Die Regisseurin Christin König persifliert mit Die Wohngemeinschafteine selbstbezogene Gesellschaft.
Zum Leben zu blöde und zum Sterben zu feige: Katrina, Steffie und Julia leben jahrelang von der Außenwelt abgeschirmt in einer WG zusammen, als ihnen plötzlich das Geld ausgeht. In Anna sehen sie die Chance, ihre Hintern zu retten. Ist die bis zu ihrem 36. Lebensjahr schwanger, bekommt sie nämlich eine Million. Noch ist Anna Jungfrau und der 35. Geburtstag in vier Wochen…
Der Plot klingt nach einem Film, bei dem man im Fernsehen wegschaltet. Doch ob und was König dem Publikum zumutet, zeigt erst die Uraufführung. Immerhin gibt’s einen Mord.
20.15 Uhr | 26. Februar 2011 | Maxim Gorki Studio | Hinter dem Gießhaus 2 | Berlin Mitte
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Der „Krimi-Blues“ erzählt die von Missverständnissen geprägte Begegnung zweier Staaten: Ein vermeintliches Attentat ruft amerikanische und kubanische Ermittler auf den Plan. Deren Untersuchungen zeigen vor allem, wie schlecht es um Amerika bestellt steht, wie fest Kuba an die Wiedergeburt glaubt – und was für ein gutes Geschäft die Mafia bei all dem macht.
Das passiert: 2013 explodiert auf dem Flughafen von Miami eine Privatmaschine mit Floridas bekanntestem Bauunternehmer Leland Loyd und der jungen Angela Fernandez an Bord. Die Spuren führen nach Kuba, denn seit der Grenzöffnung florieren Geldwäsche und Drogenhandel zwischen Miami und Havanna. Daher nimmt nicht nur der FBI-Beamte Chet Desmond die Ermittlung auf, sondern auch der kubanische Drogendezernent und Funktionär Javier Rodriguez interessiert sich für den Fall. Was er nicht weiß: Seine Frau Maria führt ein Doppelleben. Sie verkehrte mit der toten Angela im kriminellen Milieu von Havanna, das ihr Mann so eifrig bekämpft. Und während in Havanna Desmond, Rodriguez, die amerikanische Staatsanwältin Briggs und Sheriff Stanley aneinander vorbei kommunizieren, wickeln Wirtschaftskriminelle unbekümmert ihre Geschäfte ab – Mord inklusive. Es könnte also durchaus unterhaltsam werden.
19.30 Uhr | 23. & 25. Februar 2011 | Volksbühne | Linienstraße | Berlin Mitte
Die Jungdramatiker und Schauspielstudenten der UDK haben fürs DT ein Berlin-Panorama aus Kurzgeschichten gestrickt. Ob im Prüfungsstress oder bei den Maikrawallen, ob arbeitslos oder auf der Suche nach der großen Liebe – immer lassen die Protagonisten ihre entscheidende Chance verstreichen.
Überraschenderweise scheint die Faszination an Verlierern ungebrochen; es gibt noch Restkarten für die Produktion.
20.30 Uhr | 20. Februar 2011 | Box am Deutsches Theater | Schumannstraße 13a | Berlin Mitte
Die Regisseurin Nora Schlocker zeigt eine aktuelle Madame Bovary am Maxim Gorki Theater.
Gustave Flaubert entlarvte mit dem Sittenbild aus der Provinz 1856 die Heuchelei des bürgerlichen Milieus. Die Bühnenfassung von Tine Rahel Völcker fragt, was sich an den Geschlechtermodellen eigentlich geändert hat und wie das Individuum in die materialistische Gesellschaft passt.
Der Hintergrund: Für den Landarzt Charles Bovary ist die gebildete Emma die große Liebe. Die junge Pächterstochter hofft auf den gesellschaftlichen Aufstieg und träumt von einem Leben in Leidenschaft, wie sie es aus Romanen kennt. Doch die Heirat bringt dem Paar nicht das erhoffte Glück. Denn Emma langweilen sowohl ihr Mann als auch das bürgerliche Dasein auf dem Lande. Sie kompensiert ihre Sehnsüchte mit Luxus und Affären. Sue scheitert nicht nur als Gattin, Mutter und Geliebte, sondern treibt die Familie mit ihrem Konsumrausch auch noch in den Ruin.
Empfehlenswert für Jungfamilien, die es aus dem Prenzlberg ins „Grüne“ zieht.
19.30 Uhr | 19. Februar 2011 | Maxim Gorki Theater | Am Festungsgraben 2 | Berlin Mitte
Vielleicht wird an diesem Liederabend am Deutschen Theater auch gar nicht gesungen. Setzt sich am Ende gar das Sprechtheater durch? Das Stück ist ein großes logisches Experiment über das Loslassen und die Unverschämtheit, frei sein zu müssen. Nicolas Stemann, Thomas Kürstner, Sebastian Vogel und Benjamin von Blomberg bewegen sich dabei im Grenzbereich von Theater und Musik, das Risiko zu Scheitern inklusive.
Der Liederabend „zwischen Dienstleistung und Verweigerung“ fragt, ob und wie das Aufhören möglich ist und ob wir im Ausstieg zu uns finden oder nur das Abseits. Denn wie kann es ein richtiges Leben in der falschen Gesellschaft geben, wenn Dagegen-sein immer auch Dabei-sein bedeutet?
Wie das Paradox mit Musik zusammengeht, zeigt heute die Voraufführung.
20 Uhr | 17.-19. Februar 2011 | Deutsches Theater | Schumannstraße 13a | Berlin Mitte
Der junge Regisseur Andreas Merz hat bereits 2009 mit seiner brachialen Inszenierung von Der Bauchfür unterhaltsame Abende gesorgt. Jetzt nimmt er sich eine weitere Arbeit aus dem Repertoire der Volksbühne vor. Und auch in die Revolte auf Côte 3018 des österreichisch-ungarischen Autors Ödön von Horváth geht es stürmisch zur Sache.
Die Arbeiter Moser, Oberle und Karl rackern sich am Bau der Zugspitzbahn ab. Den Aktionär und seinen ehrgeizigen Ingenieur lässt die Misere ihrer Angestellten natürlich kalt. Also kommt es zum Aufstand – mit Toten. Und dann steht plötzlich die Frage im Raum, was das nun an den kapitalistischen Verhältnissen geändert hat…
20 Uhr | 16. & 17. Februar 2011 | Volksbühne | Linienstraße 227 | Berlin Mitte
Der Regisseur Patrick Wengenroth wagt sich an die wohl bekannteste Drogenkarriere Deutschlands: das Schicksal der Christiane F. Bis heute geht von ihren Schilderungen eine morbide Faszination aus. In dem Buch Wir Kinder vom Bahnhof Zoo (1978) beschrieben Kai Hermann und Horst Rieck schonungslos, wie die Suche von Christiane F. nach Freiheit und Geborgenheit in Heroinsucht, Prostitution und Elend mündet.
Genau diesen Sog will der Regisseur auch mit seiner Bühnenfassung einfangen und fand dafür eigenwillige Wege: Die Drogen kommen bei Wengenroth nur allegorisch vor und den Schauplatz können die Besucher ohnehin auf dem Heimweg erleben. Dafür spielen den Part der Christiane F. gleich vier Schauspieler sowie der Regisseur selbst. Und gegen peinliche Betroffenheit helfen Ausflüge ins Musical-Genre, genauer gesagt Lieder von Udo Lindenberg. Denn die spiegelten für ihn die Depression der Siebziger wieder und seien zugleich völlig unpassend, erklärt Wengenroth. Wie und ob das funktioniert, zeigt heute die Premiere in der Schaubühne.
20.30 Uhr | 14 & 16-18 Februar 2011 | Schaubühne |Kurfürstendamm 153 | Berlin Charlottenburg
Das Projekt akademie der autodidakten vernetzt meist jugendliche Protagonisten mit lokalen und internationalen Künstlern. Im Rahmen des Theaterworkshops entwickeln sie am und für das Ballhaus Naunystraße gemeinsam neue Produktionen. Am Wochenende hat der Tod eines Superhelden Premiere, inszeniert von Cem Sultan Ungan, nach einem Stück von Marianna Salzmann und Deniz Utlu.
Darum geht’s: In den Sechzigern war die Welt der Superhelden noch in Ordnung. Heute schimpft man sie unangepasst, die Wirtschaft nutzt sie als Werbeträger. Nachdem den Superhelden A auch noch seine Normalo-Freundin verlassen hat, möchte er seinem Leben ein Ende setzen – was bei Superhelden bekanntlich gar nicht so einfach ist.
Nach der Premiere läuft die experimentelle Dokumentation Fake Fiction Real über die „postmigrantische Identitätssuche“ junger türkischstämmiger Menschen in Berlin. Der Regisseur Neco Çelik suchte mit Jugendlichen nach Orten in Kreuzberg 36, die sie geprägt haben.
19 Uhr | 12.-14. Februar 2011 | Ballhaus Naunynstraße | Naunynstr. 27 | Berlin Kreuzberg
Das Anstehen für Restkarten des Box Spezial dürfte sich lohnen. Joan Didion hat die Bühnenfassung ihres Buches selbst entwickelt.
In Das Jahr des magischen Denkens (2006) schildert die amerikanische Schriftstellerin den Irrsinn ihrer Trauerzeit. Didions Mann stirbt beim Zubereiten des Abendessens an einem Herzinfarkt. Das Ehepaar kommt gerade von der Intensivstation, wo ihre Tochter nach einer Lungenentzündung ums Überleben kämpft.
Nach einem neunmonatigem Schock beginnt Didion wieder zu schreiben, über ihre Partnerschaft, die Krankengeschichte der Tochter und ihre verzweifelten Versuche die Trauer zu verdrängen. Schonungslos und selbstkritisch beschreibt sie, wie ihr Verstand mit der unbegreiflichen Tatsache kämpft. Ihre klugen, persönlichen Schilderungen sind von großer Intensität.
Die Tochter stirbt kurz nach Erscheinen des Buches. Im Interview mit der ZEITspricht Didion darüber, wie sie den Schmerz überlebt hat.
20.30 Uhr | 12. Februar 2011 | Deutsches Theater | Schumannstraße 13a | Berlin Mitte
Irgendwie ist alles Scheiße. Wer Schuld hat? Man weiß es nicht. Da hilft nur abhauen und schauen, ob sich woanders nicht was Besseres findet.
17 junge muslimische, christliche und agnostische Berliner hinterfragen gemeinsam mit dem Regisseur Nurkan Erpulat die „universellen Werte“ unserer multikulturellen Gesellschaft. Sie versprechen einen wilden Abend voller ethnischer Klischees und subkultureller Codes.
Kein Wunder, dass es für die Premiere am Samstag nur noch Restkarten an der Abendkasse gibt.
19 Uhr | 05. & 06. Februar 2011 | Deutsches Theater | Schumannstraße 13a | Berlin Mitte