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Helmtest: Radkappe und Helmetui

© Radkappe
© Radkappe

Ich suche einen Helm. Momentan greife ich nur zu dem Kopfschutz, wenn ich sportlich unterwegs bin – ich hätte aber gern einen Helm für die Stadt. Einen schicken, den ich gern trage, auch wenn ich nur ein paar Meter langsam mit dem Rad zum Büro oder zum Supermarkt trödle. Einen, der sich je nach Mütze unkompliziert einstellen lässt. Mein zweiter Versuch: die Radkappe und zum Aufbewahren des Helms am Fahrrad den Helmmate.

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Im Rock aufs Rennrad

Penny In Yo Pants from Johanna Holtan on Vimeo.

Röcke und Fahrräder passen nicht gut zusammen – diese Erfahrung machen viele Frauen, insbesondere wenn sie im Rock aufs Rennrad steigen wollen. Dass beides doch harmoniert, zeigen die Frauen von „Penny in yo‘ Pants“. In dem oben stehenden Video machen sie vor, wie es geht: Geldstück von hinten gegen die beiden Stofflagen drücken, Stoff und Geldstück mit einem Gummiband umwickeln und fertig ist die Hose. Ich habe es ausprobiert und es funktioniert. Nachmachen lohnt sich.

 

Der Mann für den feinen Unterschied

© The Bike Book - Lifestyle. Passion. Design. published by teNeues
© The Bike Book – Lifestyle. Passion. Design. published by teNeues

Der Sattel ist aus Ziegenfell, Stierhörner ersetzen den Lenker und der Bremshebel kommt aus England und ist eigentlich eine Badezimmer-Armatur. Wer hinter dem Erbauer dieses ungewöhnlichen Fahrrads einen egozentrischen Macho vermutet, liegt falsch. Dirk de Günther ist unglaublich freundlich, zugewandt und neugierig auf sein Gegenüber. Das muss er auch sein. Denn der Wahlberliner baut seinen Kunden Traumräder. Dabei weiß er sogar häufig genauer, wovon sie eigentlich träumen, als die Kunden selbst.

Ein schönes Beispiel dafür ist seine Beratung eines Immobilienmaklers. Als dieser aus seinem Bentley stieg und auf die kleine Manufaktur in Berlin-Charlottenburg zusteuerte, wusste der Fahrraddesigner sofort, was der Kunde für ein Fahrrad brauchte: einen gemufften Rahmen aus den sechziger Jahren, ohne jegliches Plastik, dafür mit Pedalen, Griffen und einem Kettenschutz aus Leder.

Dem Bentley-Fahrer gefiel das – bis er mit de Günther über die Farbe diskutierte. Der Kunde wollte schwarz. Aber sein Gegenüber winkte ab. Das passe nicht zu ihm, er sei nicht so ein kantiger Typ, erklärte de Günther. Der Kunde war skeptisch. Als ihm der Fahrraddesigner dann jedoch erklärte, dass er sicherlich nie schwarze Anzüge trage, sondern dunkelblaue, dunkelbraune oder dunkelrote, hielt der Immobilienmakler inne. So genau hatte ihm ein Fremder noch nie seinen Kleiderschrank beschrieben. Das Rad wurde dunkelblau.

Es sind Nuancen, für Laien oft kaum erkennbar, die den Unterschied ausmachen zwischen schön und perfekt. De Günther ist Fachmann für den feinen Unterschied.

Dirk de Günther vor seinem Laden in Berlin Charlottenburg © Reidl
Dirk de Günther vor seinem Laden in Berlin-Charlottenburg © Reidl

© Deginder Cycle Manufactur
© Deginder Cycle Manufactur

Sein Technikverständnis verdankt Dirk de Günther zum Teil seinem Vater. Der hatte ein Fahrradgeschäft und sein Sohn dadurch Zugang zu den neuesten Modellen – von klein auf. „Meine Mutter sagte immer, dass ich erst Fahrrad fahren und dann laufen konnte“, erzählt er.

Schon als Knirps hatte er eine sehr genaue Vorstellung davon, wie sein Rad aussehen sollte. Nämlich „clean“, wie er sagt. Man könnte auch sagen, der Kleine war ein Purist. Licht, Schutzbleche und Klingel fand er überflüssig und baute sie regelmäßig ab. Zum Ärger seines Vaters, der stillschweigend alles wieder anschraubte. Darüber wunderte sich der Junge zwar, aber es hielt ihn nicht davon ab, es wieder abzuschrauben. „Es war das ein ständiges Hin und Her“, erinnert sich de Günther.

An sein erstes Kinderrad habe er Fußrasten montiert und mit dem Rad Tricks gemacht, erinnert er sich. 50 Meter sei er damit auf dem Hinterrad gefahren. „Ich war natürlich stolz wie Oskar, wenn die großen Jungs gestaunt haben, was ich Knirps alles kann“, sagt er heute.

Als Erwachsener geriet seine Liebe zu Fahrrädern zwischenzeitlich ein bisschen in Vergessenheit. De Günther wurde Kfz-Mechaniker, studierte BWL, arbeitete als Manager in Hamburg und sammelte Autos – englische Oldtimer. Dann machte er sechs Jahre Urlaub. Irgendwann hat er mit seiner Frau eine Modeboutique in Berlin betrieben.

© Deginder Cycle Manufactur
© Deginder Cycle Manufactur

© Deginder Cycle Manufactur
© Deginder Cycle Manufactur

In der Hauptstadt fand er in einer Hecke ein völlig eingewachsenes Rad aus den dreißiger Jahren. Da er sich schon lange wieder ein Fahrrad wünschte, nahm er es mit und putzte es heraus: Der Rahmen bekam einen neuen Lack, die Pedale überzog er mit Leder, ebenso die Griffe und den Sattel. Damit fuhr er durch die Stadt.

Was dann geschah, war für de Günther eine Überraschung: Die Leute auf der Straße sprachen ihn an. Ihnen gefiel das Rad, und sie wünschten sich ein ähnliches. De Günther hörte ihnen zu, machte Vorschläge und baute so erst in Gedanken, später dann in seiner Werkstatt neue Räder auf.

Seitdem hantiert er mit Fahrradrahmen aus dem vergangenen und dem neuen Jahrhundert. Er macht aus alten wie neuen Rädern etwas komplett anderes. Dafür wird geschraubt, gelötet, lackiert, genäht, überzogen, verziert, verchromt und auch mal vergoldet. Wenn die guten Stücke seinen Laden verlassen, sind sie für de Günther „Kunstwerke“.

Inzwischen ist die Deginder Cycle Manufaktur eine bekannte Marke. Seine Räder zieren Designbücher, sie stehen zu Werbezwecken auf Messen und vor Designergeschäften.

Aber unabhängig davon, für wen de Günther ein Rad fertigt: Entscheidend für ihn ist, dass seine Räder zu ihren Besitzern passen und sie glücklich machen. Jeden Tag, bei jeder Fahrt immer wieder ein kleines bisschen aufs Neue.

© Deginder Cycle Manufactur
© Deginder Cycle Manufactur