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Mehdorn im Auge

Nochmal zum Thema „Dach des Berliner Hauptsbahnhofs“. Die Welt berichtet, dass das „aus Zeit- und Kostengründen“ von Bahnchef Mehdorn gekürzte Dach 64,4 Millionen Euro gekostet hat. Die Mehrkosten entstanden u.a. durch zusätzliche Statikgutachten. Das ursprünglich geplante, lange Dach, hätte „nur“ 36,8 Millionen Euro gekostet. Jetzt bin ich aber mal gespannt, wie Mehdorn aus der Nummer rauskommt.

 

Flughafen Tempelhof: Die unendliche Geschichte

Mein Lieblingsflughafen Tempelhof, den ich gerne auch Teghafen Flumpelhof nenne, er ist eine 1a – Projektionsfläche. Für manche ist er Stätte einer Verschwörung, für andere – hauptsächlich Menschen, die in der Einflugschneise wohnen – ein Ärgernis, für viele Geschäftsreisende aber schlicht ein super erreichbarer, angenehm ruhiger, gemütlicher Kuschelpuschelflughafen. Nun heißt es, die Deutsche Bahn AG wolle den Flugbetrieb übernehmen und den Flughafen in Kooperation mit dem deutsch-amerikanischen Investor Fred Langhammer profitabel machen. Nun gut, das Risiko, dass Herr Mehdorn sich mit den historisch fragwürdigen Architekten nachträglich anlegt, ist gering. Auch hat es Tradition, dass man bei der Bahn in alles mögliche investiert, nur nicht in das Schienennetz. Insofern ist die Entscheidung zu begrüßen. Oder?

 

„Eine mitnehmen?!“

Die Karawane der Probeabo-Aufschwätzer macht mit Vorliebe vor Unis und Bibliotheken halt. So auch vor der Amerika-Gedenk-Bibliothek. Tag für Tag stecken hier die Promo-Teams ihre Claims ab, bauen große Stände auf, entfalten Sonnenschirme, auf denen schon von Weitem gut lesbar die Namen namhafter Zeitungen prangen.
Ein Stück weiter, strategisch günstig mitten auf dem Weg postiert, ein etwa 50-jähriger Mann ohne Stand und Schirm. Sein kariertes Hemd steckt in einer ausgebeulten Jeans, an der Gürtelschlaufe baumelt ein Schlüsselbund am Karabinerhaken, im Arm hält er einige zusammengefaltete Zeitungen. „Neues Deutschland“ ist darauf gerade so zu entziffern. „Eine mitnehmen?!“, knurrt er im Stakkato-Deutsch die Vorbeieilenden an. Natürlich bleibt keiner stehen, um sich noch ein bisschen mehr anknurren zu lassen. Könnte natürlich auch am „Neuen Deutschland“ liegen. „Endet automatisch!“, versucht der Maulfaule von Zeit zu Zeit eine neue Masche. Wie ein gratis verteiltes Probeexemplar automatisch enden kann, versteht allerdings wohl nur er.

 

Drum stinke, wem Gestank gegeben.

Noch ein Berliner Geheimnis gelöst. Seit Wochen wundere ich mich darüber, dass ich immer MONTAGS auf meiner zarten, morgendlichen Farrad-Tour ins Büro im Abstand von 15-50 Metern immer wieder am Straßenrand geheimnisvolle bräunliche Pfützen sehe, die unglaublich widerwärtig vergoren-säuerlich stinken. So viel kann kein Mensch alleine erbrechen. Doch nun, endlich, des Rätsels Lösung? Das Zeug tropft aus einem Müllwagen der BSR. Immer wenn der Wagen stehenbleibt, um neuen Müll aufgeladen zu bekommen, tropft das Wurstwasser irgendwo aus diesem Wagen heraus. Langsam komme ich hinter die Geheimnisse dieser Stadt.

 

Das Geheimnis der Baumbeete

Man kennt sie aus jedem Kiez: die städtischen Bäume, gepflanzt entlang der Straßen. Nichts Besonderes, doch irgendwann fiel mir auf, dass neben manchen, wenigen Bäumen ein richtiges kleines, gepflegtes Blumenbeet zu sehen ist. Richtig mit Humusboden und hübschen Blümchen. Als nächstes fiel mir auf, dass man diese kleinen Beete fast immer in der Nähe von Gaststätten findet. Seit gestern weiß ich, warum: Ein Kneipenbesitzer erzählte mir, dass er das Beet angepflanzt hätte, weil sich auch Betrunkene Gäste seines Etablissements üblicherweise nicht trauen, die schönen Blumen zu bekotzen, und daher einen Baum weitergehen. Klug!

 

Hurensöhne bei Karstadt

Man eiert so durch die Gegend und wird vom allgemeinen Fußgängerstrom in die Karstadt-Filiale am Herrmannplatz gespült. Im Foyer, zwischen den Doppelglastüren, steht ein Promotion-Stand für eine Billig-Telefonfirma, betreut von einem sehr gut gekleideten und schnittigen Araber Anfang zwanzig. In perfektem Deutsch spricht er mich an und versorgt mich mit einem Prospekt. Ich mache meinen Einkauf bei Karstadt, gehe wieder heraus – und sehe vor dem Karstadt, wild auf und ab laufend, jenen Araber in sein Handy fluchen: „DU ARSCHLOCH! DU HURENSOHN! WENN DU NISCH BEZAHLST SCHLAG ISCH DISCH FRESSE EIN UND ZIEH DISCH VON HASENHEIDE BIS HERRMANNPLATZ AN DEINE EIER DU VERFICKTER HURENSOHN“.

Wenig später verteilte er wieder höflich lächelnd Prospekte. Die Wandlungsfähigkeit der Menschen ist immer wieder erstaunlich.

 

Das Eiswunder

Was ich nicht verstehe ist der Erfolg der „Eis Hennig“ Kette. Alle mir bekannten Filialen sind schreiend hässlich. Meist handelt es sich um die Ladenlokale ehemaliger Billigsupermärkte, die man mit billigstem Ramschmobiliar zugeballert hat. Die Läden sind schlecht beleuchtet und belüftet und erzeugen beim Betreten sofortige Depressionen. Das Eis schmeckt mir künstlich und viel zu süß. Trotzdem sind da immer Leute drin. Wie kommt das?