Jeden Morgen beim Frühschwimmen das gleiche Bild: Das Bad ist noch fast leer, keine herumtobenden Kinder, keine flanierenden Teenies, keine Sonnenanbeter auf Strandlaken. Nur Schwimmer, die eifrig das Becken rauf und runter pfügen. Kopf eintauchen, prusten, auftauchen, Luft holen, wieder eintauchen. Das bisschen Mensch, das da aus den Wellen ragt, sieht schwimmbebrillt ziemlich uniform aus.
Umso auffälliger sind diejenigen, die hier nicht zielstrebig ihre Bahnen ziehen.
Da wäre das Bleienten-Duo. Die klassische Besetzung: zwei ältere Damen, die halb so schnell schwimmen wie alle anderen, dafür jedoch nebeneinander und meist mitten im Becken. Das Hindernis ist zum Glück gut zu erkennen: Steif recken die Damen ihre Hälse weit aus dem Wasser, damit die gut frisierten und einparfümierten Locken keinen Schaden nehmen.
Weitaus amüsanter anzuschauen: die nahtlos gebräunte Schönheit, die sich jeden Morgen Schaumstoff-Gamaschen um die durchtrainierten, schlanken Waden schnallt. Bojenartig steht sie dann aufrecht im Wasser und joggt mit angestrengtem Gesichtsausdruck fast auf der Stelle.
Den Vogel schießt jedoch jene Lady ab, bei der ich nicht genau weiß, ob sie zum Sporteln ins Prinzenbad gekommen ist, oder nur, um am frühen Morgen die Herren ein wenig aufzumischen. Oben ohne stolziert sie am Beckrand entlang, hüpft höchstens mal kurz ins Becken, um sich dann mit einer gut einstudierten lasziven Bewegung wieder aus dem Wasser zu stemmen, und legt schließlich ein Laken direkt neben das Schwimmbecken, auf dem sie dann Sit-Ups macht.
Nein, langweilig wird es wirklich nicht, morgens im Freibad.
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Der Bär groovt!