In den vergangenen Tagen wurde in Berlin zunehmend über die Verbindungen zwischen AfD, ihrer Jugendorganisation JA sowie den Identitären (IB) diskutiert. Erst am vergangenen Freitag fiel das damalige Berliner JA-Vorstandsmitglied Jannik Brämer durch seine Beteiligung an einer Aktion der Identitären vor dem Justizministerium auf. Aufgrund der Ermittlungen gegen ihn, legte er seinen Posten im JA-Vorstand nieder. Der frühere Bezirksverordneten-Kandidat Brämer trat nicht nur regelmäßig bei Aktionen der Gruppierung auf, er betreibt auch mit dem Identitären Karsten Vielhaber einen gemeinsamen Internetversandhandel. Damit ist er allerdings nicht einzige in der Berliner AfD-Jugend.
Von Theo Schneider und Ulrich Peters
Im Schatten der gescheiterten Besetzung des Justizministeriums durch die Identitären am vergangenen Freitag, versucht sich nun auch ein weiteres neues Modelabel als vermeintlich hippe „Marke des Widerstandes“ zu platzieren. Pikant dabei ist, das es sich bei der dahinter stehenden Person um ein Mitglied der AfD handelt, der ebenfalls Verbindungen zu den Identitären aufweist.
Auf der Facebookseite des Modelabels „Deutsches Gewand“ wird der Besetzungsversuch kommentiert mit „Top Aktion der Identitären heute in Berlin! Maas ist einfach ein Idiot.“ Doch damit nicht genug. Dieser kurze Auftritt der Identitären darf in einem Werbevideo des Labels, das mit schnellen Schnitten und heroischer Musik versucht eine kämpferische Dynamik zu erzeugen, als Startschuss für die Vermarktung der eigenen Klamotten herhalten. „Die Reconquista hat begonnen. Gegen alle Widerstände. Verteidige dein Land“, lauten die Bildunterschriften in dem kurzen Filmchen.
Gegen wen das Land verteidigt werden soll, verdeutlicht die Bezugnahme auf die Reconquista. Insbesondere die Identitären berufen sich auf diese – erst im Nachhinein so benannte – Zurückdrängung von Muslimen aus dem Gebiet des heutigen Spanien und Portugal, doch erfährt diese Erzählung auch in anderen extrem rechten Kreisen Zuspruch. Die Macher von „Deutsches Gewand“ jedenfalls wollen „Deutschland wieder hip machen“ und ihren Beitrag in diesem Kampf leisten: „Wir widmen uns dieser Aufgabe über die Mode – für die ästhetischen Reconquista.“
Auf den ersten Blick wenig hip wirkt der Firmensitz in der Leipziger Straße in Berlin-Mitte im 7. Stock eines Hochhauses. Der selbsternannte „langjährige und vielseitig engagierte Aktivist aus Berlin“ Kai Laubach vermarktet dort nicht nur die Klamotten von „Deutsches Gewand“, sondern ebenso die Mode der „neuen Avantgarde“ seines weiteren Labels „Culture Élitaire“.
Auch parteipolitisch kann sich der Modeschöpfer des rechten Widerstandskämpfers betätigen. Kai Laubach sitzt als kooptiertes Mitglied im Vorstand der „Jungen Alternative“ Berlin und war u.a. Unterzeichner der Petition „Mahnung zur Einigkeit“. Dieser von AfD-Aktivisten aus Brandenburg initiierte Aufruf wandte sich unter dem Deckmantel der „Einigkeit“ gegen das angestrebte Parteiausschlussverfahren von Björn Höcke.
Laubach ist nicht nur dem rechten Parteiflügel der AfD zuzurechnen, sondern trat auch im vergangenen Jahr als einer von zwei Rednern im Mobilisierungsvideo der Identitären zu ihrer Demonstration am 17. Juni in Berlin auf. Als anderer Redner taucht auch hier wieder Karsten Vielhaber auf. Offensichtlich versucht Laubach – wie Jannik Brämer – eine Art Doppelrolle zwischen AfD und Identitären wahrzunehmen.
Vor Kurzem veröffentlichte der RBB einen Beitrag über den AfD-Bundestagskandidaten Jörg Sobolewski und konfrontierte ihn mit seiner Vergangenheit bei den Identitären, die er jedoch wenig überzeugend abstreitet.
Ulrich Peters ist Mitglied im Redaktionskollektiv des Antifaschistischen Infoblattes