Vom 11. bis zum 14. Juni treffen sich Fahrradexperten aus der ganzen Welt zur Velo-City in Wien. An den vier Tagen werden in Vorträgen, Workshops und Seminaren die neuesten Entwicklungen diskutiert und Meinungen ausgetauscht, immer mit dem Ziel, den Radverkehr international weiter auszubauen. Seit ihrer ersten Ausgabe im Jahr 1980 in Bremen hat sich die Konferenz zu einer der führenden Veranstaltungen zum Thema Fahrradfahren entwickelt. Das Treffen steht in diesem Jahr unter dem Motto „The Sound of Cycling – Urban Cycling Cultures“.
Eingebettet ist die Konferenz in die Wiener Radwoche, die den theoretischen Teil mit einem bunten Programm aus Bike-Shows, Modenschauen, Konzerten und Veranstaltungen wie Bike Yoga ergänzt. Außerdem werden die Cycling Visionaries Awards verliehen. Bei diesem neu konzipierten Wettbewerb zeichneten die Veranstalter im Vorfeld 60 kreative und zukunftsweisende Projekte und Ideen aus, die langfristig wichtig für das Fahrradfahren sind. Hier sind sämtliche Projekte aufgeführt. Weiter„Velo-City in Wien: Trends diskutieren, spannende Projekte entdecken“
Im vergangenen Jahr hat die New Yorker Verkehrsbehörde eine Aktion für mehr Sicherheit für Radfahrer gestartet. Mit einem kurzen TV-Spots und Aufklebern warb sie bei Taxikunden für mehr Aufmerksamkeit beim Aussteigen. Im Blog gibt es darüber hier mehr Infos. Jetzt ziehen in Deutschland der ADFC und der Deutsche Taxi- und Mietwagenverband (BZP) nach. Sie haben einen Warnaufkleber entwickelt, der die Fahrgäste vor dem Türöffnen an den Schulterblick auf die zurückliegende Fahrbahn erinnern soll.
Der orangefarbene Aufkleber ist sinnvoll. Laut ADFC Verkehrsexperten Roland Huhn, können Radfahrer selbst durch vorausschauendes Fahren und Sicherheitsabstand diese Unfälle kaum vermeiden. Er schätzt ihren Anteil auf sechs bis sieben Prozent Radunfälle. Oft werden die Radler dabei schwer oder auch tödlich verletzt.
Für den ADFC ist der Aufkleber aber nur ein erster Schritt. Die eigentliche Forderung des Verkehrsklubs ist, dass die Autobranche die vorhandene Technik nutzt, um Auto- und Radfahrer rechtzeitig voreinander zu warnen. Das ist möglich: Ein Signal am Heck des Fahrzeugs könnte dem Radfahrer anzeigen, dass der Fahrer die Tür öffnen will. Gleichzeitig melden Abstandsensoren ins Innere des Wagens etwa durch vibrierende Handgriffe, dass ein Radfahrer in den Gefahrenbereich kommt.
80.000 Taxen und Mietwagen mit Fahrer sind in Deutschland im Einsatz, viele im Stadtverkehr. Der Warnaufkleber, der die Fahrgäste auch ans Gurtanlegen erinnert, wird jetzt mit einer Startauflage von 100.000 Stück an die Taxiunternehmer im BZP verteilt. Außerdem kann man sich den Aufkleber hier ausdrucken.
Radfahrer werden von Politikern und anderen Verkehrsteilnehmern gerne als notorische Regelbrecher dargestellt. Dabei nutzen die meisten Radfahrer auch das Auto oder öffentliche Verkehrsmittel oder sie sind als Fußgänger unterwegs. Aber was macht Radfahrer zu vermeintlichen Störenfrieden auf der Straße, und welchen Anteil haben die übrigen Verkehrsteilnehmer?
Immer wieder sorgt die Frage für Streit, wer das Vorrecht auf der Straße hat, wenn parallel ein Radweg dazu verläuft. Was meinen Sie?
Autofahrer sehen Radler natürlich auf dem Radweg. Allerdings glauben viele Radfahrer, dass sie qua Gesetz auf der Fahrbahn fahren dürfen. Sind das alles Rowdies? Keineswegs. Seit 1997 sollen Radfahrer tatsächlich auf der Straße fahren – doch die Gesetzesänderung hat sich nicht herumgesprochen.
Daneben gibt es eine ganze Reihe solcher Regeln und Empfehlungen. Aber sie werden nicht eingehalten, weil sie kaum jemand kennt. Oder hätten Sie gewusst, dass Radfahrer in der Fahrbahnmitte unterwegs sein sollen, wenn rechts Autos parken? Der Grund ist einfach: Nur so reicht der Abstand aus, wenn sich eine Fahrzeugtür überraschend öffnet. Das Oberlandesgericht Hamm hat ebenfalls vor Jahren in einem Urteil festgelegt, dass Autofahrer beim Überholen mindestens 1,5 Meter Seitenabstand zum Radfahrer einhalten müssen. Werden auf den Rädern Kinder transportiert, beträgt der Abstand sogar zwei Meter.
Neue Verkehrsregeln lernen die meisten nicht mehr
Das Problem ist, dass viele die neuen Verkehrsregeln gar nicht lernen. In der Grundschule absolvieren Kinder ihre Fahrradprüfung, dann passiert lange Zeit nichts. Zehn Jahre später lernen die meisten jungen Erwachsenen für ihre Führerscheinprüfung und anschließend passiert gar nichts mehr. Dabei gibt es immer wieder neue Verkehrsregeln.
Von 1966 bis 2005 gab es noch die Fernsehsendung der 7.Sinn, eine Art Verkehrserziehung vor allem für Autofahrer und erwachsene Verkehrsteilnehmer. Sie behandelte neben Alltagssituationen auch psychologische Themen wie etwa Aggression im Straßenverkehr. Eine Neuauflage haben die Rundfunkanstalten nicht eingeplant, obwohl Politiker und Verkehrsexperten vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) und Deutscher Verkehrssicherheitsrat (DVR) dazu raten.
Aber es sind nicht nur die normalen Verkehrsteilnehmer, die Lücken bei den neuesten Regeln haben. Selbst Verkehrsplaner haben anscheinend Nachholbedarf, sagt VCD-Projektleiter Wasilis von Rauch. Die Infrastruktur mache es Radfahrern oft schwer, die Regeln einzuhalten. Bei der Planung von Kreuzungen werden sie häufig nicht bedacht, so fehlen beispielsweise immer wieder angemessene Abbiegemöglichkeiten oder Umleitungen an Baustellen. Eine Autospur, die abrupt an einer Baustelle endet, ist in Deutschland undenkbar. Für Radfahrer gehören solche Situationen zum Alltag. Aber was dann tun?
Ohne Umleitung kann der Radfahrer zwischen verschiedenen Regelbrüchen wählen: Entweder er fährt auf dem Bürgersteig oder in Gegenrichtung auf dem Radweg der anderen Seite oder auf der Straße, wo Autofahrer ihn nicht haben wollen. Natürlich, er kann auch Minuten lang schieben – was aber längst nicht jeder macht.
„Was kann man Fahrradfahrern an Umweg zumuten, ohne dass sie sich als Radfahrer diskriminiert fühlen?“, fragt von Rauch. Soll das Fahrrad als gleichberechtigtes Verkehrsmittel dem Auto auf der Straße gleichgestellt werden, müsste hier dringend eine Antwort gefunden werden.
Straßenbauliche Fehlplanungen zwingen Radler zu Verkehrsdelikten
Ohne Frage gibt es Radfahrer, die bei Rot die Straße überqueren. Und einige wird man auch mit den radfahrerfreundlichsten Regeln nicht davon abhalten können, sich nicht an die Straßenordnung zu halten. Aber viele Verkehrsregeln berücksichtigen Radfahrer nicht ausreichend. Es wäre Zeit, dass die Bundesregierung hier nachbessert. Für den VCD ist das die Basis für ein besseres Miteinander im Verkehr – und mehr Verkehrssicherheit. Die Kür ist es dann, innovative Wege auszuprobieren. Als Beispiel nennt von Rauch ein interessantes Projekt aus Frankreich: Dort ist es Radfahrern seit 2012 an bestimmten Kreuzungen erlaubt, an einer roten Ampel rechts abzubiegen oder, sofern keine Rechtsabbiegerspur existiert, geradeaus zu fahren. Die Radfahrer müssen dabei nur die Vorfahrt der anderen Verkehrsteilnehmer beachten. Die Idee war, dass durch die Regelung der Radverkehr flüssiger und zügiger rollt und die Staus an Kreuzungen zurückgehen. Vor der landesweiten Einführung wurde die neue Regelung zwei Jahre lang in den Städten Bordeaux, Nantes und Straßburg getestet.
Den Aufschrei, den eine solche Regelung hierzulande auslösen kann, kann ich mir gut vorstellen. Das Verständnis für Radfahrerbelange muss erst entstehen. Zu lange waren Velos Randerscheinungen im Verkehr. Ihre Rolle als gleichberechtigtes Verkehrsmittel müssen sie sich erst noch erstreiten.
Update: Einige Leser haben mich auf eine Doppelung hingewiesen sowie auf ein fehlendes Wort, beides wurde korrigiert, vielen Dank!