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Chinesen verteilen ihren Reichtum in der Welt

Es ist noch keine zwei Jahre her, da hegten die europäischen Regierungschefs für eine kurze Zeit die Hoffnung, China könne dazu beitragen, der Euro-Zone aus der Krise zu helfen. Immerhin verfügt die Volksrepublik über gewaltige Devisenreserven und weiß gar nicht wohin mit dem vielen Geld. Und die Europäer waren nicht die einzigen Bittsteller. Auch US-Außenministerin Hillary Clinton bat bei ihren mehreren Begegnungen mit chinesischen Regierungsvertretern darum, weiter in die USA zu investieren. Dabei ist China bereits jetzt der größte Gläubiger der USA.

Vage sagte die chinesische Führung beiden Hilfe zu. Doch zumindest was Europa betrifft, passierte seitdem nicht allzu viel. Ein paar portugiesische Staatsanleihen hier, ein paar spanische dort – einen spürbaren Einfluss hatten die chinesischen Investitionen auf den Verlauf der Euro-Krise nicht. An griechische Papiere wagten sich die Chinesen so gut wie gar nicht heran. Von den USA kauft China zwar weiterhin Staatsanleihen, aber das hat das Land auch vorher schon getan. Vielleicht haben sich die Chinesen gedacht: Warum sollten wir den beiden reichsten Wirtschaftsräumen der Welt helfen, wenn die Armut bei uns doch noch so hoch ist? Weiter„Chinesen verteilen ihren Reichtum in der Welt“

 

Die Mär des unterbewerteten Yuan

Zuweilen denke ich: Einige westliche Beobachter auf China bilden sich ganz schön was ein. Da wettern sie jahrelang gegen die Chinesen und behaupten, die chinesische Währung, der Yuan, sei unterbewertet. Die Volksrepublik würde sich auf diesem Wege Exportvorteile verschaffen. Dann hält die chinesische Zentralbank die chinesische Wirtschaft für robust genug und lässt den an den US-Dollar gekoppelten Yuan um ein Prozent schwanken; der Yuan wertet zum Dollar und Euro tatsächlich etwas auf. Der Westen glaubt, allein der Druck des Westens hätte Chinas Zentralbank dazu gebracht.

Vergangene Woche erörterte die staatliche Zeitung China Securities Journal in einem Artikel die Frage, welche Folgen es hätte, wenn der Wert des Yuan nach Jahren der Aufwertung wieder fällt. Prompt schlägt der Westen Alarm: China werte wieder gezielt ab.

Abgesehen davon, dass auch in den chinesischen Staatsmedien gerade in wirtschaftspolitischen Fragen inzwischen sehr viele unterschiedliche Einschätzungen und Forderungen kursieren und sie deswegen schon lange nicht mehr automatisch offizielle Politik darstellen – was für eine Vereinfachung. Weiter„Die Mär des unterbewerteten Yuan“

 

China-Afrika – der neue globale Handelsstrom

In Deutschland wird viel darüber berichtet, wie  Chinesen in Massen auf den afrikanischen Kontinent strömen, investieren, Straßen bauen und die kostbaren Rohstoffe abschöpfen. Dass der Handelsstrom aber längst in beide Richtungen geht, ist viel weniger bekannt. Im alten Teil der Hafenstadt Guangzhou beispielsweise gibt es im Viertel Xiaobei einen großen afrikanischen Kleidermarkt. Längst hat sich im ganzen Land herumgesprochen: Xiaobei ist das Viertel von Chinas Afrikanern.

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Chinas zwei Wachstumsgeschwindigkeiten

Baukräne, so weit das Auge reicht. In der Zwei-Millionen-Stadt Xining sind es bei Weitem nicht nur Hochhäuser für Büros und Wohnungen, die am Ufer des Huangshui-Flusses hochgezogen werden. Hinter der Bergkette, etwa fünf Kilometer entfernt, steht ein Industriepark mit vielen modernen Fabrikhallen.

Noch haben sich in der Hauptstadt von Qinghai, einer der ärmsten Provinzen in China, zwar noch nicht viele größere Unternehmen angesiedelt. Dennoch boomt es in Xining. Die Wirtschaft wuchs 2010 um 18,2 Prozent und auch im vergangenen Jahr war die Wachstumsrate zweistellig. Auf der noch recht neuen Einkaufsstraße in der Innenstadt kommen die Menschen mit voll bepackten Tüten aus den Kaufhäusern. In Xining ist vom chinesischen Wachstumseinbruch nicht viel zu spüren.

Ganz anders hingegen die Situation in Wenzhou in der Küstenprovinz Zhejiang: Bis vor Kurzem war Wenzhou mit mehr als 400.000 kleinen und mittleren Betrieben eine der wirtschaftsstärksten Städte in China überhaupt. Jetzt kriselt es in der Fünf-Millionen-Hafenstadt – und zwar ganz gewaltig. Kredite versiegen oder können nicht  zurückbezahlt werden, Fabriken machen dicht. Nachdem Arbeitnehmer noch bis Ende des Jahres Lohnerhöhungen im zweistelligen Prozentbereich durchsetzen konnten, sind viele von ihnen ihre Jobs inzwischen ganz los. Über der einstigen Glitzermetropole kreist der Pleitegeier. Weiter„Chinas zwei Wachstumsgeschwindigkeiten“

 

Die Rückkehr der Staatswirtschaft

Es ist noch kein Jahrzehnt her, da hat so manch ein westlicher Unternehmer ein chinesisches Staatsunternehmen noch mit den maroden volkseigenen Betrieben der DDR oder der Sowjetunion verbunden. Und zugegeben: Viele von ihnen wirkten tatsächlich so. Der Morgen begann um sechs mit einem Appell und Marschmusik, in Einheiten marschierten die  Arbeiterinnen und Arbeiter dann in ihre Fabrikhallen. An den Wänden hingen rote Banner mit der Aufschrift: „Wir tragen zum Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft bei“. Und nachmittags, pünktlich um fünf, schrillte eine Klingel und die Arbeiterinnen und Arbeiter verließen die Fabrikhallen und begaben sich in die betriebseigenen Wohneinheiten. Arbeit hatte vor allem einen Zweck: Die Menschen sollten irgendwie auf Trab gehalten werden. Zugleich waren diese Großbetriebe Ressourcenfresser, personell überbesetzt und ihre Produkte alles andere als wettbewerbsfähig.

Während die Volkskombinate der DDR und auch ihre Pendants in den ehemaligen Bruderstaaten längst der Geschichte angehören, sind in der Volksrepublik Staatsunternehmen noch immer sehr weit verbreitet. Sie tragen zu rund 40 Prozent der chinesischen Gesamtproduktion bei. Und nicht nur das: Sie sind inzwischen die profitabelsten Unternehmen der Welt. Weiter„Die Rückkehr der Staatswirtschaft“

 

Droht China nach Inflation nun Deflation?

Noch vor einem halben Jahr galt Chinas Wirtschaft als überhitzt. Zwischendurch warnten Ökonomen auch mal vor Stagflation in der Volksrepublik. Nun heißt es, China stehe vor einer Deflation. Was denn nun?

Tatsächlich lag die Inflationsrate im Juni bei 2,2 Prozent und damit so niedrig wie seit fast zweieinhalb Jahren nicht mehr. Die Erzeugerpreise fielen im Vorjahresvergleich sogar um 2,1 Prozent. Vor einem Jahr kämpfte die chinesische Führung noch mit Preissteigerungen von fünf Prozent und mehr. Dass die Inflation nun sinkt, verstärke den Eindruck, dass das Wachstum in China an Fahrt verloren habe, so eine Reihe von Medienberichten. Ich halte diese Krisenmeldungen aus der Volksrepublik jedoch für übertrieben.  Weiter„Droht China nach Inflation nun Deflation?“

 

Warum Chinas Banken zu den Größten der Welt gehören

Zumindest die Namen der Banken klingen noch nach sozialistischer Planwirtschaft. Die „Industry and Commercial Bank China“ (ICBC) sollte vor allem die Maschinenbauindustrie und den Handel finanzieren. Die „China Construction Bank“ (CCB) war für die Bauindustrie zuständig und die „Agricultural Bank China“ (ABC) für die Landwirtschaft. Alle drei Banken befinden sich zwar nach wie vor in Besitz des chinesischen Staates. Diese strikte Trennung wird aber nicht mehr wirklich eingehalten. Grundsätzlich agieren sie wie andere Geschäftsbanken auch – und sind die größten der Welt. Weiter„Warum Chinas Banken zu den Größten der Welt gehören“

 

Erst eine Sonderzone, dann die ganze Welt

Als ich Mitte der achtziger Jahre das erste Mal in Shenzhen war, gab es an den Buchten zwischen den Hügeln wirklich nicht mehr als ein paar Fischerdörfer zu sehen, und nur etwas weiter im Landesinneren entstanden die ersten Fabrikhallen. Chinas Staatsoberhaupt Deng Xiaoping hatte die Gegend an der Grenze zu Hongkong erst kurz zuvor zur Sonderwirtschaftszone erklärt und damit freie Marktwirtschaft im damals noch wirklich sozialistischen China zugelassen. Viel war aber noch nicht los.

Heute ist Shenzhen eine der pulsierendsten und modernsten Metropolen der Volksrepublik und hat bereits doppelt so viele Einwohner wie Hongkong, einen inzwischen sehr viel größeren Hafen und dürfte auch in der Wirtschaftskraft schon bald Hongkong übertrumpfen. Was Deng Xiaoping vor 30 Jahren lediglich als Experiment begonnen hatte, ist die Musterstadt des modernen chinesischen Kapitalismus. Nun wird die Gegend um Shenzhen erneut als Experimentierfeld genutzt. Weiter„Erst eine Sonderzone, dann die ganze Welt“

 

China bereitet sich auf den Fall der Fälle vor

Vor Kurzem habe ich mich mit einem chinesischen Banker unterhalten. Als wir auf die Krisenpolitik in Europa zu sprechen kamen, reagierte er verwundert. Er fragte mich: Wie kann ein so kleines Land wie Griechenland den wohlhabendsten Kontinent der Welt in den Ruin treiben? Mit solchen ökonomischen Schwergewichten wie Deutschland, Frankreich und Italien müsse die Euro-Zone doch imstande sein, die Schuldenmisere ihrer Krisenländer selbst zu bewältigen.

Die Führung in Peking habe auch massive Probleme, ihre überschuldeten Provinzen wie etwa Guangdong oder den Stadtstaat Chongqing zu disziplinieren und sie dazu zu bringen, ihre Finanzlöcher zu stopfen. An einen Rauswurf würde aber niemand in Peking denken. Auch Washington würde ja nicht auf die Idee kommen, die völlig überschuldeten Bundesstaaten Kalifornien oder Florida aus dem Staatenverbund zu schmeißen, sagte er. Und ich glaube: So wie der Banker denken in China derzeit viele, die sich mit dieser Materie befassen. Weiter„China bereitet sich auf den Fall der Fälle vor“