In Weblogs wird ja gerne gemeckert. Auch in diesem. Daher möchte ich nun zur Abwechslung auch mal was loben. Und zwar das Bundeswehrkrankenhaus Berlin. Ja. Das Bun-des-wehr-kran-ken-haus. Ist der Herr Reinecke Soldat? Nein. Er hat 1989-1990 murrend seine Wehrpflicht abgeleistet und das hat ihm mehr als gereicht. Aber es begab sich, dass er einen chirugischen Eingriff im HNO-Bereich zu machen hatte. Und so kam er ins Bundeswehrkrankenhaus.
Das letzte Mal war ich 1985 als Patient in einem Krankenhaus. Trotzdem habe ich in den letzten Jahren über kranke Familienmitglieder und Freunde/Bekannte genügend Krankenhäuser von innen gesehen. Habe überlastetes Pflegepersonal, arrogante Ärzte, mieses Essen und muffiges Ambiente erleben dürfen, und zwar bei Kassen-, wie Privatpatienten. Als es sich also herausstellte, dass eine Operation durchgeführt werden müsste, war ich einigermaßen ratlos. Keines der bisher in Berlin gesehenen Krankenhäuser wirkte auf mich angenehm. Also methodisch rangehen. Schauen, welches Krankenhaus eine HNO Abteilung hat und dann einfach der Reihe nach durchtesten. Im St.-Gertrauden-Krankenhaus hieß es, „wir sind auf Monate ausgebucht“. In der Charité Berlin-Mitte konnte man mir, als ich Montags anrief, mit Mühe einen Termin für Freitag machen. Aber auch nur, als klar wurde, dass ich Privatpatient bin. Da mir die Schmerzen inzwischen zu stark waren und der HNO Arzt eine zügige Operation empfohlen hatte, lehnte ich dankend ab.
Lustlos wählte ich die Telefonnummer vom Bundeswehrkrankenhaus. Schnell wurde ich zur HNO durchgestellt, die Assistentin des HNO-Chefarztes fragte, ob ich Schmerzen habe, ich bejahte – und bekam noch für den selben Tag einen Termin. Ich war überrascht: Erwartet hatte ich eine muffige, militärische Atmosphäre. Doch mich empfing ein blitzsauberer Stahl-und-Glas-Bau mit durch die Bank freundlichen Menschen. Der Arzt untersuchte mich, erklärte mir die Operation genau und sagte mir für die Folgewoche einen OP-Termin zu. Ich solle in Ruhe zu Hause überlegen, ob ich das im Bundeswehrkrankenhaus machen wolle und am nächsten Tag Bescheid geben. Ich war von der beruhigenden und professionellen Art des Arztes angetan und sagte am nächsten Tag zu.
Der kommende Montag war der Prä-OP-Tag. Man macht ein paar Standard-Untersuchungen (Bluttest, Lungenfunktionstest, EKG), bekommt Anästhesie und OP erneut erklärt, wird letztmalig durch den Chefarzt untersucht, und erledigt auch noch die ganzen Formalitäten bei der Aufnahme. Was soll ich sagen? Ich war in wenigen Stunden durch den gesamten Ablauf hindurch, kriegte mehrmals freundlich zu Essen und zu Trinken angeboten; die Anästhesie wurde sogar mithilfe einer Multimedia-Präsentation auf einem PC gezeigt: alles vom Feinsten.
Als ich mit allen Untersuchungen durch war, konnte ich nochmal in Ruhe nach Hause gehen und auch dort übernachten. Erst am nächsten Morgen gegen sieben Uhr musste ich zur OP anreisen. Diese verlief wunschgemäß, ich hatte zwar arge Schmerzen, bekam aber zügig und ausreichend Medikamente dagegen. Die folgenden 6 Tage auf der Station waren sehr angenehm. Der Chefarzt schaute 2x täglich persönlich nach dem Befinden seiner Patienten, die Schwestern waren durch die Bank superfreundlich und zum Teil so lustig, dass man aufgrund der Operationsnarbe Schmerzen vor Lachen bekam. Nachts schaut regelmäßig eine Nachtschwester nach dem Rechten, es ist wirklich alles absolut perfekt gelaufen. Das Essen ist einfach, aber völlig in Ordnung, insgesamt herrscht eine unglaublich ruhige und unstressige Atmosphäre. Am 6. Tag nach der OP wurde ich entlassen, auch dies ging völlig reibungslos.
Daher meine Empfehlung: Wer mal ein Krankenhaus ohne Hektik und Chaos erleben möchte, der ist im BWK wirklich gut aufgehoben, zumindest was die HNO angeht; wie es auf den anderen Stationen zugeht, kann ich natürlich nicht sagen.
Und Sie: Berichten Sie doch mal von den Erfahrungen mit Berliner Krankenhäusern. Gibt es Lob für andere Häuser? Ich bin gespannt.