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Efterklang-Teile in Berlin

Die KIM Bar verwandelt sich in einen heiter bis glücklichen Ort. Erschreckend.

Der Regisseur Vincent Moon hat mit der dänischen Band Efterklang! gemeinsam den Film An Island (2010) gemacht. Das wäre – außer für Fans – jetzt nicht weiter bemerkenswert, würden die Macher ihren Film nicht auf eine interessante Art und Weise in Umlauf bringen.

Auf ihrer Internetseite darf man sich darum bewerben, den Film offiziell vorführen zu dürfen. Ob öffentlich oder privat, steht jedem frei, nur umsonst muss die Veranstaltung und Platz für mindestens fünf Leute vorhanden sein. Tatsächlich haben Regisseur und Band unter den Bewerbern schon 500! ausgewählt, die den Film in den nächsten Wochen zeigen dürfen.

Heute Abend läuft An Island im KIMs. Und nach der Vorführung legen Rasmus Stolberg und Casper Clausen von Efterklang auf.

20 Uhr | 09. Februar 2011 | KIM Bar | Brunnenstraße 10 | Berlin Mitte

 

Medienkunst auf allen Kanälen

© RML CineChamber

Viel hilft nicht immer viel.

Die transmediale-Eröffnung im HKW fühlte sich an wie ein Uni-Rundgang. Der Foyerbereich erinnerte an die unordentlichen Arbeitsräume in Medienfakultäten. Vielleicht lag es an den vielen Besuchern. Aber auch die Performances hätten spannender sein können.

Beeindruckend ist hingegen die geradezu rückschrittliche Ausstellung in der Studiogalerie. Dort präsentiert LaborBerlin den Filmzyklus The Secrets Trilogy von Reynold Reynolds, bestehend aus Six Easy Pieces (2010), Secret Machine (2009) und Secret Life (2008). Das Besondere: Der Filmemacher montiert seine Videoarbeiten aus 16-Milimeter-Material und Stills, was ihnen eine eigentümliche Qualität verleiht. Und tatsächlich geht es in den surrealen Szenarien immer auch um die Wahrnehmung von Zeit und Raum, ihre medientechnischen Bedingungen und künstlerischen Ausdrucksformen. Reynolds verweist etwa auf Boticelli, Duchamp oder Muybridge. Durch die räumliche Gegenüberstellung wirken die Mehrfachprojektionen noch eindrücklicher. Aber mit dem großen Thema „Liveness“ hat das wenig zu tun.

Echtzeiterlebnisse bietet hingegen die club transmediale, zum Beispiel mit der CineChamber im HAU. Zehn Bildschirme, Boden-Vibrations-Einheiten und ein leistungsfähigem Soundsystem machen die Darbietungen zum synästhetischen Erlebnis. Und heute Abend bespielen die Box auch noch die Elektro-Klangkünstler von Signal. Carsten Nicolai, Olaf Bender und Frank Bretschneider machen nicht einfach nur elektronische Musik, sondern Kunst – auf einer soliden wissenschaftlichen Basis.

Aberwitzig hört sich auch die performative Ausstellung Regenwald 2011 im West Germany an: Es handelt sich dabei um eine Re-Interpretation von Rainforest, dass der Cage-Pianist David Tudor in den 70er Jahren komponiert hatte. Jedenfalls kommen dabei unter anderem Körperschallwandler zum Einsatz, die auf resonante Objekte im Raum sowie die Architektur selber reagieren. Die Zuschauer beleben besagten Regenwald, indem sie zwischen Künstlern und Objekten umherlaufen. Hier macht Getümmel wenigstens Sinn!

18 Uhr | 02. Feburar 2011 | HAU2 & West Germany | Hallesches Ufer 3 & Skalitzer Straße 133 | Berlin Kreuzberg

 

Sechs Tage #LIVE!?

© Morton Subotnick

Morton Subotnick eröffnet die Club Transmediale (CTM).

Dieses Jahr läuft das Festival for Adventurous Music and Related Visual Arts unter dem Motto #LIVE!?. Es fragt, was der Wunsch nach dem performativen Live-Erlebnis für die digitale Kultur bedeutet. In Theorie und Praxis untersucht die Club Transmediale, inwiefern digitale Live-Technologien und das Internet das Rezeptionsverhalten, die künstlerisch-musikalische Praxis sowie die Wertschöpfungslogik revolutioniert haben.

Neben den Konzerten und Performances rund um den Kotti und in der Maria finden im HAU die Symposien What is Live? und Festival as a Lab mit spannenden Experten statt. Außerdem stehen hier sogenannte Pioneers Rede und Antwort. Zum Veranschaulichen gibt’s dort die acht mal zwölf Meter messenden CineChamber. In dem immersiven Raum folgen auf die Arbeiten elektronischer Musiker und Medienkünstler immer wieder Live-Situationen. – Und ein paar Pausen sollte man sich schon gönnen, damit genug Kraft bleibt für die CTM Closing Party in der Panorama Bar am Sonntag Nachmittag, mit Mark du Mosch, DJ TLR, Green Velve taka Cajmere und DJ Serge.

Erst einmal übernehmen heute Morton Subotnik und Lillevan das CTM-Eröffnungskonzert im HAU. Der Pionier elektronischer Musik und der Berliner Videokünstler haben dazu die koreanische Pianistin SooJin Anjou eingeladen. In der dreiteiligen Komposition Silver Apples of the Moon Revisted vollzieht Subotnik die Entwicklung elektronischer Musik nach. Er betrachtet den Übergang von der analogen zur digitalen Technik und die Evolution vom Bühnenkonzert zur Medienperformance. Quasi ein Rundumschlag zur Einstimmung auf eine harte Party- und Lehrwoche.

20 Uhr | 31. Januar 2011 | HAU 1 | Stresemannstraße 29 | Berlin Kreuzberg

 

Ein akustisches Fest

© David Baltzer

Heute beginnt das Festival Ultraschall

Bereits zum dreizehnten Mal veranstalten das Kulturradio des RBB und Deutschlandradio Kultur das Festival für Neue Musik mit aktuellen Kompositionen aber auch Klassikern aus den letzen fünfzig Jahren. Die Konzerte fordern sowohl die Musiker als auch die Zuhörer heraus, indem sie neue Perspektiven eröffnen. Mit dem Schwerpunkt auf Ensembles stehen dieses Jahr etwa das ensemble recherche, das Arditti Quartet oder das Jack Quartett aus New York auf dem Konzertprogramm.

Zur Eröffnung wagt sich im Radialsystem V das Kammerensemble Neue Musik Berlin ganz ohne Dirigent auf die Bühne. Ihre Darbietungen haben sie um eine Partitur der britischen Komponistin Juliana Hodkinson gestrickt. Die forciert die Kommunikation der Musiker.

Morgen spielen übrigens die Musiker des Ensemble Modern vier Konzerte in der Neuen Nationalgalerie. Das Ensemble feiert sein 30-jähriges Jubiläum. Und wo geht das schöner als im Mies-van-der-Rohe-Bau?

20 Uhr | 21. Januar 2011 | Radialsystem V | Holzmarktstraße 33 | Berlin Friedrichshain

 

Ein musikalisch-archäologisches Experiment

In der tanzBar der Schaubühne vertont der israelische Folkmusiker Geva Alon eine willkürliche Grabung.

Der Abend klingt mal wirklich nach interessanten Aussichten: Der aus Tel Aviv stammende Alon spielt nicht nur eigenwillige Songs, sondern auch den Live-Soundtrack zum ebenso eigenwilligen Digging Project von Yiftach Belsky. Der israelische Fotograf hat festgehalten, was während zehn Stunden Grabung in Israel so passiert.

21 Uhr | 19. Januar 2011 | Schaubühne | Kurfürstendamm 153 | Berlin Charlottenburg

 

Zum Geburtstag viel Klangkunst

1963 hat sich der französische Fluxus-Künstler Robert Filliou einen Gründungsmythos für die Kunst ausgedacht. Sie hat demnach am 17. Januar Geburtstag. Berlin feiert den Art’s Birthday beim Elektroakustischen Salon – und zwar mit einer Testsignal-Komposition, einer Tee-Oper und einem Gitarren-Solo.

Deutschlandradio Kultur hat für absurde Klangkunst-Performances gesorgt: Zum einen testet der Hamburger Klangbastler Felix Kubin gemeinsam mit der Wiener Tanzperformerin Veronika Zott. Sie verdichten dabei Testsignale zu einer „Komposition aus Pausenzeichen, Extremfrequenzen, Voicing-Methoden und Klangkleidbewegungen“. Zum anderen gibt’s Tee zum Hören. In Ch’a Ching vertonen der chinesische Elektronik-Blogger Dickson Dee und die sibirische Obertonsängerin Sainkho Namtchylak die Vielfalt asiatischer Tee-Aromen. Und dann kommt noch Lärmpoet Arto Lindsay mit seiner E-Gitarre. Auf ihr wird er unfassbar laut spielen, während er mit seiner weichen Stimme singt. Ein Fest!

19 Uhr | 17. Januar 2011 | Berghain | Wriezener Bahnhof | Berlin Friedrichshain

 

Der Soundtrack zum Stummfilm

Giardini di Miro spielt in Berlin.

Die italienische Indie-Band tourt derzeit mit ihrem Album Il Fuoco, einer Soundtrack-Bearbeitung zum gleichnamigen Stummfilm von Giovanni Pastrone aus dem Jahr 1915. Ein paar alte Hits gibt’s auch.

21 Uhr | 15. Januar 2011 | Frannz (Kulturbrauerei) | Schoenhauser Allee 36 | Berlin Prenzlauer Berg

 

Abstrakte Raumerfahrung

© Trevor Good

Die Tanztage Berlin werden 20.

Elf Tage lang präsentieren die Sophiensaele junge Berliner Experimente in zeitgenössischem Tanz und Choreographie.

Vielversprechend könnte die Performance von Antje Velsinger und Markus Popp alias Oval sein. Die Choreografin und der Produzent abstrakter elektronischer Musik präsentieren wall / paper / wall. Das 30-minütige Stück de- und rekonstruiert Räumlichkeit im weitestmöglichen Sinne.

Samstag gibt ab 22.30 Uhr zusätzlich ein Live-Set von Oval.

18 Uhr bzw. 19.30 Uhr | 07.-09. Januar 2011 | Sophiensaele | Sophienstraße 18 | Berlin Mitte

 

Jetzt auch in der Großstadt

Joe B. Hard & The What? machen Pop, der angenehm unaufgeregt klingt.

Weil die in Weimar gegründete Band Joe B. Hard & the What? mittlerweile in Berlin lebt, kommt jetzt auch das hiesige Publikum in den Genuss der zynisch-melancholischen Songs.

21 Uhr | 05. Januar 2011 | Kaffee Burger | Torstraße 58/60 | Berlin Mitte

 

Das ästhetische Wiesel und andere Grotesken

© Stefanie Loos

Das Lunchkonzert in der Philharmonie fällt heute herrlich absurd aus.

Vanessa Barkowski singt Christian Morgensterns Galgenlieder vertont von der russischen Komponistin Sofia Gubaidulina. Dabei begleiten die Mezzosopranistin Kontrabass und Schlagzeug.

13 Uhr | 4. Januar 2011 | Foyer der Philharmonie | Herbert-von-Karajan-Straße 1 | Berlin Tiergarten