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Protest gegen ZDF-Bericht über Auschwitz

 

Protest gegen ZDF-Bericht über Auschwitz
Tausende Kilometer fuhr das Protestprojekt quer durch Europa © germandeathcamps.org

Rund 72 Jahre nach Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz zieht eine mobile Plakatwand mit der Aufschrift „Death Camps were Nazi Germany“ insgesamt 1.600 km quer durch Europa. Am 1. März erreichte die von einer polnischen Initiative organisierte Kampagne „German Death Camps“ das Europäische Parlament in Brüssel.

Von Tobias Peter

Auf der Plakatwand zu sehen ist ein Bild des Vernichtungslagers Auschwitz mit stilisierten Umrissen Adolf Hitlers und der Forderung nach einer Entschuldigung des deutschen Fernsehsenders ZDF. Hintergrund ist die Entscheidung eines polnischen Gerichts vom Dezember letzten Jahres, dass der deutsche Fernsehsender sich bei dem Auschwitz-Überlebenden Karol Tendera dafür entschuldigen müsse, die von den deutschen Besatzern errichteten und betriebenen Lager in Majdanek und Auschwitz als ‚polnische‘ Vernichtungslager bezeichnet zu haben. Die Organisatoren wollen zudem darauf aufmerksam machen, dass in deutschen Medien, Filmen und Büchern immer wieder von polnischen Vernichtungslagern die Rede ist und vermuten, dass hier bewusst die Geschichte umgedeutet werden soll. Die Bezeichnung als polnische Lager lege den historisch falschen Schluss nahe, dass Polen diese Lager erbaut und betrieben habe. Laut den Organisatoren sprechen auch weltweit Politiker von polnischen Vernichtungslagern, wenn eigentlich deutsche Lager gemeint seien.

Das Anliegen ist nicht neu. Als zum 60. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz im Jahr 2005 weltweit Politiker und Journalisten massenhaft von polnischen Vernichtungslagern im Zweiten Weltkrieg sprachen, löste dies in Polen die Sorge aus, dass hier bewusst die Geschichte umgedeutet werden solle. Dabei sei es unerheblich, wenn in den Artikeln ansonsten korrekt von der deutschen Schuld die Rede ist. Kurz darauf startete die nationalkonservative Tageszeitung Rzeczpospolita eine Aktion, in der sie ihre Leser aufrief, Protestbriefe zu verfassen wenn in Artikeln geschichtsverfälschend von polnischen Lagern die Rede sei. Das polnische Außenministerium startete 2006 die Aktion „Gegen polnische Lager“ und die UNESCO änderte ein Jahr später auf Antrag Polens den Namen des KZ Auschwitz, um die deutsche Verantwortung herauszustellen. Geholfen haben die Bemühungen indes wenig.

Zwar korrigieren Medienhäuser und Politiker nach den Protesten zumeist ihre Aussagen, dennoch kommt es immer wieder zu der fehlerhaften Bezeichnung. Auch U.S. Präsident Obama änderte nachträglich eine Formulierung zur Verleihung der höchsten Auszeichnung der USA, der „Presidential Medal of Freedom“, an einen polnischen Widerstandskämpfer nach einer Welle der Empörung. Zuletzt veröffentlichte im Januar 2017 ein polnisches Forschungsinstitut die Namen von 10.000 SS-Männern aus dem KZ Auschwitz, um nachzuweisen, dass unter ihnen keine Polen zu finden sind.

In der Tat kollaborierte trotz eines weit verbreiteten Antisemitismus nur eine Minderheit der Polen während des Zweiten Weltkriegs mit den Deutschen. Viele schlossen sich Widerstandsgruppen an, um gegen die deutsche Besatzung zu kämpfen. Kein anderes Land stand im Zweiten Weltkrieg länger unter deutscher NS-Herrschaft. Insgesamt starben dabei bis zu 5,8 Millionen polnische Zivilisten.