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Weltreise mit Nebenwirkungen

© Felix Stark
© Felix Starck

Einmal mit dem Fahrrad um die Welt: Das klingt verlockend nach Freiheit, Unabhängigkeit und selbstbestimmtem Leben. Dass Radfahrer, die zu solchen Touren aufbrechen, auch Heimweh bekommen, sich fiese Krankheiten einfangen oder sich mit ihren Mitfahrern streiten, daran denkt meist niemand. Kommt aber vor

Bei Felix Starck war es so. Vor noch nicht mal einem Jahr brach er mit einem Kumpel zu einer Weltreise auf. Die beiden waren damals 23 und 25 Jahre alt. Zwei Jahre wollten sie unterwegs sein; Europa, Kasachstan, Indien, Singapur, Australien, Hawaii und Amerika standen unter anderem auf ihrem Reiseplan. Ein Traum. Doch nach sechs Wochen landeten sie wieder in Deutschland. Weiter„Weltreise mit Nebenwirkungen“

 

Radfahren macht glücklich

Neun Gründe, die Sie vom Radfahren abhalten”, hieß es neulich auf Wirtschaftswoche Green. Die Wissenschaftlerin Sophia Becker erklärte in dem Text sehr rational, wie man Ausreden beseitigt, die einen vom Radfahren abhalten. Haupttriebkraft sei der Wunsch, „mehr Gutes für uns und die Umwelt zu tun“. Ich bezweifle, dass dieses lobenswerte, aber eben auch sehr nüchterne Argument Menschen wirklich aufs Rad zieht.

Einfach, schnell und bequem muss Radfahren sein, dann setzen sich die Menschen auf Fahrrad. Das ist das Credo, das Kopenhagens Fahrradbotschafter Mikael Colville-Andersen seit Jahren verbreitet. Inzwischen ist die dänische Hauptstadt so etwas wie ein Gradmesser für das Must-have an Radinfrastruktur in lebenswerten Metropolen.

Ein wichtiger Grund für den Umstieg liegt aber nicht in der Infrastruktur oder der Technik, sondern in uns selbst. Denn Radfahren macht glücklich.

Zugegeben, nicht immer sofort. Morgens brauche ich eine Weile, bevor ich im Sattel richtig wach werde. Da können die ersten Meter schon mal quälend sein. Man fragt sich dann, warum die Beine eigentlich so schwer sind, obwohl man am Vorabend keinen Wein getrunken hat. Aber kurze Zeit später, wenn der Puls langsam Fahrt aufnimmt und die Beine ihren Rhythmus gefunden haben, ist das vergessen. Dann fährt es sich leicht, und ich komme wach und gut gelaunt im Büro an.

Außerdem hilft Radfahren beim Denken. Jeder kennt das: Beim Laufen oder Radfahren kommt einem eine gute Idee oder plötzlich die Lösung für ein verzwicktes Problem in den Sinn. „In Bewegung ist die Gehirnaktivität viel höher als in Ruhe“, erklärt Sportmediziner Achim Schmidt von der Sporthochschule in Köln dieses Phänomen.

Aber Radfahren aktiviert nicht nur die Gehirnaktivität. Es hilft auch Abstand zu gewinnen. Nach einem Streit, einem langen Arbeitstag oder vielen Stunden auf einer schönen Feier ist es immer wieder eine Wohltat, mit dem Rad nach Hause zu fahren. Ob man beflügelt in die Pedale tritt, sich den Ärger von der Seele fährt oder einfach langsam dahingleitet und die frische Luft genießt, ist gleichgültig – es geht einem gut, wenn man vom Rad steigt.

Eine nette Begleiterscheinung: Man nimmt seine Umgebung besser wahr. Während man in der U-Bahn ohne etwas zu sehen von einem Ende der Stadt zum anderen kutschiert wird, sieht man mit dem Rad jede Veränderung der Stadt. Momentan riecht es an allen Ecken nach Frühling. Man spürt den Wind im Gesicht und die Wärme an den Beinen, das steigert das allgemeine Wohlbefinden.

Radfahren ist emotional, Radfahren ist haptisch, Radfahren ist ein Befindlichkeitsmesser – und es macht vor allem Spaß. Und das ist letztlich der einzige Punkt, der Menschen dazu bewegt, das Auto stehen zu lassen und aufs Rad zu steigen. Wer Radfahren hasst, wird nicht damit beginnen, nur um damit die Umwelt zu schonen.

 

Radfahrerinnen vereinigt euch!

Radsport ist Männersport – denken jedenfalls viele. Dabei sind Frauen durchaus anspruchsvoll und erfolgreich auf Rennrad und Mountainbike unterwegs. In gemischten Gruppen sind sie jedoch häufig in der Minderheit, und viele Frauen suchen erfolglos Gleichgesinnte für gemeinsame Ausfahrten. Rapha (Radsportbekleidung) und Specialized (Räder, Komponenten und Fahrradbekleidung) wollen das ändern. Sie organisieren in den kommenden Monaten verschiedene Treffen und gemeinsame Ausfahrten, um Einsteigerinnen und erfahrene Radfahrerinnen zusammenzubringen.

Im vergangenen Jahr hat Rapha zum ersten Mal zur Frauen-Radausfahrt Women’s 100 eingeladen. Rund 4.000 Frauen waren dem Aufruf gefolgt und entweder alleine oder in Gruppen ihre 100 Kilometer gefahren. Die Mitfahraktion für alle rennradfahrenden Frauen weltweit wird am 20. Juli wiederholt. Über die Facebook-Seite oder direkt bei Rapha kann man sich anmelden.

„Es gibt viele sehr starke Frauen, die in Männergruppen unterwegs sind. Manchen ist aber die Hemmschwelle zu hoch“, sagt Rapha-Sprecherin Ricky Buckenlei. „Außerdem ist es schön, wenn man sich mit Frauen austauschen kann. Es macht einfach Spaß gemeinsam unterwegs zu sein“, ergänzt Annegret Ernst, Sprecherin von Specialized. Damit haben die beiden Recht. Die Stimmung in reinen Frauengruppen ist häufig anders als in gemischten Gruppen. Ich höre von vielen Einsteigerinnen oder Frauen, die seit vielen Jahren nicht mehr Rennrad gefahren sind, dass sie es eigentlich gerne ausprobieren würden, aber keine Lust haben, alleine oder mit Männern loszufahren. Für sie ist das Angebot ideal.

Specialized bietet Ende des Monats in verschiedenen Specialized Concept Stores und Fachhändlern einen Women’s Ride Day an. Je nach Umfeld starten die Frauen von dort auf einem Rennrad oder einem Mountainbike. In einigen Läden werden auch Testräder zur Verfügung stehen, aber in erster Linie fahren die Frauen auf ihren eigenen Rädern. Damit sie mitfahren können, müssen sie sich vorab in einem der Concept Stores anmelden.

Den Auftakt der Women’s-Reihe macht am kommenden Mittwoch Rapha mit einem Frauen-Treff in der neuen Europa-Zentrale des Unternehmens in München. Dort werden Mitarbeiter vom Radlabor auf Wunsch Trainingstipps geben, damit sich die Teilnehmerinnen ganz individuell auf Women’s 100 vorbereiten können. Es wird eine Technik-Einheit geben, und außerdem kann an diesem Tag Radsportkleidung anprobiert werden. Das ist durchaus attraktiv, da man Rapha-Produkte sonst nur via Internet bestellen kann. Vor allem geht es aber darum, sich kennen zu lernen, nette Frauen zu finden, mit denen man gerne am Abend oder am Wochenende gemeinsam eine Runde mit dem Rad dreht.