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6.000 Neonazis feiern ungestört in Thüringen

 

Das Gelände war so überfüllt, dass die Rechtsextremen es erweitern mussten. Foto: Jonas Miller

Mehrere Tausend Neonazis waren am Samstag zum „Rock gegen Überfremdung“ ins südthüringische Themar gereist. Die Polizei erstattete 43 Anzeigen wegen verschiedener Delikte. Gegen das Rechtsrockkonzert demonstrierten 300 Personen.

„I love Hakenkreuz“-Shirt eines Rechtsextremen Foto: Lukas Beyer

Das Rechtsrockkonzert Rock gegen Überfremdung, wurde vom Hildburghausener Neonaziaktivisten Tommy Frenck organisiert und angemeldet. Schon zum offiziellen Einlass um elf Uhr warteten mehrere Hundert Neonazis in zwei Schlangen auf den Einlass. Den ganzen Tag über strömten Rechtsrockfans über gesperrte Zufahrtsstraßen auf das Gelände am Rand der 3.000-Einwohnerstadt Themar.

Die Polizei fotografierte das Gelände mit einem Hubschrauber.

Breite Vernetzung
Für die rechte Szene war das Konzert von besonderem Charakter. So waren die  teils international bekannten Rechtsrockbands Stahlgewitter, Sleipnir, Lunikoff

Ku-Klux-Klan-Shirt Foto: Lukas Beyer

Verschwörung, Flak, Blutzeugen und Uwocaust angekündigt. Die Rednerliste unterstreicht den breiten Netzwerkcharakter der Veranstaltung. Neben Organisator Frenck vom Bündnis Zukunft Hildburghausen waren als Redner Axel Schlimper (Europäische Aktion), der Holocaustleugner Günter Deckert (Ex-NPD), Sven Skoda (Düsseldorf), Sascha Krolzig (Die Rechte), Dieter Riefling (Ex-NPD), Jan Jaeschke (NPD), Matthias Fischer (Der dritte Weg), Nadine Schenk (Wir lieben Meiningen), David Köckert (Thügida), Michael Zeise (Thüringen) und der Russe Denis Nikitin (White Rex) vorgehsehen. Die ungewöhnlich lange Rednerliste war notwendig, um das Konzert als politische Kundgebung anzumelden.

Offene NS-Verherrlichung

Mit Hakenkreuzshirt wollte ein Rechtsextremer auf das Gelände und wurde festgenommen. Foto: Jonas Miller

Schon auf dem Weg zum Veranstaltungsort waren einige Konzertbesucher den anwesenden Medienvertretern gegenüber ausfällig geworden. „Lügenpresse“-Rufe, Beleidigungen en masse und Spuckattacken waren die Folge. Einige Teilnehmer präsentierten auch verbotene Logos und Symbole verfassungswidriger Organisationen. Ein Neonazi lief mit offener Jacke zur Veranstaltung und präsentierte ein T-Shirt mit Hakenkreuzaufdruck und dem Slogan der Waffen-SS „Meine Ehre heißt Treue“.

Festivalorganisator Tommy Frenck im Gespräch mit der Polizei Foto: Jonas Miller

Andere Teilnehmer umgingen die Verbote mit T-Shirt-Aufschriften wie „I love Htlr“, „Wer A sagt, muss auch DOLF sagen“, „1933“, „I love NS“, „N.A.Z.I.“ und „HKN KRZ“. Laut Polizeiangaben wurden sechs Personen vorläufig festgenommen und neun Gegenstände, darunter Betäubungsmittel und anderweitig verbotene Materialien konfisziert. Im Laufe des Abends fertigte die Polizei 43 Anzeigen an, darunter wegen Verwendens Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, Körperverletzung und Beleidigung.

„Sieg Heil“-Rufe im Festzelt
Anwesende Neonazigegner berichteten am späten Abend von „Sieg Heil“-Rufen aus dem Festivalzelt. Zuvor waren schon „Rudolf Hess“-Sprechchöre zu hören gewesen.

300 Personen demonstrieren gegen rechts

Foto: Lukas Beyer

Gegen die Neonaziveranstaltung demonstrierten laut Polizeiangaben rund 300 Menschen an verschiedenen Kundgebungen in Themar. Die Landtagsabgeordnete Katharina König-Preuss (Die Linke) mahnt, dass solche Veranstaltungen auch deswegen in Thüringen stattfinden, da der Protest oftmals fehlte: „Neben der Etablierung von Neonazis in den letzten Jahren gab es viel zu wenig Protest gegen solche Veranstaltung. Das ist eine Aufgabe für die nächsten Jahre für Südthüringen, das ganze so weit wie möglich zurück zu drängen. Zum Beispiel mit den Leuten aus Themar, die das heute ganz Spitze organsiert haben.“ Der stellvertretende Landrat des Kreises Hildburghausen, Helge Hoffmann (CDU), sagte dem MDR: „Ich hoffe nicht, dass wir jetzt zur Musterregion für solche Veranstaltungen werden, weil die Region davon nachhaltig Schaden nimmt.“

Foto: Lukas Beyer