei für die österreichische, neurechte Quartalszeitschrift „Neue Ordnung“.

Götz Kubitschek (2.v.l.) © Tim Wagner

Ein weiterer Weggefährte Kubitscheks ist der 1985 in Chemnitz geboren Felix Menzel. Er studierte Medien- & Kommunikationswissenschaften, Politik und BWL an der „Martin-Luther-Universität Halle“. Menzel ist der Mitbegründer der „Blaue Narzisse“ (BN), welche seit 2004 wenige Ausgaben pro Jahr veröffentlicht und schreibt seit 2009 für die „Sezession“. Der „Verein für Journalismus und Jugendkultur Chemnitz e.V.“ wurde im Dezember 2009 gegründet und ist Herausgeber der „Blauen Narzisse“. Vorsitzender ist hier Chefredakteur der BN, Felix Menzel. Kubitschek initiierte 2012 anlässlich der 50. Ausgabe der „Sezession“ die neurechte Buchmesse „Zwischentag“ in Berlin. 2014 übernahmen Menzel und somit auch sein „Verein für Journalismus und Jugendkultur Chemnitz e.V.“ die Organisation. Ein geografischer Wechsel des Veranstaltungsortes führte die „Messe“ bereits nach Bonn und Erlangen bei Nürnberg. 2016 fand der „Zwischentag“ nicht statt.

2007 initiierten Kubitschek und Menzel die „Konservativ-Subversive Aktion“, welche ursprünglich linke Strategien und Begrifflichkeiten adaptierte und mit öffentlich wirksamen Aktionen nach Aufmerksamkeit suchte. Dazu zählten unter anderem die Störung eines Berliner Kongresses der „Linken.SDS“ im Mai 2008 oder die Störung einer Rede von Egon Krenz, dem ehemaligen Staatsratsvorsitzenden der DDR, im Juni 2008 in Chemnitz. Mittlerweile richtet sich Kubitscheks Fokus eher auf seine publizistischen Tätigkeiten als auf eigene spektakuläre Aktionen.

Kubitschek ist einer der wichtigsten Vertreter und Organisator der Neuen Rechten, welche gut vernetzt ist und zum aktuellen Rechtsruck der Gesellschaft beiträgt. Um Kubitschek gibt es eine Infrastruktur, die der Neuen Rechten essenzielle Möglichkeiten zur Veröffentlichung und Weiterbildung bietet und letztendlich theoretisches Fundament dessen ist, was die AfD im Landtag und Pegida auf der Straße fordern: eine Rückkehr zum völkischen Nationalismus.